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·7 Juli 2025
Experte erklärt: Die Erfolgsformel des Thomas Müller

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·7 Juli 2025
Thomas Müller war bis zum Ende seiner Bayern-Zeit immer eine tragende Säule des Teams. Doch wie hat der Oberbayer es geschafft, so lange auf diesem Niveau zu performen?
Was macht einen Fußballer über 17 Profi-Jahre beim FC Bayern erfolgreich – in einem Umfeld, das für seine Härte, seine Stars und seinen ständigen Wandel bekannt ist? Dieser Frage sind Prof. Sascha L. Schmidt und sein Kollege Boris Groysberg von der WHU Otto Beisheim School of Management in Düsseldorf nachgegangen. Herausgekommen ist ein soganannter „Harvard Business Case“ über Thomas Müller – als Inspirationsquelle für Manager von morgen. In einem Interview mit der BILD erklärt Schmidt den Forschungsansatz und ihre Ergebnisse.
Für das Forschungsprojekt sprachen die Forscher nicht nur mit Müller selbst, sondern auch mit Wegbegleitern wie Karl-Heinz Rummenigge, Louis van Gaal, Teammanagerin Kathleen Krüger und Mitspielern wie Manuel Neuer oder David Alaba.
Auf die Frage, warum ausgerechnet Müller das Objekt der Forschung wurde, antwortete Schmidt: „Müller ist einer der ganz wenigen Spieler, die in ihrer ganzen Karriere nur bei einem Klub waren – wie Dirk Nowitzki, über den es übrigens auch einen ‚Harvard Business Case‘ gibt. Jemand, der so einen außergewöhnlichen Karriereweg hingelegt hat, hat viele Trainer überlebt, Managerwechsel erlebt, ganz viele unterschiedliche neue Konstellationen im Klub gehabt. Und er hat immer wieder Wege gefunden, erfolgreich zu bleiben.“
Müller sei kein Überflieger in einzelnen Disziplinen. „Müller ist überall gut, aber nirgendwo spitze. Er ist nicht der Schnellste, nicht der Dribbelstärkste, kein ‚Pass-Monster‘ wie Toni Kroos und kein Wunderstürmer wie Robert Lewandowski. Trotzdem zählt er zu den absolut besten deutschen Fußballern der Geschichte, was die Titelausbeute angeht.“
Ein Paradebeispiel: Als Lewandowski 2014 zu Bayern kam, erkannte Müller dessen Überlegenheit als Torjäger – und stellte sich neu auf. Ein zentraler Grund für seinen langfristigen Erfolg war also „seine Wandlungsfähigkeit, und zwar eine ganz bewusste Wandlungsfähigkeit. Müller hat sich immer wieder neu erfunden. Und er hat sich dabei stets die Frage gestellt: Wie kann ich für das Team den größtmöglichen Wert generieren?“, erläutert Schmidt.
Ein weiterer Faktor ist Müllers Resilienz: „Die Gabe, Enttäuschungen und Rückschläge gut wegstecken zu können bzw. sich einfach nicht zu viele Gedanken darüber zu machen. Müller weiß, dass es alles verändert, wenn er kurz vor Abpfiff eines ansonsten schwachen Spiels das entscheidende Tor macht. Man muss es halt nur immer wieder probieren und darf nicht vorher schon den Kopf hängen lassen.“, meint Schmidt.
Außerdem nennt der Forscher Müllers unbändigen Ehrgeiz als Erfolgsgrund – und hat auch hier ein konkretes Beispiel parat: „Viele Wegbegleiter berichteten augenzwinkernd über harte Auseinandersetzungen beim Schafkopfen. Er ist dabei aber nicht perfektionistisch. Er weiß, dass man gewisse Dinge einfach nicht komplett unter Kontrolle haben kann und sich dann aber auch nicht darüber aufregen muss, wenn mal was schiefgeht.“
Nicht zu vergessen aber: „Sein berühmter Humor und seine Selbstironie sind natürlich charakteristisch für ihn. Sich selbst nicht zu ernst zu nehmen, hilft enorm und macht auch seine enorme Authentizität aus.“
Langsung