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·23 Mei 2025
Frauen-Bundesliga 2024/25: Die 5 besten offensiven Mittelfeldspielerinnen

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·23 Mei 2025
Die kreativen Motoren der Bundesliga-Teams: Den offensiven Mittelfeldspielerinnen kommt im Spielaufbau eine zentrale Rolle zu, die ideale Zehn vereint technische Fähigkeiten mit Torgefahr und vor allem dem Auge für die Mitspielerin. Welchen Spielerinnen gelang das in der Frauen-Bundesliga in der Saison 2024/25 am besten? Das 90min-Ranking.
U23-Nationalspielerin Selina Vobian / Simone Arveda/GettyImages
Selina Vobian ist eine der Entdeckungen der Saison. Gäbe es in der Frauen-Bundesliga, ähnlich wie im US-Sport, einen Preis als "Most Improved Player", also die am meisten verbesserte Spielerin, wäre die 22-Jährige eine natürliche Anwärterin darauf. Vobian wurde ein wenig ins kalte Wasser geschmissen: Nach dem Kreuzbandriss der Freiburger Legende Hasret Kayikci fielen ihr plötzlich die Pflichten als hauptsächliche Chancenkreatorin des Sport-Clubs zu. Eine Aufgabe, die Vobian gut meisterte. Vobian kommt auf die drittmeisten Assists der Liga, sie spielte viele intelligente Pässe und auch ihre Flanken können sich sehen lassen. Ein starkes Gesamtpaket - wozu noch ein guter Antritt kommt, durch den Vobian einige Fouls ziehen konnte. Defensiv ist sie sehr fleißig und sticht damit aus den Zehnerinnen heraus, mit starken Zweikampfquoten und vielen Ballgewinnen. Verbesserungsbedarf gibt es dennoch an vielen Stellen: Besonders bei der Passquote (54,3%) muss dringend gearbeitet werden, Vobian könnte außerdem selbst torgefährlicher werden und den Ball öfters selbst nach vorne mitnehmen. Aber falls sie nächste Saison nochmal einen genauso großen Entwicklungsschritt macht, käme sie dem schonmal einiges näher.
Diese Saison auch mal frustriert: Natasha Kowalski / Juergen Schwarz/GettyImages
Die Unterschiedsspielerin der SGS Essen: Wenn Natasha Kowalski einen guten Tag hat, spielt auch ihr Team meist stark - wenn nicht, dann wird's schwieriger. Dass Essen in der Saison 2024/25 eine eher mittelmäßige Saison spielte, lag trotzdem nicht nur daran, dass Kowalski unter ihren Möglichkeiten gespielt hätte. Die Last, die gesamte Offensive anzukurbeln, wog teils schlicht zu schwer auf den Schultern der 21-Jährigen. Kowalski ist schon zwei Saisons lang eine der stärksten Spielerinnen der SGS gewesen, sodass man gerne vergisst, wie jung sie noch ist - das typische Essen-Phänomen. Kowalski legte diese Saison weiter viele Chancen für die Mitspielerinnen auf, wodurch allerdings ihre eigene Trefferquote etwas litt - von ihren sechs Toren waren fünf Elfmeter. Kowalskis stark getretene Ecken und Freistöße waren diese Saison eine verlässliche Quelle für Torgefahr bei Essen. Die ehemalige Wolfsburgerin hat eine starke Technik, kann gut dribbeln. All das sehr effizient: Kowalski kommt 2024/25 auf durchschnittlich 4 Aktionen pro 90 Minuten, durch die ein Schuss entstand - damit ist sie in den Top 10 aller Bundesliga-Spielerinnen. Gleichzeitig hat Kowalski im defensiven Bereich weiter Luft nach oben. Die SGS-Spielerin könnte zudem ihre Stärken intelligenter einsetzen und an ihrer Physis arbeiten, in vielen Spielen wirkte sie gegen Ende platt oder wurde ausgewechselt.
Svenja Huth: Im Wolfsrudel weiter sehr wichtig / Luciano Lima/GettyImages
Svenja Huth könnte gefühlt noch fünfzig Jahre spielen, und sie würde immer noch auf dieser Liste stehen. Mit ihrer Energie, ihren Flanken und ihren Läufen mit dem Ball am Fuß bleibt sie für den VfL Wolfsburg eine unverzichtbare Spielerin. Huth hatte besonders im Herbst eine starke Phase, zeigte aber die ganze Saison über ihre Stärken. Die Explosivität früherer Tage mag ihr vergangen sein, aber Huth weiß einfach, wie Fußball funktioniert. Die 34-Jährige ist schwer vom Ball zu trennen, hat sowohl ein gutes Auge für den Pass als auch das Gefühl dafür, wo sie selbst hinlaufen muss. Bei fbref.com sind ihre Balken in fast allen wichtigen Bereichen sattgrün eingefärbt. Ob bei Assists, Läufen mit dem Ball, selbst gespielten progressiven Pässen oder dem Empfangen dieser, Huth zählt zu den besten Spielerinnen auf ihrer Position. Trotz ihrer Größe von 1,63 Metern verkauft sich Huth im Zweikampf oft über Wert und gibt keinen Ball verloren. Die Wolfsburger Fans können sich glücklich schätzen, dass Huth noch eine Saison dranhängt und mindestens bis 2026 in der Autostadt bleibt.
Schlitzohr: Laura Freigang / Christian Kaspar-Bartke/GettyImages
Dass Laura Freigang Tore schießen kann, ist bekannt. Seit der Saison 2018/19 war die Frankfurterin jedes Jahr unter den sieben besten Torschützinnen der Bundesliga, erzielte nie weniger als neun Treffer. In der Saison 2024/25 änderte sich das nicht, Freigang kam auf 14 Buden und Platz 3 in der Torschützenliste. Viel wichtiger aber als ihre eigenen Tore war Freigangs Beitrag zum Frankfurter Spiel. Und das, obwohl Freigang eigentlich über den Großteil der Saison keine echte Zehnerin war - zugegeben, hier haben wir ein wenig geschummelt -, sondern als Teil einer Doppelspitze fungierte. Dass sie trotzdem auch als Spielmacherin agieren konnte, spricht für die Qualitäten der 27-Jährigen. Freigang war für Frankfurt oft überall: Sie war die Bundesliga-Spielerin, die die meisten Schüsse abgab, aber gleichzeitig spielte sie auch die meistne Schlüsselpässe und hat den zweithöchsten Wert bei den Expected Assists. Freigang setzte ihre Mitspielerinnen also auch mustergültig in Szene. Das tat sie mit der ihr eigenen Schlitzohrigkeit - wer einen Beweis dafür braucht, sollte unbedingt nochmal ihr Hackentor gegen Schottland anschauen -, Intelligenz und Instinkt. Freigang war in vielen Spielen der Frankfurter Dreh- und Angelpunkt. Nur in den ganz wichtigen Spielen könnte von ihr teils noch mehr kommen - war Frankfurt insgesamt nicht gut, stach auch Freigang selten heraus.
Pernille Harder hatte diese Saison oft Grund zum Jubeln / Ralf Ibing - firo sportphoto/GettyImages
Die Spielerin für die großen Spiele schlechthin ist Pernille Harder. Harder ist gemacht für die Momente der größten Anspannung. Wenn alles auf dem Spiel steht, wenn die Nervosität ihren Höhepunkt erreicht, wenn die Fans vor dem Fernseher unruhig zappeln - dann ist Pernille Harder am besten. Kein Zufall, dass die Dänin in den letzten zehn Jahren mit vier verschiedenen Klubs jedes Jahr den Ligatitel gewonnen hat - und fast immer dabei eine Rolle in der allerersten Reihe spielte. Harder ist inzwischen nicht mehr die eiskalte Mittelstürmerin, die sie in Wolfsburg gab, sondern glänzt auf der Zehn. Ihr Zusammenspiel mit Klara Bühl und auch Lea Schüller erreichte in der Rückrunde ein neues Level - einer der wichtigsten Gründe für den Aufschwung der Münchnerinnen ab Januar. Harder ist effizient darin, Chancen zu kreieren. Aber sie beherrscht auch wie wenige andere die Kunst des Laufwegs. An dieser Qualität hat sie bewusst gefeilt, sagte sie gegenüber90min: "Seit ich zu Bayern gekommen bin, habe ich an meiner Positionierung und meinen Läufen in die Box gearbeitet." Die waren schon vor 2024/25 stark, nun ist es noch schwieriger, Pernille Harder zu verteidigen, wenn sie in die Box einläuft. Ein Haken, noch einer, und dann ab zum Ball: Bayern hat es diese Saison perfektioniert, mit den Flanken so lange zu warten, bis Harder genau in der richtigen Position eingelaufen ist. Während die 32-Jährige in ihrer Debütsaison bei Bayern teils noch überhastet agiert hatte, ist sie nun richtig in München angekommen.
Karolina Lea Vilhjalmsdottir hatte einige starke Momente bei Bayer Leverkusen, die Isländerin war im Vergleich zur letzten Saison allerdings im Mittelfeld blasser und konnte das Spiel nicht so gut diktieren wie zuvor. Barbara Dunst spielte bei Frankfurt eine starke Saison, aber kann hier nicht berücksichtigt werden, da sie nach der Hälfte der Spiele einen Kreuzbandriss erlitt.
Ihrer Mitspielerin Géraldine Reuteler ist bei uns im Flügel einsortiert, auch wenn sie ebenfalls im offensiven Mittelfeld spielte. Zwischen zwei Positionen hängt auch Jovana Damnjanovic, die zwischen der Rolle als offensive Mittelfeldspielerin und als Stürmerin hin- und herpendelte - sie lieferte einige wichtige Momente, aber für die Top 5 auf einer der zwei Positionen reicht es nicht. Bei Bayern machte außerdem die technisch enorm beschlagene Alara auf sich aufmerksam - von der 18-Jährigen wird noch viel zu hören sein.
Langsung