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·12 September 2025
Hoeneß als Unruhestifter? Wie bei Bayern über den Klub-Patron diskutiert wird

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·12 September 2025
Öffentlich gibt es keine Kritik am Auftritt von Uli Hoeneß im SPORT1-Doppelpass – weder von Präsident Herbert Hainer noch von CEO Jan-Christian Dreesen. Hinter den Kulissen zeichnet sich jedoch ein differenzierteres Bild ab.
Der Auftritt des Ehrenpräsidenten hatte im Umfeld des deutschen Rekordmeisters für reichlich Gesprächsstoff gesorgt. Hoeneß hatte sich gewohnt meinungsstark präsentiert und damit die öffentliche Debatte angeheizt. Doch offizielle Gegenwehr blieb bislang aus.
„Es ist ja durchaus legitim, auch kontrovers zu diskutieren. Nichts anderes hat Uli Hoeneß gesagt. Und ich finde, dass das das Normalste der Welt ist. Wenn alle immer nur im Chor das Gleiche singen, wird es langweilig“, erklärte Dreesen bei einem Empfang des FC Bayern in der Bayerischen Staatskanzlei. Auch Hainer betonte, dass Hoeneß mit seiner Art zur DNA des Vereins beiträgt.
Sportvorstand Max Eberl, der verbal am meisten abbekommen hat, möchte sich auf keine Debatte mit Hoeneß einlassen: „Ich würde gerne ein Geheimnis offenbaren, was dann kein Geheimnis mehr ist: Bei Vincent, Christoph Freund und mir ist es so, wenn Themen um uns herum sind, die irgendwann ausgelutscht sind, dann haben wir eine Aussage und die heißt: Und jetzt Fußball! Jetzt geht es nur noch um Fußball“, betonte dieser am Freitag.
Damit wird deutlich: Kritik an der Vereinsikone wird öffentlich nicht geäußert. Stattdessen setzt die Klubführung auf die altbewährte Strategie, die Verdienste des langjährigen Bayern-Bosses in den Vordergrund zu rücken und seine Wortmeldungen als Teil des Vereinslebens zu akzeptieren.
Foto: IMAGO
Wie SPORT1-Chefreporter Stefan Kumberger im Podcast Die Bayern-Woche berichtet, gehen die Verantwortlichen auch intern erstaunlich gelassen mit Hoeneß’ Aussagen um. Eine besondere Lesart macht hinter den Kulissen die Runde: „Es gibt durchaus die Meinung, dass Hoeneß mit den Aussagen nicht dem FC Bayern schadet, weil er gewissermaßen auf eigene Rechnung arbeitet. Er steht für sich selbst. Der Verein ist größer als jede Einzelperson und wird davon gar nicht so sehr erschüttert.“
Diese Sichtweise mag auf den ersten Blick irritieren, zeigt jedoch den Pragmatismus, mit dem man an der Säbener Straße mit dem Ehrenpräsidenten umgeht. Dass Hoeneß seine Stimme erhebt, wird nicht als Gefahr, sondern vielmehr als Ausdruck seiner Persönlichkeit gewertet. Die Bayern sehen sich durch seine Worte nicht grundsätzlich beschädigt – auch wenn manche Beobachter diese Haltung als naiv empfinden könnten.
Lediglich eine Passage von Dreesen ließ sich als kleiner Ordnungsruf deuten: „Wichtig ist, dass wir bei uns intern diese Diskussionen führen und ein gemeinsames Ergebnis haben. Der Weg dorthin sollte bei uns diskret bleiben.“ Eine Mahnung, dass der Verein geschlossene Kommunikation bevorzugt, ohne Hoeneß dabei direkt öffentlich zu kritisieren.
Für Kumberger ist genau diese vorsichtige Linie die einzig richtige, um weiteren Unmut zu vermeiden. „In dieser Situation hat sich Dreesen genau richtig geäußert“, so der Bayern-Insider.
Die Episode verdeutlicht einmal mehr die besondere Rolle von Hoeneß beim FC Bayern. Er ist Stimme, Mahner und Kritiker – jedoch ohne dass seine Worte als offizielle Vereinshaltung verstanden werden. Hinter den Kulissen scheint man überzeugt: Der deutsche Rekordmeister ist groß genug, um auch kantige Aussagen seiner Legenden zu verkraften.
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