DFB-Frauen
·18 Desember 2025
Jenas Abwehrchefin Ihlenburg: "Für viele waren wir abgeschrieben"

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·18 Desember 2025

Bis zum Abschluss der Hinrunde musste der FC Carl Zeiss Jena auf seinen ersten Saisonsieg in der Google Pixel Frauen-Bundesliga warten. Durch den 1:0-Auswärtserfolg beim 1. FC Köln schöpften die Thüringerinnen jedoch neue Hoffnung. Im DFB.de-Interview spricht Abwehrchefin Toma Ihlenburg (23) mit Mitarbeiter Ralf Debat über die Chancen auf den Klassenverbleib und den Traum vom DFB-Pokalfinale.
DFB.de: Mal ehrlich: Wie viele Steine sind Ihnen beim Abpfiff in Köln vom Herzen gefallen, Frau Ihlenburg?
Toma Ihlenburg: Es war schon eine sehr große Erlösung für uns alle. Schließlich waren wir in der zweiten Halbzeit noch stark unter Druck geraten und hätten durchaus auch ein Gegentor kassieren können. Umso glücklicher waren wir, als unser erster Sieg feststand.
DFB.de: Wurde der erste Dreier in der laufenden Spielzeit gebührend gefeiert?
Ihlenburg: Es war jetzt keine ausgelassene Feier, die Stimmung im Bus war auf der Rückreise aber schon sehr gut. (lacht) Ab sofort bereiten wir uns jedoch schon auf unseren Jahresabschluss bei der TSG Hoffenheim vor.
DFB.de: Was war entscheidend, um die zuletzt formstarken Kölnerinnen zu besiegen?
Ihlenburg: Wir standen defensiv sehr kompakt, konnten den Gegner zumindest in der ersten Halbzeit auch ein wenig höher pressen und einige Nadelstiche setzen. Wichtig war, dass wir eine unserer Chancen dann auch zur Führung genutzt haben. Nach der Pause konnten wir dann nur noch selten für Entlastung sorgen. Zum Glück hat es gereicht, um den 1:0-Vorsprung über die Zeit zu bringen.
DFB.de: Warum hat es so lange gedauert, bis der erste Dreier gelungen ist?
Ihlenburg: Puh, schwierige Frage. Wir waren schon in vielen Partien nah dran, bessere Ergebnisse zu erzielen. Das Spielglück, das wir in Köln zweifellos hatten, war zuvor aber oft nicht auf unserer Seite. Umso wichtiger war, das wir zeigen konnten, dass wir noch da sind.
DFB.de: Fast alle Spiele waren sehr eng. Ist das ein klares Zeichen dafür, dass der Kader in der Bundesliga bestehen kann?
Ihlenburg: Für viele Leute waren wir schon fast abgeschrieben. Wir aber wissen ganz genau, dass wir das Zeug haben, um in der Liga mitzuhalten und die nötigen Punkte für den Klassenverbleib zu holen.
DFB.de: Als einziges Team der Liga konnte der FC Carl Zeiss Jena gegen den souveränen Tabellenführer und Titelverteidiger FC Bayern punkten, erkämpfte ein 0:0 in München. War das der Höhepunkt der ersten Saisonhälfte?
Ihlenburg: Das Spiel gehörte definitiv zu den Highlights. Besonders war aber auch unser 1:0-Auswärtserfolg im Achtelfinale des DFB-Pokals beim 1. FC Union Berlin. Das hatte uns auch kaum jemand zugetraut.
DFB.de: Im Viertelfinale ist der FCC vor eigenem Publikum gegen den ambitionierten Zweitligisten SC Sand favorisiert. Träumen Sie schon vom Pokalfinale?
Ihlenburg: So weit sind wir noch nicht. (lacht) Das Spiel gegen Sand wird schon schwierig genug. Sie haben kürzlich ebenfalls gegen den 1. FC Köln gewonnen und werden alles investieren, um weiter auf sich aufmerksam zu machen. Natürlich ist es auch unser Ziel, das Halbfinale zu erreichen. Und mit ein wenig Losglück ist vielleicht sogar noch mehr möglich.
DFB.de: Würden Sie das Pokalendspiel oder den Klassenverbleib vorziehen?
Ihlenburg: Wenn ich nur diese Wahl habe, dann würde ich mich immer für den Klassenverbleib entscheiden. Dass wir weiterhin in der Frauen-Bundesliga dabei sind, ist für den Verein und für uns alle noch wichtiger.
DFB.de: Der Rückstand zu einem Nichtabstiegsplatz beträgt nach dem Ende der Hinserie drei Punkte. Wie bewerten Sie die Aussichten für die zweite Saisonhälfte?
Ihlenburg: Noch ist alles offen. Die Liga ist insgesamt deutlich ausgeglichener und spannender, fast jeder kann jeden schlagen. Wenn wir den Punch des ersten Sieges mitnehmen und in der Rückrunde insgesamt noch eine Schippe drauflegen, dann können wir unser Ziel erreichen.
DFB.de: In welchen Bereichen muss sich das Team vor allem steigern?
Ihlenburg: Grundsätzlich ist überall noch Luft nach oben. Wir müssen sicherlich in der Offensive zulegen, können aber auch hinten noch kompakter auftreten. Wenn es uns öfter gelingt, zu Null zu spielen, dann reicht - wie in Köln - auch schon mal ein Tor, um drei Punkte einzufahren.
DFB.de: Sie haben sämtliche 13 Hinrundenpartien über die gesamte Spielzeit bestritten. Wie zufrieden sind Sie mit Ihren eigenen Leistungen?
Ihlenburg: Ich würde bislang von einer soliden Saison sprechen. Das Spiel in Köln war auch für mich persönlich ein guter Schritt, um wieder an das noch etwas höhere Niveau aus der zurückliegenden Spielzeit heranzukommen. Auch ich kann mich also weiter steigern. Mein Ziel ist es, mich dauerhaft in der Bundesliga durchzusetzen und zu behaupten. Da sehe ich mich auf einem guten Weg.
DFB.de: Weil Merza Julevic aktuell keine klare Stammspielerin ist, führen Sie das Team häufig als Kapitänin an. Übernehmen Sie dadurch noch mehr Verantwortung?
Ihlenburg: Ob ich nun die Binde trage oder nicht, macht für mich auf dem Platz keinen großen Unterschied. Ich will so oder so vorangehen und eine Führungsspielerin sein. Ich bin auch relativ laut, würde ich sagen. Außerhalb des Spielfeldes kann ich sicherlich noch einige Schritte machen, um noch mehr Führungsaufgaben zu übernehmen.
DFB.de: Vor der Winterpause steht am Samstag noch die erste Rückrundenpartie bei der TSG Hoffenheim an. Im Hinspiel musste Ihr Team beim 1:4 die bislang deutlichste Niederlage hinnehmen. Was ist beim erneuten Aufeinandertreffen drin?
Ihlenburg: Zum Jahresausklang zumindest einen Punkt mitzunehmen, wäre schon eine coole Sache. Dazu benötigen wir erneut eine sehr konzentrierte Leistung, um im besten Fall die Null zu halten. Dazu wollen wir aber auch unsere Chancen nach vorne suchen.
DFB.de: Selina Cerci und Melissa Kössler schnürten zu Saisonbeginn jeweils einen Doppelpack. Wie wollen Sie die beiden TSG-Stürmerinnen diesmal stoppen?
Ihlenburg: Das geht nur im Verbund. Es fängt schon damit an, nur wenige Flanken und Hereingaben zuzulassen. Das war im Hinspiel ein Schwachpunkt. Wir müssen versuchen, beide so gut wie möglich aus unserem Strafraum herauszuhalten, denn dort sind sie brandgefährlich. Es wird definitiv eine herausfordernde Aufgabe.









































