Jürgen Klopps Amerika-Mission zeigt Red Bulls wahre Agenda | OneFootball

Wenn Jürgen Klopp von glänzenden Trainingsanlagen schwärmt und der MLS eine goldene Zukunft prophezeit, spricht da nicht der neutrale Beobachter. Es spricht der globale Fußballchef von Red Bull, der gerade seine Hausaufgaben macht. Seine Tour durch die Standorte des Konzerns ist keine Bildungsreise, sondern Feldforschung für ein Projekt, das größer ist als jeder einzelne Klub.

Die MLS sei bereits jetzt „wirklich, wirklich gut“, sagt Klopp. In fünf Jahren werde man ganz anders über sie sprechen. Das mag stimmen, aber der eigentliche Punkt ist ein anderer: Red Bull hat verstanden, dass der nordamerikanische Markt der Schlüssel zur globalen Fußball-Dominanz ist. Nicht umsonst investiert der Konzern Millionen in Infrastruktur, die Klopp zu Superlativen hinreißt. „Von sowas träumst du nicht mal“, sagt er über das Trainingszentrum in New Jersey. Das ist keine Schwärmerei, das ist Standortmarketing.

Die Präsenz von Weltstars wie Lionel Messi, Thomas Müller und Marco Reus verleiht der Liga tatsächlich eine neue Qualität. Aber sie sind nur die Speerspitze einer Entwicklung, die Red Bull längst antizipiert hat. Während europäische Traditionsklubs noch über Financial Fair Play diskutieren, baut der Energydrink-Konzern ein globales Fußball-Imperium auf, das keine Grenzen kennt. Die MLS ist dabei nicht nur ein weiterer Markt, sondern das Labor für eine neue Art von Fußball: kommerziell optimiert, global vernetzt, ohne historischen Ballast.

Klopps Mission, eine einheitliche Spielphilosophie über alle Red Bull-Klubs zu etablieren, klingt harmlos. Tatsächlich ist es der Versuch, Fußball wie ein Franchise-System zu organisieren. Salzburg, Leipzig, New York – alles Filialen derselben Marke. Der 58-Jährige ist dabei nicht nur Trainer-Ikone, sondern Legitimationsfigur für ein System, das mit romantischen Vorstellungen von Vereinsfußball nichts mehr zu tun hat.

Das Hudson River Derby zwischen den New York Red Bulls und New York City FC mag für Klopp emotional gewesen sein, wie er selbst einräumt. Aber seine wahre Emotion gilt dem Potenzial eines Marktes, der keine gewachsenen Strukturen kennt und deshalb perfekt formbar ist. Wenn die MLS in fünf Jahren tatsächlich anders wahrgenommen wird, dann auch, weil Konzerne wie Red Bull sie nach ihrem Bild geformt haben. Klopps Prophezeiung ist keine Vorhersage. Es ist ein Versprechen.