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·20 Oktober 2025
„Kein großes Thema“: Warum Boateng beim FC Bayern hospitieren darf

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·20 Oktober 2025
Die potenzielle Rückkehr von Jérôme Boateng an die Säbener Straße sorgt für hitzige Diskussionen. Während viele Fans des FC Bayern den ehemaligen Innenverteidiger nach seinen Skandalen nicht mehr beim Klub sehen wollen, stellt sich Cheftrainer Vincent Kompany schützend vor seinen früheren Mitspieler – und beruft sich dabei auf Loyalität und Prinzipien.
Beim 2:1-Sieg der Bayern gegen Borussia Dortmund am Samstagabend wurde das Thema erneut sichtbar. In der zweiten Halbzeit entrollten die Ultras in der Südkurve mehrere Protestbanner – mit unmissverständlichen Botschaften gegen Boateng: „Wer dem Täter Raum gibt, trägt seine Schuld mit – Boateng, verpiss dich!“, war darauf zu lesen.
Schon 2023 hatten ähnliche Proteste eine mögliche Rückkehr Boatengs als Spieler verhindert. Dieses Mal aber reagiert die Klubführung anders: Statt sich dem Druck zu beugen, stellen sich die Verantwortlichen hinter Kompanys Entscheidung, dem 37-Jährigen eine kurze Hospitanz zu ermöglichen.
Foto: IMAGO/Giuseppe Maffia
Bayerns Sportvorstand Max Eberl versuchte die Wogen zu glätten: „Das Thema ist gerade aus dem Nichts sehr groß geworden. Es geht um keine Anstellung, keine feste Position beim FC Bayern. Es geht einfach darum, sich Trainingseinheiten anzuschauen“, erklärte er bei SPORT1.
Eberl betonte, man habe grundsätzlich nichts dagegen, wenn ehemalige Spieler im Rahmen ihrer Trainer-Ausbildung einen Einblick in den Trainingsbetrieb bekommen: „Wir würden das billigen. Wir sagen: Das ist kein Problem.“
Auch Vorstandsboss Jan-Christian Dreesen nahm Boateng in Schutz und sprach von einem „komplizierten Fall“. „Jedem Menschen steht eine Resozialisierung zu“, sagte er und empfahl, das Urteil gegen den früheren Weltmeister im Ganzen zu betrachten.
Zur Erinnerung: Boateng war im Juli 2024 wegen vorsätzlicher einfacher Körperverletzung an seiner Ex-Freundin verurteilt worden, gilt juristisch aber nicht als vorbestraft. Die Richterin stellte damals klar, dass vom Vorwurf des „notorischen Frauenschlägers“ nichts übriggeblieben sei. Das Urteil: eine Verwarnung unter Strafvorbehalt und eine Geldstrafe von 200.000 Euro.
Boateng selbst hatte im Frühjahr betont: „Ich fühle mich strafrechtlich unschuldig und bin es auch, weil ich sie nie geschlagen habe.“ Zugleich räumte er ein, sich „menschlich viele Fehler“ vorzuwerfen.
Doch warum besteht Vincent Kompany überhaupt auf der Hospitanz? Der Trainer kennt Boateng aus gemeinsamen Zeiten beim Hamburger SV und Manchester City. Nach SPORT1-Informationen fühlt sich der Belgier an eine Art Ehrenkodex gebunden – man verweigere einem ehemaligen Mitspieler, der eine Trainerkarriere anstrebt, diesen Wunsch nicht.
Kompany selbst sagte nach dem BVB-Spiel nüchtern: „Dass einer drei, vier Einheiten schauen darf, sich selbst ein bisschen ausbildet – das ist kein großes Thema. Wir haben im Jahr 20 Leute, die beim Training zuschauen.“
Damit versucht der Bayern-Coach, die Diskussion zu entemotionalisieren. Für ihn steht die fachliche Perspektive im Vordergrund, nicht die Vergangenheit des Hospitanten.
Ob die Argumente der Klubspitze ausreichen, um die aufgebrachten Fans zu besänftigen, ist fraglich. In der Südkurve gilt Boateng weiterhin als unerwünschte Person. Beobachter rechnen damit, dass das Thema auf der Jahreshauptversammlung Anfang November erneut zur Sprache kommt – mit reichlich Konfliktpotenzial.
Schon einmal, im Herbst 2023, war die Fanbasis laut geworden, als Boateng kurzzeitig im Probetraining stand. Nun droht das nächste Kapitel eines Dauerthemas, das den Verein auch abseits des Rasens beschäftigt.
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