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·3 November 2025
Orkun Kökcü erlebt die härteste Phase seiner Karriere bei Besiktas

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·3 November 2025

Orkun Kökcü galt bei Feyenoord Rotterdam und Benfica Lissabon als Inbegriff der Ruhe und als Spieler mit ausgeprägtem Fairplay-Image. Der türkische Nationalspieler, der sich in Europa mit seiner Übersicht, seinem Passspiel und seiner abgeklärten Art einen Namen gemacht hatte, erlebt nun bei Besiktas die wohl frustrierendste Phase seiner Karriere. Sein Wechsel in die Trendyol Süper Lig verlief sportlich und emotional deutlich stürmischer als erwartet, die jüngsten Platzverweise und die wachsende Kritik machen die Situation für den 24-Jährigen besonders belastend.
In der elften Spielwoche der Trendyol Süper Lig empfing Besiktas im Tüpras-Stadion den Istanbuler Rivalen Fenerbahce. Die Schwarz-Weißen lagen in der ersten Halbzeit bereits mit 2:0 in Führung und schienen den Derbyabend im Griff zu haben, als sich die Partie komplett drehte. Nach einem harten Einsteigen gegen Edson Alvarez sah Kökcü die Rote Karte und ließ seine Mannschaft ab diesem Moment in Unterzahl zurück. Fenerbahce nutzte die Situation eiskalt aus, glich noch vor der Pause zum 2:2 aus und drehte die Partie schließlich mit dem Tor von Jhon Duran in der 83. Minute in ein 3:2. Die Aktion von Kökcü wurde danach als einer der Schlüsselmomente dieser Derby-Niederlage bewertet.
Gerade dieser Platzverweis wiegt so schwer, weil die Karriere von Orkun Kökcü bislang von bemerkenswerter Disziplin geprägt war. In seiner Zeit bei Feyenoord absolvierte er 175 Pflichtspiele, beim portugiesischen Topklub Benfica kamen weitere 98 Einsätze hinzu – insgesamt also 273 Partien auf höchstem Niveau. In all diesen Spielen sah der Mittelfeldspieler nur eine einzige Rote Karte. Diese datiert aus der Saison 2020/21, als Kökcü am neunten Spieltag der niederländischen Eredivisie im Duell mit Fortuna Sittard des Feldes verwiesen wurde. Über Jahre festigte er damit das Bild eines ruhigen, kontrollierten Spielmachers, der selten negativ auffällt.
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Mit seinem Wechsel zu Besiktas hat sich dieses Bild jedoch spürbar verschoben. Ausgerechnet in Istanbul geriet das Fairplay-Image des 24-Jährigen ins Wanken. In der laufenden Süper-Lig-Saison wurde Kökcü bereits zweimal mit Rot vom Platz gestellt – unter anderem im Derby gegen Fenerbahce und im Spiel gegen Basaksehir, als er in der Nachspielzeit (90.+8 Minute) mit einer Roten Karte bestraft wurde. Hinzu kommt eine Gelbe Karte im Derby gegen Galatasaray sowie eine weitere Verwarnung in den Qualifikationsspielen zur UEFA Europa League und zur Conference League, in denen er fünfmal im schwarz-weißen Trikot auflief. Aus einem einstigen Gentleman ist binnen weniger Monate einer der meistdiskutierten Profis der Liga geworden.
Ein Blick auf die bisherige Saison unterstreicht die Dimension der Entwicklung. In den ersten elf Spieltagen der Süper Lig zeigten die Schiedsrichter insgesamt eine hohe Zahl an Feldverweisen, darunter sowohl doppelte Gelb-Rote Karten als auch direkte Rote Karten. An der Spitze der meistbestraften Profis steht aktuell Kökcü, der mit zwei Roten Karten der Spieler ist, der in dieser Saison am häufigsten vom Platz gestellt wurde. Damit ist sein Name in einer Statistik ganz oben, mit der er in seiner bisherigen Laufbahn nie in Verbindung gebracht wurde – ein weiterer Beleg dafür, wie heftig die Anpassungsphase bei Besiktas ausfällt.
Kontrastiert wird diese Entwicklung durch seine Rolle in der türkischen Nationalmannschaft. Für die Auswahl seines Landes absolvierte Kökcü bislang 45 Länderspiele und brachte es auf drei Tore und acht Assists. Auffällig: In all diesen Partien sah er keine einzige Rote Karte und wurde lediglich achtmal mit Gelb verwarnt. Die Diskrepanz zwischen der aktuellen Situation bei Besiktas und der weiterhin stabilen Bilanz im Nationalteam unterstreicht, dass es sich bei seinen jüngsten Ausrutschern eher um eine Form- und Druckphase als um eine grundlegende Charakterveränderung handeln dürfte.
Zu Beginn der Saison wurde Kökcü als einer der wichtigsten Transfers von Besiktas präsentiert. Im Tüpras-Stadion feierte er vor Tausenden Fans eine große Unterzeichnungszeremonie, später wurde er sogar zum Mannschaftskapitän befördert. Auf dem Platz konnte er in der Süper Lig mit drei Assists in zehn Spielen zumindest punktuell Akzente setzen, die hohen Erwartungen an einen Leader im Mittelfeld hat er jedoch noch nicht erfüllt. In den fünf Einsätzen in der Qualifikation zur UEFA Europa League und zur Conference League blieb er ohne Torbeteiligung. So steht Kökcü in Istanbul zwischen großem Anspruch und harter Realität – und muss nun den Spagat schaffen, sein Spiel zu stabilisieren, den Emotionen eine Grenze zu setzen und zu der Ruhe zurückzufinden, die ihn bei Feyenoord, Benfica und der Nationalmannschaft ausgezeichnet hat.
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