Rund um den Brustring
·15 Januari 2025
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·15 Januari 2025
Mit dem Heimspiel gegen Leipzig beschließt der VfB die Hinrunde dieser Saison. Wie es heutigen Gegner derzeit aussieht, erklärt uns der freie Journalist und Leipzig-Experte Ulli Kroemer.
Rund um den Brustring: Hallo Ulli und vielen Dank, dass Du Dir wieder Zeit für unsere Fragen nimmst. In der vergangenen Saison qualifizierte sich Leipzig als Vierter wieder für die Champions League, der Angriff auf die Meisterschaft blieb allerdings aus. Zum Ende der Hinrunde steht man aktuell wieder auf dem vierten Platz, neun Punkte hinter den Bayern. Hat sich für Dich die Perspektive im Vergleich zur letzten Saison verbessert?
Ulli: Zunächst einmal nicht, da mit Dani Olmo der Kopf der Mannschaft den Klub verlassen hat und dieser nicht adäquat ersetzt wurde. Zwar hat Antonio Nusa unheimlich Potenzial, aber er ist eben erst 19 und kein gestandener Nationalspieler und Europameister, der in Leipzig viereinhalb Jahre zu einem Weltklassespieler reifte. Leipzig stagnierte spielerisch nicht nur, das Team entwickelte sich zurück und ist viel zu sehr auf die individuelle Klasse von Xavi Simons angewiesen. Fallen Spieler wie er und andere aus, konnte die Mannschaft in der Hinrunde auf kein gefestigtes spielerisches Gerüst zurückgreifen. ABER: Ich komme gerade aus Salzburg von der Vorstellung von Jürgen Klopp als neuer Chefberater des Red-Bull-Fußballimperiums und denke, dass Klopp mittelfristig durchaus einen Unterschied machen und wichtige Impulse für die Trainer, Strategie und Kadergestaltung geben kann.
Vor einem Jahr verlor Leipzig überraschend mit 2:5 in Stuttgart, auch diese Saison waren einige überraschende Niederlagen wie das 1:5 gegen Wolfsburg oder das 3:4 in Hoffenheim dabei, zudem ist man in der Champions League immer noch punktlos und damit ausgeschieden. Woran liegt das Deiner Meinung nach und wie fest sitzt Marco Rose noch im Sattel?
Bei desaströsen Niederlagen wie in Stuttgart und gegen Wolfsburg ist die Mannschaft in schweren Phasen für einzelne Spiele komplett zerfallen. Die Ursache ist der Stil, den das Team spielt. Für Rose-Fußball brauchst du 100 Prozent Intensität in jeder Spielphase. Wenn das Team das nicht leisten kann – wegen vieler Verletzter und Phasen mit englischen Wochen am Stück – fehlt häufig die spielerische Reife und Souveränität einer Spitzenmannschaft, das auch mal entspannt runterzuspielen. Wenn Intensität in den Duellen, beim Pressing und Gegenpressing fehlen, fehlen auch die Ballgewinne und Umschaltaktionen und dann ist Leipzig in einigen Phasen schnell entzaubert gewesen.
Beim Sieg gegen Bremen am Wochenende spielte Xavi Simons groß auf, der ja beim letzten Aufeinandertreffen verletzt war. Gleichzeitig stehen Benjamin Sesko und Lois Openda bei sieben respektive sechs Toren, Openda hat zudem bereits neun Vorlagen geliefert. Vor wem von den dreien müssen wir uns also am Mittwochabend am Meisten in Acht nehmen?
Xavi war in der vergangenen Saison beim Duell in Stuttgart gesperrt. Nach Xavis Verletzungspause von Oktober bis zum Restart in diesem Jahr und der Formflaute des Sturmduos im November ist das Trio aktuell wieder voll fit und höchst gefährlich. Besonders Sesko ist blendend drauf und hat viel Selbstvertrauen, Xavis muss nach seiner Sprunggelenks-Verletzung erst wieder zu Konstanz finden, hat aber angekündigt, dass er jetzt nach der Pause ein völlig neuer, noch zielstrebigerer Spieler sei, mit anderem Charakter.
Wo siehst Du aktuell die Stärken und Schwächen Leipzigs?
Mit den vielen Offensiven in der Aufstellung ist RB selbst in der Defensive verwundbar beim schnellen Umschalten des Gegners. Wenn schnell und direkt gespielt wird – und das kann Stuttgart – bekommt Leipzig längst nicht mehr so gut Zugriff wie früher. Das liegt auch am Sechser-Duo Vermeeren/Kampl/Haidara/Seiwald, das ohne den wieder verletzten Schlager nicht auf Topniveau agiert und zu viele Bälle in gefährliche Zonen zulässt. Eine weitere Schwäche sind die fehlenden Flanken, da agiert RB trotz einer Waffe wie Sesko im Zentrum weit unter Ligaschnitt. Stärke ist das eigene Umschalten nach Ballgewinn, wenn Xavi & Co. den Ball haben und die Post nach vorn abgeht und der Rose-Power-Fußball rollt. Dazu ist Keeper Gulacsi in starker Form.
Benjamin Henrichs verletzte sich kurz vor Weihnachten schwer, fällt bis Ende der Saison mit einem Achillessehnenriss aus. Gegen Bremen stellte Rose auf eine Viererkette mit Lukas Klostermann auf rechtsaußen um. Wie schwer wiegt der Ausfall von Henrichs?
Henrichs war die gesamte Hinrunde über nicht in Form, der Verlust hält sich also in Grenzen. In Ridle Baku hat RB guten Ersatz geholt, Geertruida, der nach Erkältung wieder fit ist, kann die Position besser spielen als Klostermann. Der überspielte Henrichs soll sich auskurieren und 2025/26 stark zurückkommen.
Zum Abschluss: Dein Tipp für Aufstellung und Ergebnis?
Gulacsi – Geertruida, Klostermann, Orban, Raum – Vermeeren, Haidara – Nusa, Baumgartner (Xavi Simons) – Sesko, Openda
Titelbild: © Christian Kaspar-Bartke/Getty Images