
LIGABlatt
·6 Juni 2025
Saisonrückblick: Beşiktaş 2024/25

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·6 Juni 2025
Die Saison 2024/25 war für Beşiktaş eine Reise voller Kontraste: Ein spektakulärer Start mit Pokalerfolg, gefolgt von einem kräftezehrenden Herbst mit Trainerwechsel, Präsidiumsroutine und enttäuschenden Ergebnissen. Mit einem stabilen Lauf unter Ole Gunnar Solskjær, starken Auftritten gegen die Erzrivalen und einer klaren Handschrift auf dem Platz schöpfen Fans und Verantwortliche trotz eines bitteren Ausklangs Hoffnung auf bessere Zeiten. Doch die Saison hat auch Schwächen offengelegt, die es in der Sommerpause zu adressieren gilt.
Solider Start: Der Supercup-Sieg weckt Träume
Beşiktaş startete mit großem Getöse in die Saison 2024/25: Mit einem furiosen 5:0-Triumph über Galatasaray im Supercup schien der Weg zur sportlichen Wiederauferstehung geebnet. Rafa Silva, Immobile & Co. sorgten für Euphorie pur, selbst die Einwechslung des 17-jährigen Mustafa Hekimoğlu endete mit einem Treffer. Alles schien zu passen.
Die Mannschaft von Giovanni van Bronckhorst, der zu Beginn der Saison mit großen Hoffnungen verpflichtet wurde, legte auch in der Liga ordentlich los: Siege gegen Samsunspor, Antalyaspor und Sivasspor ließen die Fans hoffen. In der UEFA Europa League setzte sich Beşiktaş souverän gegen Lugano durch, geriet dann jedoch gegen Ajax (0:4) und Frankfurt (1:3) unter die Räder. Nur ein 1:0-Erfolg in Lyon war ein Lichtblick in einer ansonsten schwachen Gruppenphase.
Abwärtsspirale nach dem Galatasaray-Duell
Das Momentum kippte spätestens nach der 1:2-Niederlage im Derby gegen Galatasaray am 10. Spieltag. Von da an verlor der Klub an Boden: Ein bitteres 1:3 gegen Kasımpaşa und ein peinliches 2:4 gegen Aufsteiger Göztepe lösten Diskussionen aus. Auch die Europa League wurde zur Belastung. Nach der 1:3-Pleite gegen Maccabi Tel Aviv musste Van Bronckhorst seinen Posten räumen. Serdar Topraktepe übernahm interimsweise.
Parallel zur sportlichen Krise wechselte im Dezember auch der Präsident: Serdar Adalı setzte sich bei der Mitgliederversammlung deutlich gegen Hüseyin Yücel durch. Die Hoffnung auf Stabilität blieb jedoch unerfüllt. Unter Topraktepe blieb Beşiktaş weiter inkonstant, verlor u.a. gegen Adana Demirspor und kam gegen Alanyaspor nicht über ein 1:1 hinaus. Die Schwarz-Weißen schlossen die Hinrunde mit 30 Punkten als Sechster hinter Eyüpspor ab.
Solskjær übernimmt – Rückrunde mit Derbydominanz
Mit der Verpflichtung von Ole Gunnar Solskjær im Januar setzte der Klub ein Zeichen. Der Norweger startete mit einem 1:0-Derbysieg gegen Fenerbahçe. Gedson Fernandes wurde mit seinem Treffer zum Helden. Im Ligaendspurt stabilisierte sich Beşiktaş, fuhr unter Solskjær neun Siege ein, spielte viermal remis und kassierte vier Niederlagen. Wegen einer bitteren 1:2-Heimniederlage gegen Rizespor am vorletzten Spieltag und eines Last-Minute-Tors von Samsunspor am letzten Spieltag verpassten die "Adler" den dritten Platz knapp.
Die zweite Saisonhälfte war dennoch geprägt von einem disziplinierteren Auftritt trotz fehlender Kaderbreite. Solskjær war bemüht, das Maximum aus dem Spielermaterial rauszuholen, während man auch mit Verletzungspech von bspw. Uduokhai oder Immobile zu kämpfen hatte. Besonders hervor stach die Derbybilanz: Gegen Fenerbahçe gewann man beide Spiele mit 1:0, Galatasaray wurde im Rückspiel mit 2:1 geschlagen. Damit war Beşiktaş das einzige Team, das dem späteren Meister Galatasaray eine Niederlage zufügte. Drei Siege in vier Derbys – diese Bilanz sorgte für moralischen Rückenwind.
Individuelle Glanzlichter in allen Wettbewerben
Ciro Immobile avancierte mit 19 Pflichtspieltoren (15 davon in der Liga) zum besten Torschützen, gefolgt von Rafa Silva mit 18 Treffern. Gedson Fernandes (12), João Mario (5), Ernest Muçi (4) und Semih Kılıçsoy (3) trugen ebenfalls zur Torausbeute von insgesamt 59 Treffern in der Liga bei. In Summe trafen 14 verschiedene Spieler.
Topspieler in Sachen Einsatzzeit war Rafa Silva mit 4277 Minuten in 49 Spielen, dicht gefolgt von Gedson Fernandes (4223 Minuten) und Arthur Masuaku (3991 Minuten). Diese Konstanz half, trotz vieler Turbulenzen eine Basis für Besserung zu schaffen.
Statistiken legen Schwächen offen
Zwar führte Beşiktaş bei den Pass- und Ballbesitzwerten, doch entscheidend war die fehlende Durchschlagskraft: Nur 1,77 xG pro Spiel, 4,8 Torschüsse im Schnitt und zu wenig Strafraumaktionen für ein Team mit Titelambitionen. Auch defensiv war das Team mit 36 Gegentoren in 36 Spielen solide, aber nicht überragend.
Fazit: Große Namen, geringe Ausbeute
Die Saison 2024/25 endete mit Platz vier in der Liga, dem Viertelfinal-Aus im Pokal und dem Verpassen der Europa-League-K.o.-Runde. Trotz hochkarätiger Neuzugänge wie Rafa Silva oder Immobile blieb Beşiktaş erneut hinter den Erwartungen zurück. Einziger Titel war der Supercup zu Saisonbeginn.
Immerhin: Mit Solskjær als Trainer, einem gefestigten Präsidium unter Serdal Adalı und der Aussicht auf die Qualifikation zur Europa League 2025/26 über die zweite Qualifikationsrunde kann Beşiktaş optimistisch auf die kommende Spielzeit blicken. Voraussetzung: Transfers mit Weitsicht, Ruhe im Umfeld – und endlich Konstanz auf dem Platz.