Velkomst: Neue schwarzgelbe Heimat für Handballerin Guro Nestaker | OneFootball

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Borussia Dortmund

·9 Oktober 2025

Velkomst: Neue schwarzgelbe Heimat für Handballerin Guro Nestaker

Gambar artikel:Velkomst: Neue schwarzgelbe Heimat für Handballerin Guro Nestaker

Der erste Montag im August 2025 hat den Karriere- und damit ein Stück weit auch den Lebensplan von Guro Nestaker verändert. Hatte es nach dem kurz zuvor gestellten Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens bis dahin noch die leise Hoffnung gegeben, dass es – zu veränderten Rahmenbedingungen – womöglich doch noch mit Bundesliga-Handball bei der HB Ludwigsburg weitergehen könnte, herrschte an jenem 4. August Gewissheit. Der amtierende Double-Gewinner muss den Spielbetrieb in der Bundesliga wegen einer nicht gesicherten Finanzierung einstellen, steht als erster Absteiger fest und stellt alle Spielerinnen frei.

Es ist ein Tag, den die 27-Jährige aus dem südnorwegischen Gjøvik bei Hamar nicht so schnell vergessen wird. Erst ein Jahr zuvor war sie als amtierende Siegerin der EHF European League und norwegische Vizemeisterin von Storhamar Håndball nach Ludwigsburg gewechselt. Mit großen Ambitionen ging es weiter nach oben; nach dem Gewinn des DHB-Pokals komplettierte der Meistertitel das Double. Guro Nestaker stand, wie ihre 15 Teamkolleginnen, auf der Sonnenseite des Handballlebens – bis einer das Licht ausknipste.


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Die norwegische Nationalspielerin hat nur 15 Tage nach ihrer Freistellung in Ludwigsburg einen Einjahresvertrag mit Option auf eine weitere Saison bei Borussia Dortmund unterschrieben. Vieles hat sich gefügt und zum Guten gewendet. Allein, Zeit die Stadt zu erkunden, war bislang keine. Erst zu diesem Interview hat sich Guro Nestaker diese genommen. Den Phönixsee hatte sie ohnehin auf ihrer Liste. „Ich bin in einer ländlichen Gegend groß geworden, direkt am Mjøsa, dem größten See Norwegens – Wasser ist also auf jeden Fall meins.“

Guro, wie geht es Dir nach den aufregenden und aufwühlenden Tagen des Sommers inzwischen?„Mir geht es gut, vielleicht ein bisschen gestresst auf Grund der Dinge, die passiert sind – aber ich denke, ich bin sehr gut aus dieser speziellen Situation herausgekommen und kann positiv in die Zukunft schauen. Es war eine sehr ungewöhnliche und sehr anstrengende Situation, aber heute bin ich sehr glücklich, ein Teil von Borussia Dortmund zu sein. Ich habe eine neue Mannschaft – und einen neuen Job. Heute kann ich sagen: Es ist gut ausgegangen für mich.“

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Wie konnte es zu dieser Situation überhaupt kommen und wie schaust Du rückblickend darauf?„Es ist etwas passiert, wofür ich absolut nichts konnte und wogegen ich absolut nichts tun konnte. Es kam plötzlich, und es ging schnell – kurzum: Es war ein Schock. Ich war echt traurig, denn ich habe mich bis dahin wirklich wohl in Ludwigsburg gefühlt. Ich hatte dort eine gute Zeit und viel Spaß mit meinen Mitspielerinnen. Von ihnen getrennt zu werden, war im ersten Moment das Schlimmste. Und dann kam die Angst um die eigene Zukunft. Ja, es war beängstigend. Ich habe mich gefragt, wie es nun weitergehen und was ich überhaupt zuerst tun solle.“

Was hast Du zuerst getan?„Alles ging sehr schnell. Wir haben die Nachricht, dass es nicht weitergehen würde, an einem Montag erhalten. Am Dienstag war ich schon zurück in Norwegen; das war gut, weil ich schnell zuhause bei meiner Familie und meinem Freund sein konnte – es war aber auch krass, ein krasser Schnitt. Ich war traurig und inzwischen auch verärgert über die Situation. Denn es hatte zwischen der Ankündigung der Eröffnung eines Insolvenzverfahrens bis zur Freistellung keinerlei Kommunikation mit uns Spielerinnen gegeben. Von diesem Montag an war es stressig für Seele und Körper.“

Wen hast Du als erstes angerufen?„Zuerst meinen Freund. Ich habe ihm gesagt, dass es nicht gut aussehe und ich wohl nach Hause komme. Der zweite Anruf galt meinem Berater. Ihm habe ich gesagt, dass er mir eine neue Mannschaft besorgen soll – und einen neuen Job. Mein Berater musste sich aber nicht nur um mich, sondern zugleich um zwei weitere Spielerinnen kümmern, die auch bei ihm sind. Und nicht zuletzt habe ich meine Eltern informiert.“

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Gab es in dieser Zeit Momente, in denen Du gezweifelt hast?„Natürlich hatte ich Zweifel! Ich hatte Angst, dass es mit Blick auf die anstehende Saison womöglich schon zu spät sein könnte. Insofern war es wiederum gut, dass alles so schnell gegangen ist – das hat mir die Gelegenheit gegeben, mit Gewissheit zu agieren. Allerdings gibt es zu dieser Zeit im Jahr nicht wirklich viele Vereine, die noch Spielerinnen brauchen. Dazu kam, dass ich ja nicht alleine auf dem Markt war, sondern insgesamt 16 Spielerinnen, die plötzlich auf Vereinssuche waren. Du überlegst halt: Nehme ich das erstbeste Angebot, was vielleicht kommt, oder habe ich auch in dieser misslichen Lage noch die Nerven, abzuwarten, bis etwas Gescheites kommt. Es gab also viele Diskussionen mit meinem Freund, meinem Berater und meinen Eltern; und manche waren wild. Wir haben viele Gedanken gewälzt: Könnte dies eine gute Lösung sein, wenn vorher nicht das passiert und so weiter. Aber ich muss ehrlich sagen: Du hast in einer solchen Situation nicht sonderlich viel Power – und vor allem hast du keine gute Verhandlungsposition, keinen Hebel. Es liegt allein am Verein, ob er dich will oder nicht.“

War dabei immer klar, dass Du in Deutschland und der Bundesliga bleiben möchtest – oder gab es auch andere Gedankenspiele und Optionen?„Ja, es gab auch andere Optionen, die wahrscheinlichste war zunächst eine Rückkehr nach Norwegen. Das wäre ein Nachhausekommen gewesen, eine Sicherheitsvariante. Ich wäre wieder nah bei meiner Familie und meinem Freund gewesen. Aber irgendwie hat sich das nicht richtig angefühlt. Ich wollte nicht so schnell wieder zurückkommen. Ich war ja erst ein Jahr zuvor sehr bewusst weggegangen. Und ich war immer noch sehr offen dafür.“

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Du hast offenbar gute Nerven, jedenfalls hast Du auf das Angebot des BVB gewartet.„Ja, zum Glück. Als das erste Angebot von Borussia Dortmund kam, hat sich das direkt gut angefühlt. Es hat mir die Chance eröffnet, weiter in der Liga zu spielen, die ich schon kannte, und das mit einigen Spielerinnen, die ich ebenfalls schon – bis dahin als Gegnerinnen – kennengelernt hatte. Und dazu kommt die andere Guro, mit der ich mich über die Mannschaft und den Verein austauschen konnte.“

Über „die andere Guro“ sprechen wir gleich noch. Zunächst aber die Frage, wer Dich aus Dortmund kontaktiert hat?„Es war Henk, er hat mit mir gesprochen. Und Andreas Kuno hat parallel Kontakt zu meinem Berater aufgenommen.“

Was hast Du gefühlt, als unser Trainer Henk Groener Dich angerufen hat?„Ich war nervös – und aufgeregt. Wie gesagt, ich konnte mir direkt vorstellen, dass das eine gute Lösung sein würde. Und so hoffte ich von Anfang an, dass dies ein gutes Gespräch werden würde – und glücklicherweise wurde es das. Ich habe direkt gefühlt, dass das gut für mich sein würde.“

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Und das, obwohl der BVB mit Alina Grijseels, Lois Abbingh, Deborah Lassource und Dana Bleckmann bereits eine erlesene Auswahl an Spielerinnen hatte, die im Rückraum ebenfalls links und/oder Mitte spielen können. Was kannst Du der Mannschaft zusätzlich geben? Ist es Erfahrung oder eher Härte, auch im Sinne von Resilienz?„Erstmal sind alle vier in der Tat sehr gute Spielerinnen – und das ist schon der erste Grund, warum ich gerne zum BVB gewechselt bin. Wir haben viel Qualität in der Mannschaft, können voneinander lernen und uns die Verantwortung auf dem Spielfeld teilen. Wir haben viele Spielerinnen, die erstens richtig gut Handball spielen können und zweitens hungrig auf Erfolge und Titel sind. Ich denke, das ist ein sehr gutes Umfeld für mich. Was mich betrifft: Ich kann eine sehr gute Verteidigerin im Mittelblock sein. Ich denke, das ist auch der Hauptgrund, warum der BVB mich wollte. Meine größte Stärke ist allerdings eine andere: Ich bin eine Shooterin! Und nicht zuletzt bin ich durchsetzungsstark im Eins-gegen-eins. Heißt: Die schnelle Spielweise, der Tempogegenstoß, den der BVB geht, kommt mir zugute.“

In der vergangenen Saison erzielte Guro Nestaker trotz der enormen Konkurrenz in Ludwigsburg 116 Bundesliga-Tore, davon 115 aus dem Spiel heraus. Bei 28 Einsätzen entspricht das einer Quote von 4,1 Toren pro Spiel. Zudem stehen für die 1,81 Meter große Rückraumspielerin bislang sechs A-Länderspiele für Norwegen zu Buche.

„Die Königsklasse wird uns alles abverlangen. Umso wichtiger ist es, dass wir die Last auf mehrere Schultern verteilen können. Wir sind stolz, dass wir eine Spielerin mit internationaler Klasse für uns gewinnen konnten. Guro ist eine physisch starke Abwehrspielerin, auch für den Innenblock, hat Qualität im Durchbruch, besitzt enorme Wurfkraft und ist im Rückraum auf Halb und Mitte einsetzbar“, sagt Andreas Kuno, stellvertretender Abteilungsleiter der BVB-Handballerinnen.

„Dass wir Guro so kurzfristig verpflichten konnten, war nicht selbstverständlich. Umso dankbarer sind wir, dass der Transfer geklappt hat“, ergänzt Borussias Sportliche Leiterin Yasmin Yusif-Hügle: „Guro kennt die Bundesliga und hat Erfahrung in der Champions League. Sie hilft uns dabei, im Rückraum und in der Abwehr flexibler agieren zu können.“

Und nicht zuletzt weißt Du schlicht, wie man Titel gewinnt.„Ja, das stimmt. Letztes Jahr hat es viel Spaß gemacht, alle Titel zu gewinnen, die es so gibt – entsprechend hätte ich auch Spaß daran, es in dieser Saison wieder zu tun…“

…womit das Saisonziel definiert wäre.„Ich hätte nichts dagegen. Aber im Ernst: Ich denke, wir haben wirklich gute Chancen in der Bundesliga. Es gibt mehrere starke Mannschaften, aber wir sind definitiv eine davon. Wir können unseren Fußabdruck hinterlassen.“

Guro, nun lass uns zum Abschluss aber noch über „die andere Guro“ sprechen, Guro Husebø, die wie Du Norwegerin ist. Guro & Guro – das klingt wie ein Filmtitel.„Es ist wunderbar, eine weitere Norwegerin hier zu haben. Direkt nach dem Gespräch mit Henk Groener habe ich ihr geschrieben und sie ausgefragt. Ich habe sie gebeten, ehrlich zu sein – und sie hat sehr, sehr positiv berichtet. Wir sind über den gesamten Prozess bis zur Unterschrift in engem Austausch geblieben. Das hat mir sehr geholfen und meine Entscheidung extrem erleichtert. Und auch seitdem ich hier bin, ist sie so hilfsbereit. Sie lädt mich immer zum Mittag- und Abendessen zu sich ein – und sie hat am Anfang, als ich noch im Hotel gewohnt habe, sogar meine Wäsche mitgewaschen.“

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Interview: Nils Hotze Fotos: Alexandre Simoes

Der Text stammt aus dem Mitgliedermagazin BORUSSIA. BVB-Mitglieder erhalten die BORUSSIA in jedem Monat kostenlos. Zum Mitgliedsantrag.

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