Borussia Dortmund
·17 September 2025
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·17 September 2025
Um ein 4:2 verspielen zu können, muss man erstmal dahinkommen. 94 Minuten lang hatte Borussia Dortmund am Dienstagabend in Turin deutlich mehr richtig als falsch gemacht. „Das Spiel kann man zweiteilen – in 94 Minuten und dann die letzten zwei Minuten“, sagte Kovac auf der Pressekonferenz: „Ich weiß, dass meine Mannschaft eine tolle Leistung gezeigt hat. Sie hat in der ersten Halbzeit das Spiel kontrolliert, zwar selbst nichts kreiert, aber auch nichts zugelassen. Acht Tore in der zweiten Halbzeit sind sehr viel, aber die Art und Weise, wie wir die Tore herausgespielt haben, wie wir heute hier in Italien, in Turin gespielt haben gegen eine wirklich fantastisch gute Mannschaft, das zeigt, dass meine Jungs alles rausgehauen haben. Und ich bin mit der Leistung wirklich äußerst zufrieden. Ich habe viele gute Sachen gesehen, die nehme ich mit, und die lasse ich mir auch nicht nehmen.“
Eine bis dahin von beiden Seiten kontrollierte Partie geriet mit Karim Adeyemis Treffer zum 0:1 in der 52. Minute ins Gegenteil. Das erste von insgesamt vier Weitschusstoren eröffnete ein Spektakel, wie man es im Land des Catenaccios nun wirklich nicht erwarten durfte. Zweimal glich Juve schnell aus, dreimal ging Borussia in Führung: mit 2:1 durch Felix Nmecha in der 65. sowie mit 3:2 durch Yan Couto in der 74. Minute. Als Ramy Bensebaini vier Minuten vor Ablauf der regulären Spielzeit einen Handelfmeter sicher zum 4:2 für Borussia Dortmund verwandelt hatte, schien die Messe gelesen.
Es lief die vierte von sechs angezeigten Nachspiel-Minuten, als sich diese Szene ereignete, die der kicker in seinem Ticker wie folgt beschrieb: „Juve nutzt Bensebainis Fehlers. Der Linksfuß möchte seinen Gegenspieler anschießen, spitzelt das Leder aber nur zu Kalulu. Dessen Flanke bugsiert Vlahovic mit der Fußspitze und der Unterstützung des rechten Innenpfostens aus rund sechs Metern ins Netz.“ Mit dem Gegentor zum 3:4 verlor die Mannschaft komplett den Faden. „Auf dem Niveau darf man keine Fehler machen“, erklärte Kovac kurz nach Abpfiff am Prime-Mikrofon: „Man kann mit dem Finger auf Ramy zeigen, aber das machen wir nicht.“
Die Szene, die zum 3:4 und zum folgenden Systemabsturz führte, wurde konträr diskutiert. Während Kovac in seiner Analyse zwar nicht persönliches, sondern grundsätzliches Fehlverhalten anprangerte („Ich sage nicht umsonst, hinten gibt es keine Play-Zone“) und Torhüter Gregor Kobel „erwachseneren Fußball“ einforderte, diskutierten die Weltmeister Christoph Kramer und Mats Hummels als Experten beim übertragenden Sender Prime anders über die Situation. Beide vertraten mit Nachdruck die Auffassung, man müsse auch in solchen Situationen spielerische Lösungen suchen, um nicht unter Dauerdruck zu geraten, „wenn du ständig nur noch den Ball nach vorne pöhlst“.
Kovac betonte allerdings: „Gerade wenn es dann in die Nachspielzeit geht, darf der Ball eigentlich gar nicht mehr im Spiel sein. Wir müssen Fouls ziehen, wir müssen in die Ecke gehen. Selbst beim vierten Gegentreffer sind wir hinten in der gegnerischen Hälfte, verlieren den Ball da aber zu schnell. Da darf nichts mehr passieren!“
Und so steht Borussia Dortmund nach dem ersten Spieltag der Ligaphase mit einem Punkt da. Was er wert sein wird, zeigt sich Ende Januar. Sportdirektor Sebastian Kehl sagt über das 4:4: „Am Ende ist es auch etwas, das uns helfen wird, um unsere Ziele zu erreichen.“Boris Rupert