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·7 giugno 2025
Acht für die „sechs“: Das muntere DFB-Puzzle im Herzstück

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·7 giugno 2025
Lothar Matthäus hat sich da mal festgelegt. DFB-Kapitän Joshua Kimmich, sagte der Rekordnationalspieler, sei in der deutschen Auswahl „auf der Sechs wichtiger“ denn als Rechtsverteidiger. Das Herzstück der Mannschaft brauche einen erklärten Boss und anerkannten Dirigenten. Denn ein Jahr vor der WM herrscht in der Schaltzentrale eine merkwürdige, die Titel-Mission gefährdende Vakanz.
Das defensive Mittelfeld, hatte Julian Nagelsmann im März betont, sei im Vergleich zur Außenposition in der Abwehrreihe „die kleinere Baustelle“. Deswegen wolle er hinten „erst einmal“ an Kimmich festhalten. „Aktuell sehe ich noch keinen stabileren Rechtsverteidiger als Josh, erst recht nicht nach der Verletzung von Benny Henrichs“, der sich von einem Achillessehnenriss erholt.
Allerdings: Dass Kimmich ein Spieler sei, der wie beim FC Bayern „auch ins Zentrum rücken kann, ist klar“, ergänzte der Bundestrainer. „Aber dafür müssen wir irgendwann einen Rechtsverteidiger sehen, der die Position klar besser ausfüllt als Josh.“ Der ist nicht in Sicht.
Im Mittelfeld dagegen habe er eine Fülle an Kandidaten – inzwischen stolze acht für die Sechs. Nur: Ein festes Duo, das sich für die große WM-Aufgabe 2026 einspielen könnte, hat Nagelsmann auch aufgrund von Verletzungen und Krankheiten noch nicht gefunden.
Wenn DFB-Vize Hans-Joachim Watzke vor dem Spiel um Platz 3 der Nations League am Sonntag (15.00 Uhr/RTL und DAZN) fordert, man müsse den französischen Zauberfüßen auch „ein bisschen wehtun“, zielt er nicht nur, aber auch auf dieses Defizit. Wer soll da Verantwortung übernehmen?
Nach dem endgültigen Abschied von Toni Kroos setzte Nagelsmann zunächst auf die „Worker“ Robert Andrich und Pascal Groß, die in vier der ersten fünf Länderspiele seit der EURO begannen. Er wolle „die EM rund machen“, begründete Nagelsmann seine Entscheidung auch aus Dankbarkeit.
Gegen die Niederlande im Oktober ließ er mit dem Duo Angelo Stiller und Aleksandar Pavlovic einen Blick in die Zukunft zu. „Wir müssen auf die Altersstruktur der Gruppe schauen“, sagte er, mit Blick auf die WM könne er „nicht alles nur auf Spieler setzen, die dann 35 sind“. Warum Stiller und Pavlovic? „Weil sie gut sind!“
Das 1:0 gegen Oranje schien ihm recht zu geben. „Die beiden haben es sehr gut gemacht. Auch defensiv gut.“ Die Abspielfehler? „Es zeichnet sie aus, dass sie jeden Ball wollen und dass sie was riskieren.“ Abwehrchef Antonio Rüdiger schwärmte von seinen Vorderleuten: „Die beiden haben eine große Zukunft vor sich.“ Die Ideallösung schien gefunden.
Doch im November waren Stiller und Pavlovic verletzt, Nagelsmann begann gegen Bosnien (7:0) wieder mit Andrich und Groß, gegen Ungarn (1:1) mit Andrich und Felix Nmecha, einem „sehr interessanten Sechser, von dem ich unglaublich viel halte“. Im März gegen Italien war Nmecha verletzt, Pavlovic krank und Nagelsmann gezwungen, Leon Goretzka zurückzuholen.
Obwohl sein Comeback glückte: Ein Mann der Zukunft ist der Münchner kaum, nach João Palhinha haben ihm die Bayern jetzt den jungen Tom Bischof vor die Nase gesetzt, der beim Final Four der Nations League als Kandidat Nummer acht für die Sechs bei Nagelsmann hospitiert.
Dennoch: Goretzka funktionierte in Italien (2:1) gut neben Groß, im Rückspiel (3:3) auch mit Stiller – der Bruch kam erst, als Nagelsmann beide beim Stand von 3:1 auswechselte. Weil Stiller zuletzt gegen Portugal (1:2) verletzt fehlte, stellte der Bundestrainer Pavlovic neben Goretzka, was eher schlecht als recht funktionierte.
Wo will Nagelsmann hin? „Ich habe den Plan“, sagte er, „immer die zwei Besten spielen zu lassen auf der Position. Und da ist jeder eingeladen, alles dafür zu tun.“ Womöglich sogar Joshua Kimmich. (SID)