Treffpunkt Betze
·2 marzo 2025
Akut aufstiegsbedroht
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·2 marzo 2025
Rund 41.000 Zuschauer waren am Samstagmittag auf den Betzenberg gekommen, um das Spiel zwischen dem pfälzischen Aufstiegsaspiranten und dem Dauerabonnenten der Roten Laterne aus Regensburg zu verfolgen. Das trockene, recht milde Wetter zusammen mit vereinzelten Sonnenstrahlen, die als Vorboten des Frühlings gedeutet werden können, trug ebenso zur positiven Stimmung bei wie der Rasen, der gut angegangen zu sein scheint. Dass der FCK dann auch noch mit einer über weite Strecken überzeugenden Leistung das Spiel zu seinen Gunsten entschied, lässt das hochemotionale Lautrer Umfeld weiter leise von Höherem träumen. Die weiße Weste von Julian Krahl zahlte obendrein noch auf die alte Fußballweisheit ein: "Die Offensive gewinnt Spiele, die Defensive Meisterschaften". Mit 42 Punkten zwar etwas hoch gegriffen, aber über den Abstiegskampf muss in dieser Saison freilich nicht mehr gesprochen werden.
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Die Aussagen von Spielern und Verantwortlichen nach krachenden Niederlagen wie in der vergangenen Woche gegen den HSV sind eigentlich immer die gleichen: Man wisse, dass man einfach nur schlecht gespielt habe. Es sei ein gebrauchter Tag gewesen, den man hinter sich lassen müsse. Man müsse nun das Spiel analysieren, die richtigen Schlüsse ziehen und dann in der kommenden Woche eine Reaktion zeigen. Respekt an alle, die diese Zitate aufmerksam lesen konnten, ohne gedanklich abzudriften. Aber: Das Spiel gegen den Jahn aus der Oberpfalz hat gezeigt, dass man überraschenderweise genau das getan hat, was man sich vorgenommen hatte.
Auf den Außenpositionen in der Verteidigung starteten Zimmer für Gyamerah und Kleinhansl für den zuletzt maximal glücklosen Wekesser. Beide hatten ihre Seite defensiv meist sehr gut im Griff und nur in wenigen Situationen leichte Abstimmungsprobleme mit ihren Kollegen in der Innenverteidigung. Fair enough, wenn man bedenkt, dass beide zuletzt überhaupt keine Spielpraxis hatten. Kleinhansl kann zudem die Vorlage zum 1:0 als Argument für einen Einsatz im nächsten Spiel anführen, während Zimmer spätestens in der 75. Minute mit einem Weltklasse-Hackentrick keine Fragen mehr offen ließ. Zudem sorgte die auf 5-3-2 umgestellte Grundordnung mit Hanslik neben Ache in der Spitze für deutlich mehr Radau im Angriffsdrittel.
Bereits wenige Minuten nach dem Anpfiff hätten Ritter oder Kaloc das 1:0 erzielen können, scheiterten aber entweder am gegnerischen Torhüter Pollersbeck (Ritter) oder am mit Abstinenz gestraften Zielwasser (Kaloc). Und wer vorne die Buden nicht macht, lädt den Gegner meist hinterher ein, es selbst zu versuchen. So übernahm Regensburg von der 10. bis etwa zur 25. Minute die Spielkontrolle. Dass dies nicht zu einem Rückstand für die Lautrer führte, lag zum einen an der mangelnden Torgefährlichkeit des Jahn (nur 14 Treffer), zum anderen aber auch am bärenstarken Julian Krahl. Clever provozierte Standardsituationen brachten die Betzebuben dann aber zurück ins Spiel, die bis zum Pausentee noch mindestens fünf weitere Einschusschancen verzeichnen konnten. Fußballarithmetiker ziehen daraus eine messerscharfe Schlussfolgerung: Schießen beide Mannschaften keine Tore, geht es mit 0:0 in die Halbzeitpause. Und so war es auch in diesem Fall.
Mentalitätsmonster Marlon Ritter wirkte in der ersten Halbzeit sehr unglücklich. In vielen Aktionen kam er zu spät, seine Pässe waren nicht präzise genug und selbst seine sonst so charakteristische Galligkeit in den Zweikämpfen war diesmal nicht wirklich zu spüren. Und die Leistung von Toptorjäger Ragnar Ache in der ersten Halbzeit kann man vielleicht mit dem Prädikat "immer bemüht" bewerten. Ihm gelang ebenso wenig wie seinem Kapitän und beiden war die Verunsicherung anzumerken. Nach der Pause strahlten beide mit den ersten gelungenen Aktionen plötzliches Selbstvertrauen aus und entschieden gemeinsam das Spiel zugunsten des FCK: Dem ersten Tor ging ein öffnender Pass von Ritter auf Kleinhansl voraus, dessen perfekte Flanke von Ache verwertet werden konnte. Die zweite Bude resultierte aus der Schlitzohrigkeit von Ritter, der hinter der Regensburger Kette erfolgreich auf einen Fehler der oberpfälzischen Defensive spekulierte, während Ache dann nach einem starken Spielzug über Kaloc und Hanslik den Deckel draufmachte.
Aches Tor zum 1:0 war sein erstes seit dem Spiel gegen Fürth Ende Januar. Es kam einer Erlösung gleich, entlud sich doch eine nicht zu bändigende Emotion in ihm, die nicht zu bremsen war. Ache schrie in der Ecke zwischen Ost- und Südtribüne seinen gesamten Frust heraus. Alle anderen Feldspieler schlossen sich an, die Euphorie schien sich zwischen der Elf auf dem Platz und den Zuschauern immer weiter hochzuschaukeln. Auf dieser Welle ritt der FCK zum dreifachen Punktgewinn - die Einheit zwischen den Fans und dem Team war spürbar und beflügelte beide Seiten. In solchen Momenten hält der Betzenberg das Versprechen aus der Vergangenheit, dass die Gegner in eine uneinnehmbare Festung kommen, in welcher der Zusammenhalt zwischen Fans und Mannschaft so stark ist, dass man tatsächlich ein paar Prozent mehr abrufen muss als in den anderen Stadien der Republik.
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Wenn Spieler mit FCK-Vergangenheit mit ihrem neuen Arbeitgeber in die Pfalz zurückkehren, werden sie selten freundlich empfangen. Erinnert sei nur an das Gastspiel von Boris Tomiak - im Spiel gegen Regensburg kam es zum großen Wiedersehen mit Julian Pollersbeck, Christian Kühlwetter und Elias Huth. Pfiffe führen mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer gewissen Verunsicherung der gegnerischen Spieler. Und ein verunsicherter Gegner macht Fehler, die man ausnutzen kann.
Eine Unart, die sich allerdings vor allem bei Heimspielen der Lautrer immer weiter auszubreiten scheint, ist das Auspfeifen, Raunen oder kollegiale Murren der Fans, wenn die eigene Mannschaft aus ihrer Sicht zu langsam im Spielaufbau ist oder im “falschen” Moment einen Rückpass spielt. Emotionen werden auf dem Betze groß geschrieben, das macht diesen Verein und seine Fans so einzigartig. Die eigenen Spieler zu verunsichern, sollte jedoch bestmöglich vermieden werden - vor allem, wenn der Traum von der Bundesliga in der nächsten Saison tatsächlich wahr werden soll.
Wie die Überschrift dieses Kommentars bereits andeutet, ist der FCK weiterhin fester Bestandteil der Aufstiegskoalition zusammen mit dem HSV und den Kölnern sowie den Verfolgern um Hannover, Düsseldorf, Paderborn und allen voran Magdeburg. Da die magische 40-Punkte-Marke seit diesem Spieltag auch erreicht ist, gibt es auch keinen Grund mehr, in alte Muster zu verfallen und nur vom Nicht-Abstieg zu sprechen. Der Sieg gegen Regensburg ist für die Pfälzer zudem ein ungewohnter, hat man doch in den vergangenen Jahren gerade gegen die Kellerkinder immer wieder Federn gelassen und damit Chancen in der Tabelle verspielt. Sollte sich dieser positive Eindruck auch gegen den mittlerweile als Angstgegner zu bezeichnenden Lokalrivalen Elversberg bestätigen, wird die Euphorie in der Pfalz nicht mehr zu bremsen sein.