DFB-Frauen
·25 luglio 2025
Andernach-Trainerin Isabelle Hawel: "Die Großen ärgern"

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Die SG 99 Andernach steht bereits vor ihrer siebten Saison in Folge in der 2. Frauen-Bundesliga. Cheftrainerin und Abteilungsleiterin Isabelle Hawel (38), die früher selbst für den Verein am Ball war, will die "Bäckermädchen" erneut zum Klassenverbleib führen. Im DFB.de-Interview spricht die dreifache Mutter mit Mitarbeiter Ralf Debat über die Vorbereitung, ihre Familie und die EM in der Schweiz.
DFB.de: Mit Ihrem Team bereiten Sie sich seit drei Wochen auf die neue Saison in der 2. Frauen-Bundesliga vor. Wie zufrieden sind Sie mit dem aktuellen Stand, Frau Hawel?
Isabelle Hawel: Auch wenn die eine oder andere Spielerin krankheits- oder urlaubsbedingt bisher nicht das volle Trainingsprogramm absolvieren konnte, sind wir insgesamt sehr zufrieden. Alles ziehen gut mit und sind mit vollem Engagement dabei.
DFB.de: Ist der Kader bereits komplett?
Hawel: Grundsätzlich steht unser Aufgebot. Wir haben zwar einige Abgänge zu verzeichnen, konnten aber nahezu sämtliche Leistungsträgerinnen halten. Auch deshalb blicken wir recht optimistisch auf die neue Spielzeit.
DFB.de: Zuletzt gelang ein 1:0-Erfolg im Testspiel gegen den künftigen Ligakonkurrenten 1. FSV Mainz 05. Welche Bedeutung messen Sie dem Ergebnis bei?
Hawel: Ganz ehrlich: So gut wie gar keine. Mainz kam gerade aus dem Trainingslager, auch wir hatten intensive Trainingseinheiten hinter uns, so dass bei beiden Teams die Beine schwer waren. Beide Mannschaften werden sich im Vergleich zum Testspiel deutlich steigern müssen, um ihre Ziele in der Liga zu erreichen.
DFB.de: In der Vorsaison gelang erst kurz vor Schluss der Klassenverbleib. Mit welchen Erwartungen starten Sie in die kommende Spielzeit?
Hawel: Wir hatten unglaubliches Verletzungspech, vor allem während der Hinserie. Im schlimmsten Fall konnten wir gleichzeitig auf 14 Spielerinnen nicht zurückgreifen. Das war sehr schwierig und hat entscheidend zu unserem Abschneiden beigetragen. Ich bin davon überzeugt, dass wir eine gute Saison spielen können, wenn wir diesmal weitgehend von Ausfällen verschont bleiben. Unser Ziel ist es, uns möglichst von der Gefahrenzone der Liga fernzuhalten und einen Platz im Tabellenmittelfeld zu erreichen.
DFB.de: Die Konkurrenz durch nachrückende Lizenzvereine wird offenbar immer stärker. Wie kann sich den Verein wie die SG 99 Andernach dort weiterhin behaupten?
Hawel: Uns als eine Art gallisches Dorf in dieser Liga zu behaupten, wird in der Tat von Jahr zu Jahr schwieriger. Es kommt nicht von ungefähr, dass in den zurückliegenden Jahren Aufsteiger wie der 1. FC Union Berlin oder der Hamburger SV sofort oben mitgespielt und dann auch den Aufstieg in die Bundesliga geschafft haben. Das traue ich diesmal beispielsweise auch dem VfB Stuttgart zu. Daher müssen wir bei unseren bescheidenen Möglichkeiten - wie schon seit vielen Jahren - weiterhin sehr gute Arbeit leisten, um unseren Platz zu verteidigen.
DFB.de: Noch vor wenigen Jahren schien der Aufstieg in die Google Pixel Frauen-Bundesliga zumindest sportlich keine Utopie mehr zu sein. Der Verein verzichtete jedoch darauf. Wie beurteilen Sie das im Nachhinein?
Hawel: Sportlich war es schade, für den Verein jedoch mit Sicherheit der richtige Schritt. Wenn wir ehrlich zu uns selbst sind, dann müssen wir zugeben, dass die Bundesliga eine Nummer zu groß ist. Da können wir vor allem mit unserer Infrastruktur nicht mithalten. Wir setzen ganz bewusst auf junge Mädels aus der Region, machen keine verrückte Sachen. Bei uns ist das Team der Star, das gehört zur Andernacher DNA. Selbstverständlich werden wir auch in Zukunft versuchen, die großen Vereine zu ärgern. Die 2. Bundesliga, der wir jetzt schon seit sechs Jahren ununterbrochen angehören, ist aber so etwas wie unsere Champions League.
DFB.de: Neben Ihrem Job als Cheftrainerin sind Sie auch noch Abteilungsleiterin. Welche Aufgaben übernehmen Sie dabei?
Hawel: Ich bin dadurch auch Ansprechpartnerin für unseren anderen Teams, arbeite eng mit unserem Geschäftsführer und unserer Nachwuchskoordinatorin zusammen, engagiere mich auch in der Vorstandsarbeit. Das sind vielseitige Aufgaben, die ich gerne übernehme.
DFB.de: Wie bekommen Sie alles auch noch mit Familie und Beruf unter einen Hut?
Hawel: Das ist schon eine extreme Herausforderung, zumal unsere Kinder mit fünf, zwei und einem Jahr noch sehr klein sind. Ich habe jedoch das große Glück, dass ich auch zu Hause eine sehr starkes Team um mich herum habe, das mich herausragend unterstützt. Da ich als Lehrerin aktuell in Elternzeit bin, lässt sich das insgesamt gut vereinbaren. Aber klar: Ohne die Hilfe meines Mannes, der Großeltern und der gesamten Familie wäre das nicht möglich. Da uns mein Vater, der früher auch Trainer war, oft zu den Auswärtsspielen begleitet, kann auch meistens eines der Kinder die Reise mitmachen.
DFB.de: Insgesamt soll auch in der 2. Frauen-Bundesliga alles professioneller werden. Wie bewerten Sie die Entwicklung insgesamt?
Hawel: Auch wenn der Unterschied zur Frauen-Bundesliga sehr groß ist, schreitet auch bei uns die Professionalisierung immer mehr voran. Da hat sich im Vergleich zu meiner aktiven Zeit vor einigen Jahren schon einiges getan. Wir haben bessere Trainingsbedingungen, bemerken ein größeres Medieninteresse und auch sonst einen wachsenden Zuspruch. Beispielsweise haben wir inzwischen ein eigenes Social Media-Team, das unsere Kanäle betreut. Daran war früher nicht zu denken.
DFB.de: Durch die EM in der Schweiz ist der Frauenfußball aktuell in aller Munde. Erhoffen Sie sich dadurch einen weiteren Schub?
Hawel: Auf jeden Fall. Wir alle sind begeistert von dem Turnier, zumal es auch einige persönliche Bezugspunkte gibt. Unsere erfahrene Defensivspielerin Magdalena Schumacher ist zum Beispiel eng mit Rebecca Knaak befreundet, die aus unserer Region stammt. Deshalb waren einige Mädels auch bei den Spielen in der Schweiz vor Ort. Gegen Giovanna Hoffmann oder Franziska Kett haben wir mit der SG 99 Andernach in der 2. Frauen-Bundesliga noch selbst gespielt. Natürlich hoffen wir darauf, dass sich durch die Leistungen des DFB-Teams noch mehr Frauen und Mädchen für den Fußball begeistern, auch wenn es leider nicht ganz zum Einzug in das Finale gereicht hat.
DFB.de: Ist die Mentalität der DFB-Frauen vielleicht auch vorbildhaft für Ihr Team, um in der Liga weiterhin bestehen zu können?
Hawel: In der Tat. Genau diese Einstellung werden wir ebenfalls benötigen, um uns gegen die immer stärker werdende Konkurrenz zu behaupten.
DFB.de: An den ersten fünf Spieltagen geht es unter anderem gleich gegen drei Aufsteiger und Absteiger 1. FFC Turbine Potsdam. Ist das Auftaktprogramm besonders schwierig oder eine große Chance?
Hawel: Eine sehr gute Frage, die ich mir auch schon gestellt habe. Sicherlich bringen die neuen Klubs eine große Euphorie mit, müssen sich aber auch erst einmal finden und in der Liga ankommen. Gleiches gilt für Turbine Potsdam, deren Kader sich erheblich verändert. Daher sehe ich es als Chance für uns, gut in die Saison zu starten, wenn wir unsere eigenen Qualitäten auf den Platz bringen.