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·17 luglio 2025
Deutschland gegen Frankreich: Alles Wichtige zum EM-Viertelfinale

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·17 luglio 2025
Der Weg ins EM-Finale wird ein steiniger werden. Deutschland trifft im Viertelfinale der Europameisterschaft 2025 auf Frankreich, und in einem möglichen Halbfinale würde höchstwahrscheinlich Spanien warten. Die zwei Teams also, die bisher am meisten überzeugt haben. Spanien war schon vor dem Turnier Topfavorit, Frankreich gehörte auch zu den Titelanwärterinnen, aber hat die Erwartungen nochmal übertroffen. Alles Wichtige zum Duell der DFB-Frauen gegen Les Bleues.
Ein kleiner Vorteil für die DFB-Frauen: Das Viertelfinale im Basler St. Jakobs-Park könnte für Deutschland zum Heimspiel werden. Das Stadion steht schließlich nur wenige Kilometer von der Grenze entfernt - wobei, das lässt sich auch über die französische Grenze sagen -, und schon zum Spiel an gleichem Ort und gleicher Stelle gegen Dänemark kamen 17.000 deutsche Fans - ein Rekord für ein Auswärtsspiel. Auch wenn die französischen Fans sich beim letzten Gruppenspiel gegen die Niederlande ebenfalls stimmkräftig zeigten: Die Stimmung wird wohl eher Deutschland zugute kommen.
Anpfiff im größten Stadion der Schweiz ist am Samstag, den 19. Juli, um 21 Uhr. Alle, die keine Karten mehr bekommen haben - wie die allermeisten EM-Spiele ist die Partie ausverkauft - können das Spiel live und kostenlos im ZDF oder im Livestream via sportstudio.de verfolgen.
Die Französinnen haben noch nie das Finale eines großen Turniers erreicht - ein Manko, das an ihnen heften bleibt wie ein besonders unappetitlicher Fleck auf den schicken weißen Trikots. Immerhin, im Tiefstapeln dagegen ist Trainer Laurent Bonadei schon weltmeisterlich unterwegs. Die Favoritenrolle wollte er sich vor dem Viertelfinale keineswegs zuschustern lassen: "Um Favorit zu sein, muss man einen Titel gewonnen haben", sagte er. Deutschland dagegen hat bekanntlich schon zwei WM-Titel und sogar acht EM-Titel gewonnen. Auch den schwachen Weltranglistenplatz der Französinnen (Platz 10) führte er als Argument an. Bloß keinen Druck aufbauen! Dass der zu fatalen Resultaten führen kann, zeigte bei Frankreich die Heim-WM 2019 eindrücklich.
Bonadei dürfte seine Ansichten zur Favoritenrolle aber eher exklusiv haben, die sportlichen Leistungen in der Gruppenphase sprechen eine andere Sprache. Nach einem streckenweise desolaten Auftritt gegen Schweden (1:4) muss sich Deutschland unangenehme Fragen gefallen lassen: Warum wurde im Trainerteam nicht früher auf die Fehler reagiert, die sich schon lange durch das deutsche Spiel ziehen? Und reicht die individuelle Qualität auf diesem Niveau noch aus?
Für Deutschland spricht jedoch der historische Vergleich. Bei der EM 2022 schlugen sie Frankreich überzeugend, obwohl Les Bleues auch dort vorher in guter Form waren. Frankreich will also Rache, aber könnte, wie auch bei den letzten großen Turnieren, wieder sein eigener größter Feind sein.
Die große Challenge gegen Frankreich wird es sein, die Außenbahnen zu verbarrikadieren. Denn dort ist Frankreich am gefährlichsten. Die Außenbahnspielerinnen Bacha, Karchaoui, Cascarino oder Baltimore bringen allesamt viel Tempo und tolle technische Fähigkeiten mit. Ein ums andere Mal dribbelten sie in der Gruppenphase ihre Gegenspielerinnen schwindelig. Genau auf der Außenverteidigung hat wiederum Deutschland große Probleme.
Schon vor dem Spiel gegen Schweden warnte Bundestrainer Christian Wück davor, dass es auf der linken Seite Schwierigkeiten geben könnte. Und so kam es dann auch, Angriff um Angriff rollte dort, und Linksverteidigerin Sarai Linder wirkte machtlos. Dazu kommt nun, dass auf der Rechtsverteidigung große personelle Not herrscht, weil dort Giulia Gwinn verletzt ausfällt und Carlotta Wamser rotgesperrt ist.
Keine idealen Bedingungen also. Deutschland wird versuchen müssen, eher über das Mittelfeld zu kommen. Dort ist Frankreich ordentlich besetzt, aber nicht unschlagbar. Die deutsche Schaltzentrale um Elisa Senß und Sjoeke Nüsken konnte allerdings bisher auch noch nicht restlos überzeugen, blieb oft blass und konnte zu wenige Chancen durch die Mitte kreieren.
Die französischen Fans feierten nach dem 5:2-Sieg gegen die Niederlande besonders eine Spielerin: Delphine Cascarino, die Doppeltorschützin. Cascarino war in der zweiten Halbzeit kaum zu stoppen, erzielte ein sehenswertes Tor aus der Distanz mit einer Mischung aus purem Willen und technischer Brillanz. Ein Satz von Laurent Bonadei nach dem Spiel dürfte Deutschland daher regelrecht Angst eingejagt haben: An ihrem Leistungsmaximum, sagte der französische Trainer, sei Cascarino noch längst nicht angekommen.
Das gilt auch für ihre Mitspielerin Marie-Antoinette Katoto, die im Sturmzentrum mit Cascarinos Hereingaben gefüttert wird. Sie kam immer wieder in gute Abschlusspositionen, aber vergab auch noch einige Großchancen. Ebenfalls eine Ausnahmespielerin ist Sakina Karchaoui, eigentlich Außenverteidigerin, aber aktuell als Mittelfeldspielerin unterwegs. Ihr klebt der Ball bei Exkursionen nach vorne nur so am Fuß.
Dazu hat Frankreich eine unglaubliche Kadertiefe: Kadidiatou Diani etwa, ebenfalls eine Weltklassestürmerin, kommt bisher primär von der Bank, ebenso wie die Torschützenkönigin der französischen Liga, Clara Mateo.
Kaderbreite, Schnelligkeit, starke Außenbahnspielerinnen: Frankreich hat also viele Stärken. Dennoch sind die Bleues nicht unschlagbar. Im Tor steht Pauline Peyraud-Magnin, die durchaus ab und an einen kleinen Wackler einstreut. Nach Rückständen zeigten sich die Französinnen in großen Turnieren oft verunsichert, und der Druck dürfte nach der starken Gruppenphase nicht unerheblich sein.
Auch die französische Abwehrkette ist nicht unantastbar: In der Innenverteidigung spielt nach der Nichtnominierung von Routinierin Wendie Renard nun ein sehr junges Duo aus Thiniba Samoura und Alice Sombath, beide 21. Sombath, bei Lyon schon lange als großes Talent gehandelt, macht es bisher gut, aber Samoura hatte ein paar Probleme. Sie könnte gegen Deutschland durch Maelle Lakrar von Real Madrid ersetzt werden - aber in jedem Fall hat Frankreich ein eher unerfahrenes Duo hinten stehen. Die Stärke des Teams liegt, ähnlich wie bei Deutschland, eindeutig im Angreifen - dort ist die individuelle Qualität aber nochmal deutlich höher als die der DFB-Frauen.
Das Rätselraten ist groß: Mit welcher Startelf geht Deutschland ins Spiel gegen Frankreich? In der Verteidigung braucht es Kreativität, um gegen die Französinnen mitzuhalten. 90min hat drei Varianten für eine mögliche Startelf aufgestellt. Diese hier wäre eine Option:
Deutschland: Berger - Hendrich, Minge, Knaak, Linder - Däbritz, Senß - Brand, Dallmann, Bühl - Schüller
Frankreich dagegen hat nach dem 5:2 gegen die Niederlande wenig Grund, sehr viel zu verändern. Sandie Toletti wurde angeschlagen ausgewechselt, sie könnte durch ihre Mittelfeldkollegin Grace Geyoro ersetzt werden. So sieht das dann aus:
Frankreich: Pauline Peyraud-Magnin - Élisa De Almeida, Thiniba Samoura, Alice Sombath, Selma Bacha - Sakina Karchaoui, Oriane Jean-François, Grace Geyoro - Sandy Baltimore, Marie-Antoinette Katoto, Delphine Cascarino