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·13 marzo 2025
FC Bayern vs. VfL Wolfsburg: Der Head-to-Head-Vergleich auf allen Positionen

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·13 marzo 2025
Wenn ein Topspiel ansteht, geht es immer um die große Taktik: Vierer- oder Fünferkette, hohes oder zurückhaltendes Pressing, Überzahlsituationen und Raumdeckung. Es geht aber mindestens genauso sehr um die individuelle Qualität auf den beiden Seiten: Wer gewinnt das entscheidende Laufduell, wer beherrscht das Mittelfeld dank Zweikampfstärke und welche Torhüterin kratzt noch die schwierigsten Bälle aus dem Winkel?
All diese Fragen werden wichtig sein, wenn Bayern im Spitzenspiel der Frauen-Bundesliga auf Wolfsburg trifft (zur Vorschau hier). Die Münchnerinnen können ihren Vorsprung mit einem Sieg auf sechs Punkte ausbauen, Wolfsburg will wieder mit den amtierenden Meisterinnen gleichziehen. Der VfL hat dabei den Vorteil, dass die meisten Leistungsträgerinnen fit sind, während bei Bayern wichtige Spielerinnen wie Lena Oberdorf und Katharina Naschenweng fehlen. Der Head-to-Head-Vergleich.
Im Tor ist die Situation bei beiden Teams spannend. Bei Bayern steht aktuell Ena Mahmutovic im Kasten: Stammtorhüterin Maria Luisa Grohs musste nach einem entdeckten Tumor aussetzen, hat ihre Erkrankung aber inzwischen überstanden. Grohs soll langsam wieder an den Fußball herangeführt werden, bisher stand sie nach ihrem Comeback für das zweite Team zwischen den Pfosten. Kompliziert wird die Lage dadurch, dass ihre Stellvertreterin ihre Sache bisher auch sehr gut machte. Daher wird gegen Wolfsburg vermutlich weiter Mahmutovic im Tor stehen.
Auf der Gegenseite hat Anneke Borbe, lange Nummer drei bei den Wölfinnen, sich den Stammplatz beim VfL erobert. Merle Frohms ist nur noch zweite Wahl. Auch Borbe machte es seitdem gut, aber wurde noch wenig getestet.
Mahmutovic hat ihre Stärken in ihrer Beidfüßigkeit und ihren Reflexen, Borbe in der Strafraumbeherrschung. Beide haben gute Anlagen, aber sind noch nicht lange Stammtorhüterinnen, und ein Patzer wäre bei beiden nicht auszuschließen. Unentschieden mit leichtem Vorteil für Bayern München - ein halber Punkt für beide.
Hier ist der Vergleich nicht ganz einfach, da Wolfsburg mit einer Dreierkette spielen könnte, wie schon im Hinspiel, womit die Positionen sich nicht direkt entsprechen. In der Rückrunde spielte der VfL vor allem in einem 3-4-3.
Bayern kann in der Rechtsverteidigung mit DFB-Kapitänin Giulia Gwinn aufwarten - das ist schwer zu toppen. Bei Wolfsburg spielt rechts die Niederländerin Lynn Wilms, die einen großen Offensivdrang hat und gute Flanken spielt, aber defensiv auf diesem Niveau nicht immer auf der Höhe ist. Auch Gwinn hat sich in der Vergangenheit schon ein paar Nachlässigkeiten in der Defensive erlaubt, ist aber insgesamt die verlässlichere Spielerin und wichtiger für ihr Team. Punkt für Bayern.
Holt den Punkt für Bayern: Giulia Gwinn / Frederic Scheidemann/GettyImages
Wolfsburg muss in der Innenverteidigung auf die verletzte Kathrin Hendrich verzichten. Mit Caitlin Dijkstra, Janina Minge und Marina Hegering hat VfL-Coach Tommy Stroot dennoch drei gute Optionen zur Verfügung. Minge ist es kaum mehr anzumerken, dass sie eigentlich Mittelfeldspielerin ist, Hegering hat viel Routine, und Dijkstra hat sich nach kleinen Anfangsschwierigkeiten auch gut in Wolfsburg eingefunden. Das Trio wird auch gegen die Bayern wahrscheinlich als Dreierkette zum Einsatz kommen.
Auf der anderen Seite bietet Bayern die nordische Verteidigung mit Schwedin Magdalena Eriksson und Norwegerin Tuva Hansen auf oder Isländerin Glodis Viggosdottir. Gegen schnelle Spielerinnen wie Wolfsburgs Lineth Beerensteyn kann es für Bayern auch mal brenzlig werden, wie die Vergangenheit zeigte. Dafür sind die Verteidigerinnen stark im Spielaufbau. Wolfsburgs Formation ist dagegen noch nicht sehr gut eingespielt - Unentschieden.
Alexander Straus würde seine Linksverteidigerin gerne im deutschen Nationalteam sehen. "Ich glaube nicht, dass es auf ihrer Position im Frauenfußball eine Spielerin mit den gleichen Qualitäten am Ball gibt", sagte der Bayern-Trainer - die Rede ist von Carolin Simon. Die 32-Jährige wurde schon lange nicht mehr zu den DFB-Frauen eingeladen, anders als ihre Kontrahentin Sarai Linder von Wolfsburg. Simon ist im Spiel nach vorne enorm wichtig, hat aber im Defensivverhalten Defizite, während Linder die solide, aber unspektakuläre Option ist. Unentschieden.
Bayern hatte im defensiven Mittelfeld einige Personalschwierigkeiten, nachdem sich Georgia Stanway und Sarah Zadrazil am Anfang des Jahres verletzten. Die Münchnerinnen reagierten mit der Verpflichtung von Arianna Caruso, aber die Italienerin spielt bisher keine Rolle und scheint noch Zeit zum Eingewöhnen zu brauchen. Zadrazil gab gegen Köln ihr Comeback und wurde eingewechselt, sodass sie eine Startelfkandidatin sein könnte. Vertreten wurde sie von Julia Zigiotti Olme, die ihren Job anständig macht, aber eigentlich eher eine Backupspielerin ist.
Auf Wolfsburger Seite steht Lena Lattwein, die eine gute Saison spielt und die personifizierte Verlässlichkeit ist. Eine komplett fitte Sarah Zadrazil ist mit ihr mindestens auf Augenhöhe - aber da das nicht sicher ist, bekommt Wolfsburg hier den Punkt.
Bei Wolfsburg spielt Svenja Huth im offensiven Mittelfeld, die sich diese Saison nochmal gesteigert hat. Beim 6:1 gegen Frankfurt zeigte die 34-Jährige exemplarisch ihre Fähigkeiten als Antreiberin und stets aktive Spielerin. Aber sie hat große Konkurrenz, Bayern ist auf dieser Position so gut besetzt wie wenige andere Teams.
Die formstarke Sydney Lohmann und Linda Dallmann sind schon zwei hervorragende Spielerinnen, aber sie messen sich zudem mit Edeltechnikerin Momoko Tanikawa, die sich in wenigen Minuten schon zu Recht ein starkes Standing erarbeitet hat. Und natürlich Pernille Harder. Hier ist Bayerns individuelle Qualität einfach zu groß - Punkt für die Münchnerinnen.
Momoko Tanikawa zeigte bereits, dass sie eine Unterschiedsspielerin sein kann / Adam Pretty/GettyImages
Hier ist die Konkurrenz bei Wolfsburg besonders groß. Alexandra Popp, die eigentlich immer gesetzt ist, Toptorschützin Lineth Beerensteyn sowie die Flügelspielerinnen Vivien Endemann und Jule Brand konkurrieren um die Plätze im Sturm. Meistens muss entweder Brand oder Endemann weichen.
Bayern spielt dagegen mit einer Doppelspitze von Lea Schüller und Klara Bühl, die gerade ihren Vertrag in München verlängert hat. Bühl zeigte zuletzt in Köln, dass sie an einem starken Tag extrem schwer zu stoppen ist. Aber auch Lineth Beerensteyn, die den gegnerischen Verteidigerinnnen clever entweichen kann, ist brandgefährlich. Die Wolfsburger Offensive zeigte beim 6:1 gegen Frankfurt, dass genug Schusspower da ist. Unentschieden.
Wolfsburg hat keine schlechte Bank, und von Spielerinnen wie Ella Peddemors und Justine Kielland wird in Zukunft noch zu hören sein. Aber aktuell ist die Reserve des VfL nicht ganz so stark wie die von Bayern, die trotz einiger Verletzungen starke Optionen zum Wechseln zur Verfügung haben, wie Talent Alara. Punkt für Bayern.
Bayern entscheidet den individuellen Vergleich in unserem Check mit 5:3 für sich. Besonders die Qualität im offensiven Mittelfeld und die Breite des Kaders könnten für den FCB den Ausschlag geben. Wolfsburg kann allerdings als Kollektiv sehr gut funktionieren und ärgerte Bayern in den letzten Spielen in der Frauen-Bundesliga und im Pokalfinale erfolgreich. Ein Sieg für den VfL wäre daher auch keine große Überraschung, auch wenn Bayern leicht favorisiert ist.