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·14 giugno 2025
Friedrich und Borussia – die nächste Baustelle

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·14 giugno 2025
Die Baustellen im Kader von Borussia Mönchengladbach sind zahlreich. Eine davon ist die Zukunft von Marvin Friedrich, der zu teuer für einen Bankdrücker ist, aber sportlich den Erwartungen offensichtlich nicht genügt.
Als Marvin Friedrich Anfang 2022 nach Mönchengladbach wechselte, wirkte das wie ein typischer Max-Eberl-Transfer. Die Idee war, Matthias Ginter im Wintertransferfenster ein halbes Jahr vor Vertragsende zum Vereinswechsel zu bewegen, um einen ablösefreien Abgang im Sommer zu verhindern und gleichzeitig mit Friedrich einen Nachfolger zu präsentieren, der sich nahtlos ins Team einfügen könnte.
Eberl lobte Friedrich damals als einen Spieler, »der sich zu einem der besten deutschen Abwehrspieler der Liga entwickelt hat«, und Borussia zahlte beachtliche 5,5 Millionen Euro an Union Berlin. Zudem erhielt Friedrich einen bis Juni 2026 laufenden, lukrativen Vertrag, wobei sein Gehalt Gerüchten zufolge im Vergleich zu seiner Berliner Zeit sogar verdoppelt wurde. Zu diesem Zeitpunkt lag das Gehaltsniveau in Gladbach trotz der ersten Pandemiefolgen noch immer auf Champions-League-Niveau.
Der vermeintlich kluge Transfer wurde zum Fehlgriff
Doch der vermeintlich kluge Transfer von Friedrich erwies sich als Fehlschlag. Ginter ließ sich nicht aus dem Verein drängen, sondern blieb das restliche halbe Jahr in Gladbach und wechselte schließlich ablösefrei nach Freiburg. Max Eberl trat als Sportdirektor zurück, und nach Saisonende verabschiedete sich auch Trainer Adi Hütter, für dessen Verpflichtung Borussia ein Jahr zuvor noch 7,5 Millionen Euro an Eintracht Frankfurt gezahlt hatte.
Unter Hütter war Friedrich zunächst gesetzt, bis ihn eine Corona-Infektion fast zwei Monate außer Gefecht setzte. Auch unter Hütters Nachfolger Daniel Farke kam Friedrich bis zur vorgezogenen Winterpause wegen der WM regelmäßig zum Einsatz. Doch als Itakura im neuen Jahr wieder fit war, musste Friedrich auf die Bank und spielte fortan keine Rolle mehr. Seinen Frust darüber machte er in einem Interview deutlich: »Ich bin absolut unzufrieden mit der aktuellen Situation und spüre null Komma null Vertrauen.«
Trotz überzeugender Leistungen erneut ins zweite Glied zurückversetzt
Nach nur einem Jahr musste Farke – wie zuvor Hütter – seinen Platz räumen, woraufhin Gerardo Seoane das Ruder übernahm. Unter dem Schweizer entwickelte sich Friedrich zunächst zum On-Off-Verteidiger, abhängig davon, welches System Borussia gerade spielte. Zu einem unumstrittenen Stammspieler wurde er weiterhin nicht. Im zweiten Jahr unter Seoane, als der Trainer endgültig auf die Viererkette setzte, war der Ex-Unioner hinter Elvedi und Itakura klar nur noch die Nummer drei in der Innenverteidigung.
Als sich Elvedi verletzte, rückte Friedrich vom 7. bis zum 12. Spieltag in die Startelf und war in dieser stabilen Phase des Herbstes ein wichtiger Faktor für das Team. Mit seiner unspektakulären, aber äußerst verlässlichen Spielweise erinnerte er an die Auftritte eines Roel Brouwers. Doch kaum war Elvedi wieder fit, musste Friedrich trotz seiner überzeugenden Leistungen erneut ins zweite Glied zurück. Im weiteren Saisonverlauf absolvierte er nur noch drei Partien über die volle Distanz und kam insgesamt auf 22 Bundesligaeinsätze – weniger als in den beiden Jahren zuvor.
Zu teuer für die Ersatzbank
Im Laufe des Jahres 2025 ist Friedrich in der Rangordnung der Innenverteidiger hinter Youngster Fabio Chiarodia zurückgefallen. Es ist mehr als deutlich, dass die Perspektiven des inzwischen 29-Jährigen bei Borussia alles andere als rosig sind. Ein Verkauf in diesem Sommer würde Sinn ergeben, auch wenn Friedrichs aktuell geschätzter Marktwert von 3,5 Millionen Euro etwas hoch gegriffen erscheint. Großen finanziellen Spielraum würde sich Borussia mit einem Transfer von Friedrich nicht verschaffen.
Die Möglichkeit, Friedrich als Backup zu behalten und ihn entweder im nächsten Jahr ablösefrei ziehen zu lassen oder die einseitige Vertragsklausel auf eine Verlängerung bis 2027 zu ziehen, ist angesichts seines Gehalts ebenfalls keine Ideallösung. Einen derart teuren Ersatzspieler kann sich die finanziell angeschlagene Borussia schlichtweg nicht leisten. Nur wenn mit Elvedi und Itakura beide aktuellen Innenverteidiger gehen sollten und man keinen Ersatz holt, sondern Friedrich ‘befördert’, wäre ein Verbleib finanziell zu verantworten.
Kein Führungsspieler, aber ein verlässlicher Innenverteidiger
Es stellt sich die Frage, warum die Beziehung zwischen Borussia und Friedrich wohl auf ein weiteres Missverständnis hinauslaufen wird. Offensichtlich lag eine Fehleinschätzung vor, als man in Friedrich den Typus eines „Führungsspielers“ sah. Sportlich gesehen hat Friedrich jedoch im Wesentlichen das geliefert, was man von ihm erwarten konnte. Er ist ein verlässlicher und seriöser Innenverteidiger, der in einer defensiv gut organisierten Mannschaft seine Aufgaben solide erfüllt. Allerdings fehlt ihm neben Führungsqualitäten die Fähigkeit, das Spiel kreativ zu eröffnen, ebenso wie das Tempo, um in einer hochstehenden Abwehrkette in direkten Duellen mit schnellen Stürmern zu bestehen.
Friedrich entspricht aber genau dem Profil eines Spielers, der bei einem Mittelklasseverein wie Borussia Mönchengladbach als Stammspieler neben einem etwas extrovertierteren Innenverteidiger agieren könnte – wenn auch nicht zu seinem aktuellen Gehalt, aber sportlich durchaus. Wäre der Kader in Gladbach ausgewogen, die Defensive gut organisiert und hätte Friedrich das Vertrauen des Trainers, könnte er sehr wohl eine wichtige Rolle übernehmen. Unter den aktuellen Voraussetzungen ist das jedoch kaum vorstellbar. Auch wenn es bei Borussia derzeit größere und dringendere Baustellen gibt, muss man das Thema Marvin Friedrich in diesem Sommer unbedingt angehen.
von Marc Basten – TORfabrik.de | Foto: Norbert Jansen – Fohlenfoto