Hart, aber herzlich: Zum Karriereende von „Tiger“ Gerland | OneFootball

Hart, aber herzlich: Zum Karriereende von „Tiger“ Gerland | OneFootball

In partnership with

Yahoo sports
Icon: 90PLUS

90PLUS

·10 luglio 2025

Hart, aber herzlich: Zum Karriereende von „Tiger“ Gerland

Immagine dell'articolo:Hart, aber herzlich: Zum Karriereende von „Tiger“ Gerland

Hermann Gerland war ein Trainer der alten Schule. „Belastungssteuerung? Bevor du anfängst zu steuern, musst du erst einmal belasten“, sagte er einmal. Dies war bei ihm keineswegs als Witz gemeint. Es war ein Stahlbad, durch das viele Talente beim „Tiger“ gegangen sind. Doch für viele von ihnen haben sich die Strapazen gelohnt: Jungs wie Thomas Müller, Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger oder David Alaba verdanken Gerland eine Weltkarriere.

„Ich kenne keinen anderen Förderer im deutschen Fußball, der annähernd so viele Weltklassespieler herausgebracht hat. Das ist kein Zufall. Bei ihm gab es keine Komfortzone“, würdigte Ralph Hasenhüttl seinen früheren Coach, der sich jetzt mit 71 Jahren in den Ruhestand verabschiedet. Der deutsche Fußball verliert ein echtes Bundesliga-Original, einen Typen, der sich als Profi auf dem Platz, aber auch in seiner langen Zeit als (Co-)Trainer nie für die Drecksarbeit zu schade war.


OneFootball Video


Hart, aber herzlich war das Motto des gebürtigen Bochumers. Die Mentalität des Ruhrgebiets prägt Gerland bis heute nachhaltig. Toptrainer wie Pep Guardiola, Jupp Heynckes, Louis van Gaal oder Hansi Flick schätzten sein gutes Auge und seine direkte Art. „Ich möchte Trainer, die auch mal sagen: Hansi, das finde ich jetzt nicht richtig“, erzählte Flick einmal. Gerland habe dies „besonders gut“ gekonnt, fügte er schmunzelnd an.

Gerland: Legendäre Sprüche, Liebling von vielen

In der Tat nahm Gerland nie ein Blatt vor den Mund. Seine Sprüche sind legendär. „Nach 20 Minuten waren zwei von denen angeschlagen. Die sind gehumpelt. Aber die sind schneller gehumpelt als wir gelaufen“, sagte Gerland nach einem 0:2 von Arminia Bielefeld in Ulm.

Für Bayern-Ikone Müller ist der „Tiger“ bis heute noch sein Lieblingstrainer. „Am meisten Spaß und Gaudi hatte ich auf die Jahre gesehen mit Hermann Gerland“, so Müller: „Ich bin mal drei Stunden mit ihm im Auto gesessen, da brauchst du kein Radio mehr.“

Als Profi bei seinem VfL Bochum war Gerland eher rustikal unterwegs gewesen. Er sei immer noch stolz darauf, wenn gesagt werde: „Der Gerland war ein Klopper.“ Als Trainer entwickelte er dann ein besonderes Auge für Talente – und führte sie mit seiner knorrigen Art an ihre Karrieren heran.

Seiner Frau Gudrun, mit der er drei Töchter hat, sagte er vor vielen Jahren beim Frühstück. „Ich habe einen, der ist 15, spielt aber wie 30. Gudrun, wenn das kein Superspieler wird, gebe ich meine Lizenz zurück und werde Volleyball- oder Wasserballtrainer.“ Er behielt seine Lizenz, gemeint war Philipp Lahm.

Schweinsteiger formte Gerland auf seine besondere Art. Als der damals 17-Jährige mit gefärbten schwarzen Haaren zum Training kam, sagte Gerland nur trocken: „Schweini, heute kannst du so lange laufen, bis die Haare wieder blond sind.“ Auch Zvjezdan Misimovic, später Nationalspieler, erinnerte sich an eine besondere Anekdote bei den Bayern-Amateuren: „Als im Stadion mal eine ruhige Minute war, schrie Gerland quer über den Platz: Wer hat dem Dicken den Ball gegeben?“

Die letzten vier Jahre war „Legende“ Gerland, wie ihn DFB-Sportdirektor Andreas Rettig würdigte, als Assistent von Antonio Di Salvo bei der U21 im Einsatz. Nun ist nach über 50 Jahren im Profifußball Schluss. Als Opa will sich Gerland mehr der Familie widmen.

Visualizza l' imprint del creator