FC Augsburg
·10 novembre 2024
In partnership with
Yahoo sportsFC Augsburg
·10 novembre 2024
Mert Kömür gilt wohl als eines der größten Talente, das die Fußballschule des FC Augsburg in den letzten Jahren hervorbrachte. Mit 16 Jahren trainierte der offensive Mittelfeldspieler bereits mit der ersten Mannschaft, mit 18 Jahren gab er in der vergangenen Spielzeit sein Debüt in der Bundesliga. Nun spielt der U-Nationalspieler seine erste volle Profisaison für den FCA. Wie er auf seine bisherigen Einsätze zurückblickt, was sich für ihn seit seinem Debüt veränderte und wie er die Zeit in der Paul-Renz-Akademie erlebte, verriet Kömür vor dem Spiel gegen die TSG Hoffenheim.
Servus Mert, wir treffen uns an der Paul-Renz-Akademie – ein Ort, den du selbst in- und auswendig kennst. Wie ist das Gefühl wieder hier zu sein? Sehr gut, ich habe hier immer noch viele Kontakte und Freunde. Als ich hier durch die Tür kam, sind mir direkt meine alten Internatseltern über den Weg gelaufen und wir haben ein paar Worte gewechselt. Ich habe immerhin ein Jahr hier gewohnt. Es fühlt sich an, nach Hause zu kommen.
Du bist damals direkt mit der Eröffnung 2022 eingezogen. Deinen Ausführungen nach zu urteilen, scheint dir das Internatsleben gut gefallen zu haben. Es hat Spaß gemacht. Man hatte seine Freunde immer um sich herum, sie haben eben nur eine Tür weiter gewohnt. Wir haben gemeinsam viel unternommen, wenn wir frei hatten. Bei schönem Wetter waren wir fast immer draußen unterwegs und bei Regen saßen wir häufig zu sechst in einem Zimmer und haben gemeinsam Playstation gespielt. Es war eine sehr schöne Zeit.
Lebst du inzwischen in deiner eigenen Wohnung? Nein, ich wohne bei meinen Eltern in Dachau und pendle von dort jeden Tag nach Augsburg. Das dauert zum Glück nicht lange. Ich muss nur die A8 hinauffahren und bin dann in einer knappen Stunde am Stadion.
Beim FCA ist es Tradition, dass das Trikot von jedem Eigengewächs, das den Sprung zu den Profis schafft, in der Paul-Renz-Akademie aufgehängt wird. Hast du deines auch schon entdeckt? Ja, das hängt hier im Gang und im Physio-Raum. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich es dort sehe. Es erinnert mich an das, was ich geschafft habe, und das macht mich unglaublich stolz.
Etwas mehr als ein halbes Jahr ist es inzwischen her, dass du dein Debüt gegen Hoffenheim gegeben hast. Denkst du noch häufig an diesen Moment zurück? Ab und an blickt man darauf schon zurück. Ich muss sagen, im Nachhinein ging alles wahnsinnig schnell. Auf einmal saß man regelmäßig auf der Ersatzbank, dann kam das Debüt, an das ich mich noch erinnere, als wäre es gestern gewesen. Und ein paar Wochen später stand ich dann gegen Bayer Leverkusen auf einmal in der Startelf und habe mein erstes Bundesligator erzielt.
Am Sonntag kommt es jetzt zum erneuten Aufeinandertreffen mit der TSG. Ist es für dich ein besonderes Spiel? Für mich ist jedes Spiel in der Bundesliga etwas Besonderes, ich habe schließlich noch nicht allzu viele absolviert. Bei Hoffenheim spielen mit Tom Bischof, Tim Drexler und Umut Tohumcu gleich drei Jungs, mit denen ich mich persönlich sehr gut verstehe. Ich freue mich, sie wiederzusehen. Tim und Tom kenne ich von der U20-Nationalmannschaft und Umut sogar noch viel länger. Wir haben schon in der Jugend gegeneinander gespielt.
Seit deinem Debüt bist du hier in der Region deutlich bekannter geworden. Wirst du häufig erkannt? Wenn ich in Augsburg unterwegs bin, werde ich schon manchmal angesprochen. So häufig passiert das aber noch nicht, dafür muss ich wahrscheinlich noch ein paar Spiele mehr absolvieren. In Dachau ist das etwas anderes. Das ist eine Kleinstadt, in der jeder jeden kennt. Wenn ich dort bei meinem alten Fußballverein vorbeischaue, wollen die Kinder sofort ein Foto machen.
Auch medial wird inzwischen häufiger über dich berichtet. Bist du jemand, der ganz genau verfolgt, was über einen geschrieben wird? Man liest es sich ab und an durch und wenn etwas Positives drinsteht, freut es einen natürlich. Aber letztlich haben die Medien keinen Einfluss darauf, was auf dem Platz geschieht. Daher lege ich meinen Fokus voll auf den Fußball und die Mannschaft.
Dann sprechen wir doch gleich mal über deine Rolle im Team. Bist du mit der aktuellen Situation zufrieden? Insgesamt ja. Ich habe mich darüber gefreut, dass ich gegen Schalke und Freiburg wieder auf dem Platz stehen durfte. Zuvor war ich eine Zeit lang nicht im Kader, aber auch das gehört im Fußball dazu. Ich bin noch jung und muss noch viele Erfahrungen sammeln, nur so kann ich besser werden. Ich habe jetzt sieben Spiele für den FC Augsburg bestritten, darauf lässt sich aufbauen. Mein Ansporn ist es, in den nächsten Wochen noch häufiger auf dem Platz zu stehen und dem Trainer und den Fans zu zeigen, was ich kann.
Du warst 16 Jahre alt, als du 2022 das erste Mal mit der ersten Mannschaft trainiert hast. Wenn man als so junger Spieler zu den Profis stößt, ist das anfangs sicherlich ungewohnt. Ich muss sagen, bei mir war das kaum ein Problem. Ich hatte wohl einen kleinen Startvorteil, weil ich damals ins Trainingslager der Profis mitgefahren bin. Man verbringt dort jeden Tag so viel Zeit miteinander, dass man automatisch mit allen Spielern ins Gespräch kommt. Danach habe ich immer wieder bei der ersten Mannschaft mittrainiert und bin so Stück für Stück in das Team hineingewachsen. Ich fühle mich sehr wohl und komme mit allen sehr gut aus.
Gibt es im Team eine Art Mentor, der den jungen Spielern ein bisschen unter die Arme greift? Wenn man etwas auf dem Herzen hat, kann man natürlich zu den Führungsspielern wie Jeff Gouweleeuw oder Elvis Rexhbecaj gehen. Aber in der Kabine hat generell jeder Spieler ein offenes Ohr.
Jetzt haben wir sehr viel über den Fußball gesprochen, was treibst du, wenn du einmal nicht auf dem Platz stehst? Ich spiele ganz gerne Basketball. Das habe ich schon früher auf dem Schulhof gemacht, im Verein war ich allerdings nie. Ansonsten begeistert mich vor allem der Rennsport. Egal ob Formel 1 oder Radrennen, das schaue ich mir wahnsinnig gerne an.
Hast du noch viel Kontakt zu Freunden und Weggefährten in Dachau? Das kann man wohl sagen. Mein bester Freund wohnt gerade einmal ein paar Haustüren von mir entfernt, mit ihm treffe ich mich immer noch regelmäßig. Es ist eben eine Kleinstadt, in der einem an jeder Ecke ein bekanntes Gesicht über den Weg läuft. Wenn ich in den Supermarkt gehe, treffe ich meinen alten Teamkollegen, im nächsten Laden wartet der ehemalige Schulfreund. Man hat immer jemanden, mit dem man sich ein bisschen austauschen kann.
Auch deine Familie hat von dort aus keinen weiten Anfahrtsweg in die WWK ARENA. Sind sie bei jedem Heimspiel im Stadion? Meine Mutter kann leider nicht immer mitkommen, weil sie sich um meinen dreijährigen Bruder kümmern muss. Gerade die Abendspiele finden für ihn meist zu spät statt. Mein Vater ist dafür seit der Jugend bei jedem Spiel mit dabei. Er hat noch kein einziges verpasst. Selbst als ich mit der U-Nationalmannschaft in Rumänien gespielt habe, ist er ins Auto gestiegen und dorthin gefahren. Auch am Sonntag wird er wieder da sein.
Dann verrate uns doch zum Abschluss, was für ein Spiel er zu sehen bekommen wird? Wir sind in einer guten Verfassung und haben die Englische Woche mit zwei Siegen und einem Unentschieden beendet. Daran wollen wir anknüpfen. Ich bin mir sicher, dass wir gegen Hoffenheim gewinnen können.