Matthias Tillmann: Was einer allein nicht schafft, das schaffen viele zusammen | OneFootball

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FC Schalke 04

·16 novembre 2024

Matthias Tillmann: Was einer allein nicht schafft, das schaffen viele zusammen

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Der Vorstandsvorsitzende Matthias Tillmann sprach am Samstag (16.11.) auf der Mitgliederversammlung über die Fördergenossenschaft, die sportliche Strategie und die aktuelle Situation. Zudem blickte er in die Zukunft. schalke04.de hat die Aussagen zusammengefasst.

Matthias Tillmann über …


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… das Vorhaben in der aktuellen Situation: Der FC Schalke 04 ist einer der größten Vereine der Welt. Letztes Jahr kamen über eine Million Zuschauer in die VELTINS-Arena zu unseren Heimspielen. Das ist richtig stark. Vielen Dank für diesen Support! Das zeigt, wie groß und einzigartig unser Verein nach wie vor ist. Zur Wahrheit gehört aber auch: Wir spielen nun im dritten Jahr in den jüngsten vier Jahren in der 2. Bundesliga. Dazu haben wir wenig finanziellen Handlungsspielraum. Ein jahrelanger Schuldenabbau ist nötig, bevor wir wieder nach vorne blicken können. Wenn wir diese Entwicklung nicht umdrehen, drohen wir im Mittelmaß der 2. Liga zu versinken.

Deswegen habe ich bei meinem Start im Januar gesagt: Ein „Weiter so!“ kann es nicht geben. Wir brauchen Veränderungen. Wir müssen mutig sein und neue Wege gehen. Ich bin überzeugt von den Veränderungen, ich weiß aber auch, dass wir das nur gemeinsam schaffen. Drüben über der Nordkurve steht es geschrieben: Tausend Freunde, die zusammenstehen – dann wird der FC Schalke niemals untergehen. Das gilt mehr denn je.

… die Strategie des Vorstands für den Sport: Bei meinem Start im Januar habe ich gesagt, dass ich mich in den ersten 100 Tagen auf drei Themen fokussieren möchte: Sponsoring und Vertrieb, Zusammenarbeit und Struktur im Verein und den Umbruch im Sport. Der sportliche Plan war und ist klar: Wir wollen auf junge Spieler setzen, wollen diese entwickeln. Wir wollen unseren Nachwuchsbereich, die Knappenschmiede, wieder enger an den Profibereich heranführen. Und wir wollen auch den Spielern, die nicht sofort den Sprung in die Profimannschaft schaffen, Perspektiven über Partnervereine bieten.

Dazu haben wir zwei Positionen im Sport aufgebaut: Einmal einen Direktor für den Profifußball, der nah an der Mannschaft sein soll, den Trainer und den Staff unterstützt, der – kurz gesagt – den Laden im Profileistungszentrum im Griff hat. Daneben einen Direktor für Kaderplanung, Scouting und Nachwuchs, der die Kaderplanung von der U17 bis zu den Profis verantwortet und dafür sorgen soll, dass junge Talente frühzeitig in den Verein kommen. Anders ausgedrückt: Der Direktor für Profifußball ist für die Ergebnisse von Woche zu Woche verantwortlich, für den kurzfristigen Erfolg, der Kaderplaner für die Kaderentwicklung über die nächsten sechs, zwölf, 18 Monate. Der Plan ist so in der Zusammenarbeit nicht aufgegangen.

… die Trennung von Sportdirektor Marc Wilmots: Marc Wilmots war und bleibt eine Vereinslegende als Spieler. Im Management hat es nicht funktioniert. Das muss man so klar sagen. Der Umbruch ist nicht geräuschlos verlaufen. Das eine oder andere Gespräch hätte früher und empathischer verlaufen müssen. Es wurde sich nicht an Absprachen gehalten. Deswegen haben wir uns frühzeitig in der Saison von Marc Wilmots getrennt.

… die aktuelle sportliche Situation: Nun ist gut ein Drittel der Saison gespielt, und wir stehen in einer ähnlichen Position wie vor einem Jahr: im Abstiegskampf der 2. Liga – trotz der ganzen Änderungen. Was ist schiefgelaufen? Zum Thema Sportdirektor habe ich gerade was gesagt. Rückblickend muss ich auch sagen: Die Kaderplanung war zu mutig. Wir haben zu viel auf Zukunft und Potenzial gesetzt. Wenn Führungsspieler ausfallen, können wir das aktuell nicht kompensieren.

Das ist kein Vorwurf an die jungen Spieler. Sie brauchen einfach mehr Zeit, aber im Ergebnis performen wir aktuell unter dem, was das Budget hergeben müsste. Wir sind aber nach wie vor überzeugt von dem Weg. Der Kader hat Potenzial. In den letzten Wochen konnten sich Jungs wie Max Grüger und Taylan Bulut in die Erste Mannschaft spielen. Das sind Jungs, die im Sommer aus der Knappenschmiede zu uns kamen. Sie sind gute Beispiele für den Weg, den wir gehen wollen.

… die Entscheidung, auf einen externen Vermarktungspartner zu setzen: Wir sind in vielen Bereichen gut aufgestellt, bei einigen Themen war ich aber auch überrascht, wie viel Aufholbedarf wir in anderen Bereichen haben. Ein Beispiel ist der Bereich Sponsoring und Vertrieb. Da wurde in den letzten Jahren anscheinend nicht wirklich investiert, nichts aufgebaut. Bei meinem Start im Januar wussten wir, dass wesentliche Hauptrechte zum Sommer neu vermarktet werden müssen. Ich wusste, dass wir schnell handeln müssen und nicht die Zeit haben, erst in Ruhe etwas aufzubauen. Deswegen haben wir die Entscheidung getroffen, den Vertrieb auszulagern und externe Vertriebspower dazuzuholen.

Ich muss sagen: Das war eine gute Entscheidung. Wir konnten Hauptrechte – wie unsere Brust und unseren Ärmel – pünktlich zum Saisonstart vermarkten. Und das zu guten Konditionen in einem schwierigen Marktumfeld, in einer konjunkturell komplizierten Lage in Deutschland mit hohen Inflationszahlen, wo die Sponsoren nicht gerade Schlange stehen.

… Sparmaßnahmen und daraus resultierende Effekte: Wir haben die Organisation verschlankt. Wir haben beispielsweise die Direktionen von acht auf fünf reduziert, mit dem Ziel, effizienter aufgestellt zu sein und enger zusammenzuarbeiten. Dadurch konnten wir auch Personalkosten sparen, und darüber hinaus haben wir uns alle unsere Posten angeschaut und Sachkosten eingespart. Dafür waren viele harte Entscheidungen notwendig. Wir haben dies aber getan, um den Verein wieder auf ein solides Fundament zu stellen, sodass Geld, das in den Verein hineinkommt, auf fruchtbaren Boden fällt. Wir sind gut aufgestellt, haben im Ergebnis die Lizenz ohne Bedingungen erhalten. Wir konnten im Sommer trotz sinkender TV-Einnahmen unser Lizenzspieler-Budget stabil halten im Vergleich zum Vorjahr.

… die Fördergenossenschaft: Wofür steht Schalke? Für Gemeinschaft, Zusammenhalt, Tradition. Das sind Werte, die auch auf die Genossenschaft passen. Die Fördergenossenschaft hat den Zweck, in Infrastrukturprojekte zu investieren zum Wohle des Vereins. Viele von Euch haben Fragen gestellt. Vier Fragen wurden dabei am häufigsten gestellt. Darauf möchte ich eingehen.

Was soll ein Anteil kosten? Wir haben lange über diese Frage debattiert. Natürlich kann man den Anteil nicht zu niedrig setzen, dann lohnt sich das Ganze nicht. Aber wir wollen das Leitmotiv einer Genossenschaft für uns auch sehen. Nämlich: Was einer allein nicht schafft, das schaffen viele zusammen. Wir wollen, dass Viele wenig geben und nicht Wenige viel. Deswegen wird ein Anteil 250 Euro kosten. Es kommt eine Aufnahmegebühr von 75 Euro dazu, um die Verwaltungskosten zu decken – und das unabhängig von der Anzahl der Anteile, die jemand erwirbt.

Ich habe vor ein paar Wochen gesagt, dass sich die Welt auf Schalke nur dann und sofort ändert, wenn wir rund 50 Millionen Euro reinholen. Das ist nicht das Ziel. Jeder Euro, der reinkommt, hilft! Aber erst dann wird sich spürbar heute etwas ändern. Die Genossenschaft ist ein Ewigkeitsprojekt und keine einmalige Aktion, mit der Geld reinkommen soll. Wer einen Anteil kauft, bekommt dafür eine Genossenschafts-Urkunde.

Für die, die mehr geben wollen und mehr geben können, haben wir Anreize geschaffen. Wer 04 Anteile kauft, der bekommt neben der Urkunde die Möglichkeit, auf einem noch zu errichtenden Denkmal auf dem Berger Feld zu verewigen – ähnlich der Tausend-Freunde-Mauer. Wer 20 Anteile kauft, bekommt dazu noch ein Mini-Arena-Modell. Wir haben uns auch Gedanken gemacht, wie können wir Unternehmen für die Idee begeistern? Wir bauen parallel gerade ein Business Netzwerk auf. Und dort soll die Teilnahme an der Genossenschaft die Eintrittskarte sein. Dafür muss ich als Unternehmer oder Unternehmen 50 Anteile an der Genossenschaft erwerben.

Die zweite Frage: Was bekomme ich für mein Geld? Neben den erwähnten Anreizen steht natürlich ein Business-Modell hinter der Fördergenossenschaft. Im ersten Schritt soll die Genossenschaft Anteile an der Stadiongesellschaft erwerben. Das heißt: Überschüsse, die die Immo KG, also unsere Stadiongesellschaft, erwirtschaftet, gehen dann natürlich anteilig an die Fördergenossenschaft. Diese kann die Überschüsse dann als Dividende beispielsweise an die Mitglieder der Fördergenossenschaft auszahlen. Wer seine Rendite maximieren möchte – so ehrlich muss man auch sein –, also sieben, acht, neun, zehn Prozent sucht, für den ist es nicht das richtige Instrument. Der größte Anreiz ist, dass jeder mit seinem Anteil seinem Herzensverein Schalke 04 helfen kann. Die schönste Dividende ist lebenslange Freundschaft.

Dann komme ich zur dritten Frage: Wie soll die Geno ihr Geschäft führen? Was für Gremien gibt es? Wer sitzt in den Gremien? Wir haben uns gesagt: Wir wollen kein bürokratisches Monster schaffen! Wir wollen nicht unnötige Kosten produzieren. Wir wollen alles möglichst schlank aufstellen. Es wird einen Zweier-Vorstand geben. Eine Person wird aus dem Vorstand des e.V. kommen. Das werde im ersten Schritt ich sein. Und dann gibt es eine zweite externe Person. Da freue ich mich sehr, dass wir mit Michael Kalthoff jemanden finden konnten, der ein absoluter Experte auf dem Gebiet von Infrastrukturprojekten ist. Der durch seine Tätigkeit im Vorstand der RAG die Region bestens kennt und bestens vernetzt ist. Alle Ämter sind ehrenamtlich, keiner verdient extra Geld dafür. Jeder macht das für die Genossenschaft, für den Verein.

Darüber hinaus wird es einen sechsköpfigen Aufsichtsrat geben. Zwei der AR-Mitglieder werden aus den gewählten Aufsichtsratsmitgliedern des e.V. vom Aufsichtsrat des e.V. entsendet. Und vier weitere Mitglieder werden im Rahmen der Generalversammlung von den Mitgliedern der Genossenschaft gewählt.

Die letzte Frage, und das ist eine Frage, die ich vor allem von medialer Seite gestellt bekommen habe: Was ist, wenn es nicht funktioniert? Die Antwort ist ganz einfach: nichts! Es besteht kein Risiko für den e.V.! Wenn nur wenig Leute mitmachen und nur wenig Eigenkapital für den e.V. reinkommt, dann werden wir uns wieder die Frage stellen müssen: Was sind die Alternativen? Ich möchte die Frage aber umdrehen: Was ist, wenn es funktioniert? Was ist, wenn wir tatsächlich in den nächsten Jahren hier 50 Millionen Euro oder mehr einnehmen? Dann sieht die Welt auf Schalke nämlich anders aus. Und das ist mein Ziel. Dass jeder, der heute mitmacht, in drei, vier, fünf Jahren auch sagen kann: Ich war damals dabei und habe meinem Verein geholfen, dass es wieder nach vorne ging und dass wir Lust bekommen haben und in die Zukunft investieren konnten.

… die Zukunft: Ich habe vor elf Monaten hier angefangen mit dem Ziel, die Kräfte im Verein wieder zu bündeln, Leute zusammenzubringen. Wir sind in einer sehr schwierigen Situation. Das wissen wir alle, das war für mich auch keine Überraschung. Ich glaube, wir können hier rauskommen, aber nur dann, wenn wir dies gemeinsam tun. Wenn wir uns zerfleischen, dann werden wir das nicht schaffen. In diesen Zeiten müssen Egos und Eitelkeiten hintenanstehen. Denn wir alle haben eine Verantwortung: für diesen Verein, den FC Schalke 04, für die Stadt Gelsenkirchen und die Region.

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