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Simon Schmidt·21 settembre 2024

Rückkehr von Anton & Guirassy nach Stuttgart: Echte Liebe tut doppelt weh

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18. Mai 2024: Waldemar Anton und Serhou Guirassy stehen auf dem Vorsängerpodest in der Cannstatter Kurve in Stuttgart und feiern nach dem 4:0-Sieg über Borussia Mönchengladbach gemeinsam mit den Fans die Vizemeisterschaft und die damit verbundene Qualifikation für die Champions League. `Nach all der Scheiße, gehts auf die Reise´, steht auf ihren T-Shirts. Die Vorfreude im Schwabenländle auf die kommende Saison ist jetzt schon spürbar.

Knapp vier Monate später spielen Anton und Guirassy wieder in der Stuttgarter MHP-Arena, mit einer klitzekleinen Änderung. Sie werden nicht im weißen Brustringtrikot auf dem Feld, sondern im schwarz-gelben Dress auf der anderen Seite, stehen. Während sich Serhou Guirassy vielleicht sogar ein wenig auf seine Rückkehr freuen darf, könnte es für Waldemar Anton etwas ungemütlich werden. Aber woran liegt das, obwohl beide dem Verein nach einer Rekordsaison den Rücken zukehrten?


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Ein Satz, den jeder in seinem Leben sicher schonmal gehört hat: Der Ton macht die Musik. Und die Töne klangen bei Waldemar Anton während seiner Zeit in Stuttgart aus Sicht der VfB-Fans eigentlich immer sehr positiv. "Warum sollte ich ständig wechseln, wenn ich mich in einer Stadt oder bei einem Verein wohlfühle? Noch dazu, seit ich Kinder habe. Ich spüre keine Rastlosigkeit", sagte Anton in einem Interview mit dem Fußballmagazin `11Freunde´.

Nach dem Abgang von Wataru Endo zum FC Liverpool übernahm Führungsspieler Anton die Kapitänsbinde. Bei seinen konstanten sportlichen Leistungen, seiner menschlichen Art und der Dauer seiner Zugehörigkeit zum VfB - Anton war im Juli 2020 aus Hannover gekommen - für alle der logische Schritt. Mit Waldemar Anton als Säule in der Abwehr sollte etwas echtes entstehen, die Fans sehnen sich nach solchen Identifikationsfiguren. Mit Anton schien man diese endlich wieder zu haben. Der positive sportliche Verlauf und die Nominierung für die deutsche Nationalmannschaft bestärkten dieses Gefühl. Waldemar Anton war auf dem Weg ein echter VfBler zu werden und genau das ist vielleicht jetzt auch sein Problem.

Abgänger Nummer zwei Serhou Guirassy spielte und schoss sich nicht weniger in die Herzen der Fans. Auf der einen Seite mit seiner bodenständigen, zurückhaltenden Art, auf der anderen Seite natürlich mit seiner herausragenden Torquote. 39 Tore in 50 Bundesligaspielen für den VfB sind eine echte Ansage. Ansagen, die der Guineer aber fast ausschließlich auf und nicht neben dem Platz machte.

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Ein Liebesbekenntnis rutschte Guirassy zwar mal über die Lippen: "Ich habe so viel Freude daran, hier zu spielen", sagte er bei `Sky´. "Ich liebe Stuttgart, es ist einfach ein guter Verein, eine schöne Stadt." Trotzdem: Das Zitat stammt aus dem Oktober 2023, damals stand Guirassy nach sieben Spieltagen bei unglaublichen 13 Toren. Nicht nur in Stuttgart wird man sich in diesen Momenten gedacht haben: `Der ist viel zu gut für den VfB, der bleibt da eh nicht´.

Und so sollte es in diesem Sommer auch kommen. Schon im Verlauf der Saison wurden die Gerüchte um Guirassy immer lauter, an einen Verbleib glaubte wohl niemand mehr. Der Stürmer hatte in seinem Vertrag eine Ausstiegsklausel von knapp 20 Millionen Euro stehen, nach Informationen der `Bild´ wollte er zudem in Zukunft knapp das Dreifache von dem verdienen, was er beim VfB bekam. Für den VfB nicht zu stemmen.

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Früh wurde mit einem Guirassy-Abschied gerechnet beziehungsweise geplant. "Wenn wir die Champions League erreichen, überlegt er dann vielleicht noch einmal", wird VfB-Sportdirektor Fabian Wohlgemuth von `Fußball News´ im April zitiert. Das zeigt, dass ein Transfer für niemanden im Umfeld überraschend gekommen sein dürfte. Gerade, weil die Gerüchte quasi seit seinem Wechsel zum VfB im Sommer 2023 präsent waren.

Diese eventuell aufkommenden Wechselgerüchte hat Waldemar Anton sofort im Keim erstickt. Eigentlich waren sie bis zur Heim-EM auch gar nicht da. "In Hannover und in Stuttgart hatte ich Leute um mich herum, die ich sehr mochte. Ich habe Vertrauen und Ehrlichkeit gespürt. Das war mir immer wichtiger als Statussymbole oder Geld“, sagte er im 11Freunde-Interview, außerdem verlängerte er im Januar 2024 noch jüngst seinen Vertrag in Stuttgart.

Bereits seine zweite Vertragsverlängerung nach 2021. Auch das könnte ein Grund sein, weshalb das Vertrauen der VfB-Fans in Anton so hoch war. Anton betonte schon damals wie im Januar 2024, dass er sich in Stuttgart sehr wohl fühle und außerdem sagte er auf der VfB-Homepage: "Ich spüre jeden Tag das Vertrauen des VfB. Wir sind auf einer Wellenlänge, [...] ich fühle mich wohl und bin deshalb sehr glücklich über die Vertragsverlängerung. Ich freue mich auf die weiteren Jahre im Trikot mit dem Brustring." Also "Echte Liebe", wie es der Slogan des BVB so schön vorgibt?

Während in Serhou Guirassy, der ebenfalls sehr beliebt war, bei den Anhängern des VfB Stuttgart womöglich nur die Gegenwart gesehen und jedes schlitzohrige Tor genossen wurde, wurde in Waldemar Anton Gegenwart und Zukunft gesehen. Ein Spieler, der die Binde mit Stolz trägt und bei einem Großteil der Fans aufgrund seiner Art einfach sehr beliebt war. Und das obwohl die von schmerzhaften Spielerabgängen geschundene Seele der VfB-Fans solche Gefühle nur noch selten zulässt.

Waldemar Anton kann sich hoch anrechnen lassen, diese Gefühle ausgelöst zu haben, bezahlt jetzt aber vermutlich den Preis dafür, dass sich die Fans um diese (un)echte Liebe betrogen fühlen. Am Ende bleiben wohl eher Sätze über Statussymbole und Geld in Erinnerung. Morgen werden Serhou Guirassy und Waldemar Anton das erste Mal gemeinsam gegen ihren Ex-Verein spielen. Ob sie das Spiel positiv oder negativ in Erinnerung behalten werden, wird wohl ohnehin nicht von der Reaktion des Publikums, sondern vom Ausgang des Spiels abhängen.