
Rund um den Brustring
·14 agosto 2025
Rund um den Supercup

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·14 agosto 2025
Endlich geht es also wieder los. Aber leider mit einem Spiel, in dem das Drumherum alles Sportliche überschattet.
Ich geb es zu: Ich werde am Samstag im Stadion sein. Letztes Jahr konnte ich nicht nach Leverkusen, 1992 war ich zu jung und die Auftritte des VfB im Ligapokal (wer erinnert sich noch?) live mitzuverfolgen war damals auch nicht drin. Ich möchte mal ein Spiel im Supercup live gesehen haben und von meiner bucket list nehmen, auch wenn es dort eher weiter unten rangiert. Und wenn der VfB überraschenderweise die Bayern durch einen Hattrick von Nick Woltemade schlagen sollte und diese komische Trophäe gewinnt — warum nicht? Fühlt sich schon ein bisschen echter an als der Uhrencup oder der Sun Express Cup of Belek, oder?
Und doch wird es natürlich irgendwie anders sein. Statt organisiertem Support das unkoordinierte Gebrummel von knapp 60.000 Menschen, ab und zu mal ein “Jaaaa, der VfB!” und vor allem wahrscheinlich Unmutsbekundungen. Gegen den Erzrivalen aus München, gegen den man ersr seit zwei Jahren wieder Spiele bestreiten kann, die den Namen Südgipfel verdienen. Und vielleicht auch gegen Nick Woltemade, der Stand Donnerstagabend in diesem Spiel mit einem Brustring-Trikot auflaufen wird und die Schlagzeilen und die Berichterstattung rund um dieses Spiel dominieren wird. Als hätte der VfB keine anderen Spieler, als gebe es beim VfB keine anderen Themen. Nein, es wird nur geschaut werden, wie sehr er sich über eventuelle Tore freut oder vergebene Chancen ärgert.
Dass es überhaupt soweit kommt, ist einerseits dem amateurhaften Verhalten seines Beraters zu verdanken, andererseits der Hybris der Bayern. Und am Ende auch ein bisschen der sportlichen Führung des VfB, die Anfang der Woche ohne Not ein Ultimatum an die Bayern aussprach, sich Mittwochs mit ihnen endlich an einen Tisch setzte, nur um ihnen endlich persönlich mitzuteilen, dass auch das dritte Angebot nicht ausreicht. Es wäre allen geholfen, wenn das Thema bis zu diesem Spiel aus der Welt gewesen wäre. Aber weil man bei uns denkt, dass die Bayern am Ende doch so verzweifelt sind, macht man Hintertürchen auf, die man eigentlich schon geschlossen hat.
Aber genug über den jungen, schlecht beratenen Herrn, an anderer Stelle mal mehr dazu. Blicken wir auf die
Justin Diehl ist wohl wieder fit, steht möglicherweise aber vor einer Leihe zum VfL Bochum. Silas ist weiterhin verletzt. Alex Nübel ist seine Ellenbogenbeschwerden nicht rechtzeitig vor dem Supercup losgeworden. Leo Stergiou hingegen ist schon wieder im Aufbautraining. Angelo Stiller ist wieder fit.
Die Viererkette dürfte sich nach den Aussagen von Sebastian Hoeneß größtenteils von alleine aufstellen. Mittelstädt und Chabot sind gesetzt, Jaquez scheint die Nase vor Jeltsch und Al-Dakhil zu haben. Rechts könnte Assignon starten, unterstützt auf seiner Seite durch seinen Konkurrenten Vagnoman, der auch in der Vorbereitung mitunter Rechtsaußen auflief. Stiller könnte eventuell durch Andrés ersetzt werden, aber so wie wir unseren Trainer kennen, wird er Stiller einsetzen, wenn er kann — auch das im Supercup nicht unbedingt sein müsste. Führich ist links ebenso gesetzt wie Woltemade vorne, dahinter setzt Hoeneß vermutlich wieder auf Undav statt auf Demirovic.
Im Supercup treffen beide Vereine zum ersten Mal aufeinander. Für den VfB ist es die dritte Teilnahme, für die Bayern die 18., bei der zehn Titel raussprangen. Im Vorgänger- und Nachfolgerformat Ligapokal gelangen dem VfB zwei Siege in sechs Spielen: 1973 trafen Karl-Heinz Handschuh und Herbert Höbusch zu einem 2:1‑Sieg, besser in Erinnerung ist vielleicht der Sieg im Halbfinale 2005 nach Toren von Hitzlsperger und Stranzl. Das Finale verlor der VfB damals mit 0:1 gegen Schalke.
Einerseits habe ich Lust auf Fußball und den Pokalsieger 2025 wieder spielen zu sehen. Andererseits habe ich überhaupt kein Gefühl dafür, wie die Bayern in dieses Spiel gehen werden und ob unsere Mannschaft einen ähnlich couragierten aber auch konzentrierteren Auftritt hinlegen kann als vor einem Jahr in Leverkusen. Siege gegen die Bayern wie der auf dem Weg zur Vizemeisterschaft haben immer noch Seltenheitswert — das hat auch die letzte Saison gezeigt. Abgesehen davon muss die Mannschaft auch zeigen, dass sie aus den Unzulänglichkeiten der Rückrunde — die durch den Pokalsieg ja nicht aus dem Fokus rücken sollten — gelernt haben. Chancen nutzen, hinten konzentriert stehen, dann holen wir den Kirmes-Cup. Alles drunter wird nicht reichen.
Titelbild: © Alex Grimm/Getty Images