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Nina Probst·30 aprile 2025

Turbine jetzt am Ende? Welche Auswirkungen der Potsdam-Abstieg hat

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Freud und Leid liegen bekanntlich oft nahe zusammen. In diesem Fall sind es nur wenige Kilometer: Während der 1. FC Union Berlin am vergangenen Wochenende den Aufstieg in die erste Liga feierte, war der Abstieg von Turbine Potsdam endgültig klar. Nach der 19. Niederlage im 20. Spiel steht nun fest, was sich von Beginn der Saison an angekündigt hatte. Zum zweiten Mal nach 2023/24 wird der Serienmeister in der zweiten Bundesliga antreten. Und viele sprechen von einem Abschied für immer.

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📸 Juergen Schwarz - 2025 Getty Images


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Zwar führt Turbine Potsdam aktuell noch die Ewige Tabelle an, doch das Licht vergangener Tage ist längst erloschen. Seit Jahren kämpft der Frauenverein darum, sich strukturell und finanziell in einer Liga zu halten, die immer professioneller wird. Mit Mannschaften wie Bayern und Wolfsburg kann Turbine längst nicht mehr mithalten, aber auch Bayer Leverkusen, der SC Freiburg oder die TSG Hoffenheim sind dem Klub weit voraus. In der aktuellen Saison schaffte es Turbine Potsdam nicht einmal einen Hauptsponsor zu finden, der Wettanbieter Crazybuzzer hatte die eigentlich bis 2026 vereinbarte Zusammenarbeit im vergangenen Sommer vorzeitig beendet.

Kein Hauptsponsor, kein schlagkräftiger Kader

Kein Geld hieß in dieser Saison auch: keine teuren Spielerinnen. Und entsprechend wenig konkurrenzfähig war der Kader aus Potsdam dann auch. Gerade einmal fünf Tore schaffte der Club und in den verbleibenden beiden Spieltagen – gegen den VfL Wolfsburg und den 1. FC Köln – werden es wohl auch kaum mehr werden. Alle Tore hatten dabei eine andere Torschützin, keine der Spielerinnen konnte sich im Sturm hervortun. Eine von ihnen war Bianca Schmidt, die eigentlich bereits ihre Karriere beendet und bei Turbine als Teammanagerin gearbeitet hatte. Die ehemalige Verteidigerin kehrte dann aber doch wieder zurück aufs Spielfeld – diesmal als Stürmerin.

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📸 Juergen Schwarz - 2025 Getty Images

Doch es wollte nichts klappen in dieser Spielzeit. „Wir haben den Spirit des Wiederaufstiegs nicht so mitnehmen können und uns trotz einiger guter Auftritte echt gequält“, sagte Vereinspräsident Karsten Ritter-Lang gegenüber dem 'RBB'. Quälen trifft es wohl ganz gut. Spielfreude war den Turbinen jedenfalls kaum anzumerken – wie auch, bei einer Niederlage nach der anderen. Als dann der Abstieg schließlich besiegelt war, hielt sich die große Trauer in Grenzen. Dieses Szenario hatte sich angekündigt und war wohl unvermeidbar.

Wirtschaftlich schwierige Situation

Wie es nun weitergeht mit Turbine Potsdam oder ob es überhaupt weitergeht? Die Zweifel sind groß. Nicht nur außerhalb des Vereins. „Wirtschaftlich wird es anders als beim ersten Abstieg sein. Wir haben uns in der letzten Saison mit dem Ziel des direkten Wiederaufstiegs einen gewissen Luxus leisten können, weil wir gut gewirtschaftet hatten. Das wird dieses Mal nicht so sein“, sagte Ritter-Lang. Und wenn es jetzt schon schwierig war, einen Sponsor zu finden, dann wird es eine komplett vermurkste Saison und der Abstieg in die 2. Liga sicher nicht einfacher machen.

Aufstrebende Berliner Vereine als Konkurrenz?

Schwierig wird es auch, genügend Personal zu finden. Noch sind zwar weder Zu- noch Abgänge bekannt, doch es dürfte nicht leicht werden, gerade die jüngeren Spielerinnen zu halten. Denn die haben rund um Potsdam mittlerweile zahlreiche weitere Vereine, die nach oben streben oder wie Union Berlin bereits dort angekommen sind.

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📸 Oliver Hardt - 2024 Getty Images

Im Vergleich zu Turbine zeichnen sich dort überall Perspektiven ab. Das Fußball-Start-Up Viktoria Berlin strebt aktuell in die zweite Liga und auch Hertha BSC will langfristig dorthin. Turbine-Präsident Ritter-Lang macht sich da allerdings keine Sorgen, wie er gegenüber 'Bild' sagte: "Die drei Berliner Vereine teilen den Nachwuchs unter sich auf. Bei uns sind die Talente aus dem Bereich Brandenburg oder noch weiter weg."

Fehlende Strukturen einer Männer-Abteilung

Der Unterschied zur Turbine Potsdam: Die Berliner Vereine sind keine reinen Frauen-Clubs, auch wenn Viktoria Berlin vom Hauptverein ausgegliedert ist. Hinter allen Frauen-Teams steckt aber die professionelle Struktur bestehender Männer-Mannschaften, was auch in Sachen Finanzen hilfreich ist. „Unsere finanzielle Lage ist sehr anfällig, wir haben keine Lizenzabteilung Männer im Rücken, wo Geld querfinanziert wird. Wir müssen uns das alles allein erarbeiten“, sagte Ritter-Lang gegenüber BILD.

Doch es ist nicht nur eine Frage des Geldes, sondern auch der Ausstattung in Sachen Trainingsstätten und Stadion. So sagte etwa Unions Vereinspräsident Dirk Zingler: „Der 1. FC Union Berlin verfügt über zwei Profimannschaften, die die sportliche Leistungsspitze des Vereins bilden und danach streben, in der höchsten Spielklasse anzutreten. Es ist nur folgerichtig, dass beide Teams künftig in der gleichen Struktur geführt werden.“ Die Folgen sind schon jetzt spürbar: Im Schnitt kommen 5.300 Zuschauer zu den Spielen von Union.

Turbine liegt zwar zumindest was die Zuschauer angeht in der Bundesliga mit rund 1.500 im Schnitt nicht auf dem letzten Rang – doch wie viele der treuen Fans zum zweiten Mal auch in der 2. Liga dabeibleiben, ist fraglich. Auf Social Media immerhin sind die Kommentare vor allem positiv, auch wenn hier und da kritische Stimmen dabei sind, die vor allem die Vereinsführung in die Verantwortung für diese Desaster-Saison nehmen.

Kritik am Verein von Spielerinnen

Seit Jahren schon wird Kritik an der Führung des Vereins laut. Viele Wechsel von verantwortlichen Personen und ständige Trainerentlassungen haben dazu beigetragen, dass der Verein nicht mehr zur Ruhe kam. Vor dem ersten Abstieg in der Saison 2022/23 kritisierten einige Spielerinnen den Club stark. Und auch Ex-Nationalspielerin Tabea Kemme, die sich 2021 als Präsidentin bei Turbine zur Wahl gestellt hatte und gescheitert war, bemängelte die unprofessionellen Bedingungen.

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📸 Christof Koepsel - 2023 Getty Images

Ritter-Lang betonte war zuletzt, dass die Rahmenbedingungen sehr attraktiv seien. „Wir haben unsere Schule, das Internat und alle Trainingsplätze für den Nachwuchs fußläufig an einem Ort. Dazu können wir den Spielerinnen der ersten Mannschaft möblierte Wohnungen anbieten, das hat kein Verein in Deutschland.“ Doch an der Kritik der Spielerinnen wird wohl etwas dran gewesen sein.

Daran scheint sich wenig geändert zu haben. Wie auch, wenn kein Geld fließt. Dass professioneller Frauenfußball längst nicht mehr im Ehrenamt funktionieren kann, dürfte klar sein. Wenn sich also für Turbine Potsdam nicht noch eine Geldquelle auftut, könnte es für den Traditionsverein, der von 1997 bis 2023 ununterbrochen der ersten Bundesliga angehörte und zahlreiche Titel sammelte, vorbei sein.


📸 Reinaldo Coddou H. - 2024 Getty Images