MillernTon
·10 gennaio 2025
In partnership with
Yahoo sportsMillernTon
·10 gennaio 2025
Zum Auftakt nach der Winterpause kommt Eintracht Frankfurt ans Millerntor. Ein Gegner, dessen Stärken genau die Schwächen des FC St. Pauli offenlegen könnten – oder andersrum!(Titelfoto: Stefan Groenveld)
Die Zeit des Wartens auf das nächste Spiel des FC St. Pauli hat ein Ende. Nach rund drei Wochen Pause erwartet der FCSP mit Eintracht Frankfurt ein echtes Top-Team am Millerntor. Zur Vorbereitung auf das Spiel empfehle ich gleich vier Veröffentlichungen von uns aus den letzten Tagen: Nina hat sich intensiv mit Eintracht Frankfurt und dessen Fanszene befasst. Ich habe vorgestern etwas zur sportlichen Situation beim FC St. Pauli zum Start nach der Winterpause geschrieben. Yannick hat sich mit BastiRed im „Vor dem Spiel“-Gespräch unterhalten. Und die letzten Infos, mit Statistiken und Ansetzungen zum Spiel, liefert Maik in der Lage am Freitag. We call it „umfassende Berichterstattung“ – und wir sind stolz drauf!
Im Vergleich zum letzten Pflichtspiel des FC St. Pauli hat sich die personelle Situation etwas entspannt. Jackson Irvine ist wieder vollständig genesen, Eric Smith und Scott Banks sind ebenfalls wieder fit. Zudem berichtete Alexander Blessin auf der Pressekonferenz, dass Elias Saad unter der Woche bereits nahezu voll mittrainieren konnte. Für das Wochenende wird er zwar noch keine Option sein, aber eine Rückkehr des offensiven Außen scheint nun viel näher als erwartet.
Auch von den anderen langzeitverletzten Spielern berichtete Blessin Gutes: Karol Mets sei kurz davor, wieder vollständig in das Team-Training einsteigen zu können, seine Belastbarkeit lasse dies wohl demnächst zu. Auch Robert Wagner hat bereits Teile der Einheiten wieder mitmachen können, allerdings müsse man bei seiner Verletzung vorsichtig agieren. Ebenfalls Fortschritte hat Connor Metcalfe gemacht, der aber wohl noch ein wenig länger als die anderen Spieler für eine Rückkehr brauchen wird.
Von den drei Neuzugängen dürften Noah Weißhaupt und James Sands den Weg direkt in den Spieltagskader finden. Blessin betonte auf der PK noch einmal, wie Weißhaupt dem Team mit seinen Stärken in den direkten Duellen weiterhelfen kann – das wird er wohl auch am Wochenende (wenngleich vermutlich nicht in der Startelf). Sands habe man hingegen anmerken können, dass er bereits längere Zeit keine Pflichtspiele bestritten habe, entsprechend ist nicht von einem Startelfeinsatz (z.B. neben Jackson Irvine im defensiven Mittelfeld) auszugehen. Nicht in den Kader schaffen wird es wohl Abdoulie Ceesay. Sein neuer Cheftrainer erklärte, dass der Angreifer noch ein wenig braucht, ehe er dem Team auch am Wochenende auf dem Platz helfen kann.
Innenverteidiger Tuta ist nach überstandener Wadenverletzung wieder Teil des Kaders, er dürfte für die Startelf aber noch keine Option sein. Zumindest stellte ihm Trainer Dino Toppmöller aber einen „Teil-Einsatz“ in Aussicht. Zudem gibt es ein Fragezeichen hinter einem Einsatz des schnellen Jean-Matteo Bahoya, der sich das Nasenbein gebrochen hat. Sicher ausfallen wird hingegen Innenverteidiger Aurele Amende. Insgesamt ist die personelle Situation in Frankfurt also ziemlich gut.
Dass Eintracht Frankfurt am Ende des Jahres 2024 auf Tabellenplatz drei in die Winterpause gehen würde, haben im Sommer eher wenige Personen erwartet. Viel eher gingen viele davon aus, dass die Zeit von Dino Toppmöller als Trainer der Eintracht dann bereits vorbei sein würde. Zu ruckelig, zu inkonstant waren die Leistungen der Vorsaison mit dem Sohn des ehemaligen Frankfurt-(und HSV!)Trainers Klaus Toppmöller an der Seitenlinie. Doch das Beispiel Eintracht Frankfurt zeigt, wie wichtig Kontinuität auf der Trainerposition sein kann. Zu Beginn des Jahres 2025 sitzt Dino Toppmöller fester auf dem Trainerstuhl in Frankfurt, als er es je tat. Wie hat er das geschafft?
Alexander Blessin erlaubt sich ein Urteil aus der Ferne: „Sie hatten letztes Jahr Probleme, hatten zwar einen richtig guten Kader, aber haben das nicht auf den Platz bekommen.“ Der FCSP-Cheftrainer kann das beurteilen, weil er letzte Saison mit Saint-Gilloise gegen Frankfurt in der Conference League gespielt hat – und gewann. Für ihn sei das Kernproblem der Vorsaison die fehlende „Einheit“ des Frankfurter Teams gewesen: „Sie haben es nicht geschafft, auf dem Platz als Mannschaft zu agieren.“
Diese Erkenntnis scheint es auch innerhalb von Eintracht Frankfurt gegeben zu haben. Jedenfalls ist es dem Verein im Sommer gelungen, genau die richtigen Spieler zu verpflichten – die mit der richtigen Einstellung (so Blessin) . Somit stehe in Frankfurt seit Beginn dieser Saison „eine Mannschaft und keine elf Individualisten auf dem Platz“. Und wozu dieser individuell stark besetzte Kader fähig ist, wenn er als Einheit auf dem Platz agiert, konnte man dann in der bisherigen Saison sehen.
Von den ersten zwölf Ligaspielen konnte die Eintracht acht gewinnen. Erst im Dezember ging dem Team ergebnistechnisch ein wenig die Puste aus, unter anderem, weil es auch einige Verletzungen zu beklagen gab. Allerdings hatte Eintracht Frankfurt in der Vorsaison noch wesentlich größere Probleme, wenn sich zentrale Spieler verletzten. Der Kader wurde im Sommer in der Breite sinnvoll verstärkt. Vor allem Arthur Theate, Nathaniel Brown und Rasmus Kristensen haben dem Team gutgetan, weil sie auf den Außenpositionen und in der Innenverteidigung Löcher stopften, die vorher immer wieder Problemzonen gewesen sind.
Eintracht Frankfurt hat vor allem in dieser Saison viele Lösungen präsentiert, um die Gegner zu knacken. Das Team hatte in der Vorsaison noch einige Probleme in Ballbesitz, vor allem, wenn sich der Gegner tiefer positionierte. Entsprechend hatte man sich in Frankfurt extrem stark auf das schnelle Umschalten fokussiert, welches zwar vielversprechend ist, aber eben nur, wenn die Abläufe stimmen. Denn es ist auch ein Risiko Bälle möglichst schnell nach vorne bringen zu wollen, weil sie auch schnell wieder zurückkommen können. Nun scheint die Eintracht einen goldenen Mittelweg zwischen Umschaltspiel und ruhigeren Ballbesitzphasen gefunden zu haben. Das hohe Tempo in Umschaltmomenten wird dosierter eingesetzt, eben auch, weil man sich darüber im Klaren ist, dass man die Gegner auch anderweitig knacken kann. Von außen betrachtet hat im Sommer also nicht nur die Scouting-Abteilung, sondern auch Dino Toppmöller einen ziemlich guten Job gemacht.
Eine der Lösungen im Ballbesitzspiel ist denkbar simpel, aber auch schwer zu verteidigen: Die Eintracht-Spieler versuchen, die Gegenspieler auf eine Seite zu locken – teilweise ähnlich fordernd wie Wahl und Mets in der Vorsaison ihre Gegenspieler aufforderten, sie doch endlich anzulaufen – und sobald das der Fall ist, soll schnellstmöglich auf die ballferne offensive Außenbahn verlagert werden. Das geschieht entweder über einen Sechser oder einen Offensivspieler, der sich ins Mittelfeldzentrum fallengelassen hat.
Doch ehe man denkt, dass Eintracht Frankfurt nun die Gegner mit Ballbesitz dominiert: Das Team legt diese Saison schon auch noch einen großen Fokus auf Umschaltmomente, hat durchschnittlich nur 48 Prozent Ballbesitzanteil. Und dieser Wert ist nur so hoch, weil einige Gegner (u.a. Mainz und Augsburg) gegen Ende des Jahres ganz bewusst auf Ballbesitz gegen die Eintracht verzichteten. Das taten sie, weil sie eben die größte Stärke der Frankfurter, das Umschaltspiel, besser in den Griff bekommen wollten (und weil es vom Ergebnis her passte).
Hugo Ekitiké und Omar Maroush haben diese Saison zusammen bisher 29 Treffer für Eintracht Frankfurt erzielt. Der Rest des Kaders kommt zusammen auf 24 Treffer.
(c) Sven Simon/imago images/via OneFootball
Für das Umschaltspiel hat Eintracht Frankfurt den nahezu perfekten Kader. Ganze neun Spieler der Eintracht sind die in dieser Saison bereits schneller als 34 km/h gelaufen. Fünf davon sind mit ihrer Höchstgeschwindigkeit in den Top25 der Bundesliga zu finden – kein Team ist schneller. Zum Vergleich: Beim FC St. Pauli gibt es nur einen Spieler, der bereits schneller als 34 km/h gelaufen ist. Entsprechend warnt Alexander Blessin vor der Partie: „Die Momente bei Ballverlust werden gefährlich sein. Da müssen wir extrem aufpassen in der Restverteidigung, über vorwärtsverteidigende Maßnahmen nach Ballverlust schnell reagieren und gut die Tiefe absichern und auch gut in Vordeck-Aktionen kommen.“ Eine große Herausforderung für den FCSP also, aber das Team hatte zuletzt auch gezeigt, dass es gegnerisches Tempo viel besser auffangen kann, als man vielleicht vermuten mag.
Bei aller mannschaftlichen Geschlossenheit der Eintracht müssen dann doch zwei Offensivkräfte besonders hervorgehoben werden: Zum einen Omar Marmosuh, der diese Saison bereits 13 Treffer in der Bundesliga erzielt hat und für den es, so zumindest die Meinung vieler Medien, ein Abschiedsspiel werden wird, ehe es zu einem kostspieligen Wechsel zu Manchester City kommt. Marmoush war auch ein halbes Jahr beim FC St. Pauli. Sein Tempo, sein Abschluss, seine technischen Fertigkeiten und sein bemerkenswertes Gefühl für Situationen und Räume sind am Millerntor bekannt. Wer ihn seit der Rückrunde der Saison 20/21 nicht mehr verfolgt hat, der/dem sei gesagt: Er ist in all diesen Dingen noch besser geworden. Viel besser.
Und wie damals auch beim FC St. Pauli, als Guido Burgstaller an der Seite von Marmoush stürmte, hat der 25-jährige einen hochklassigen Sturmpartner: Hugo Etikité ist in Sachen individueller Qualität wohl auf ähnlichen Pfaden wie Marmoush unterwegs, wenngleich noch drei Jahre jünger. Zudem verfügt sein Spielstil über eine enorme Eleganz, der man einfach gerne zuschaut.Wie also kann man gegen dieses Duo verteidigen, Alexander Blessin? Man müsse „hart spielen, ohne unfair zu sein“, sie zudem „so beschäftigen, dass sie ihre Stärke nicht ausspielen können.“ Und das, so Blessin, wird in den meisten Fällen nicht über 1-gegen-1-Situationen zu lösen sein. Vielmehr gilt es genau die zu verhindern.
Während Eintracht Frankfurt mit dem Ball also sehr stark in Umschaltmomenten ist und auch Lösungen in ruhigeren Ballbesitzphasen findet, sieht das gegen den Ball viel simpler aus: Das Team zieht sich eigentlich immer in ein flaches 4-4-2 zurück und Blessin erklärte, dass besonders die zwei Spieler vorne nicht immer mit vollem Elan bei den Defensivaktionen dabei seien. Dieses 4-4-2 steht relativ stabil, stabiler als in der Vorsaison. Doch undurchdringbar ist es nicht. Frankfurt hatte vor Jahreswechsel immer wieder Probleme, die defensiven Halbräume zu schließen. Das ist in einem 4-4-2 eigentlich normal, aber bei der Eintrsacht vielleicht nochmal etwas deutlicher ausgeprägt, wenngleich besonders Kristensen hier ein großer Gewinn für das Team ist. Zudem zählt Blessin „defensive Standards“ noch als Problemfeld der Frankfurter auf (lässt aber unerwähnt, dass offensive Standards eines des FC St. Pauli sind) und erklärt etwas geheimnisvoller: „Wir haben auch noch eine andere Lösung, über die wir sie vielleicht knacken können.“
Eintracht Frankfurt hat in dieser Saison sowohl mit einer Dreier- als auch mit einer Viererkette gespielt. Kopfzerbrechen auf Seiten des FC St. Pauli bereitet das aber nicht, denn die Frage nach der Formation sei eher unwichtig, erklärte Alexander Blessin („Die Formationen gehen während des Spiels ineinander über“), der in beiden Formationen ähnliche Prinzipien erkannt hat und sich mit seinem Team eher darauf fokussiert.
Im Vergleich zum letzten Spiel vor der Winterpause ist mit ein paar Veränderungen in der Frankfurter Startaufstellung zu rechnen: Kevin Trapp wird ins Tor zurückkehren und dort Kaua Santos verdrängen. Im zentralen Mittelfeld ist zu erwarten, dass Hugo Larsson (wirklich stark diese Saison) Oscar Hojlund ersetzt. Zudem dürfte Mario Götze anstelle von Fares Chaibi im Offensivbereich und Ansgar Knauff anstelle von Nnamdi Collins auf der Außenbahn beginnen.
Erwartete Aufstellung beim Spiel FC St. Pauli gegen Eintracht Frankfurt
FCSP: Vasilj – Wahl, Smith, Nemeth – Saliakas, Irvine, Boukhalfa, Treu – Guilavogui, Eggestein, Afolayan
SGE: Trapp – Kristensen, Koch, Theate – Knauff, Skhiri, Larsson, Brown – Götze, Marmoush, Ekitiké
Alexander Blessin erklärte auf der Pressekonferenz, dass er den Spielern, die vor Jahreswechsel in Stuttgart in der Startelf standen, auch weiterhin das Vertrauen schenken möchte. Entsprechend ist nicht davon auszugehen, dass es zu großen personellen Veränderungen kommen wird. Einzig Eric Smith dürfte nach seinem verletzungsbedingten Ausfall wieder in die Innenverteidigung zurückkehren und dort Lars Ritzka ersetzen. Allerdings: Ritzka hält FCSP-intern aktuell den Geschwindigkeits-Rekord, lief in dieser Saison als einziger schneller als 34 km/h und könnte damit besonders gegen Frankfurt gefragt sein.
In jedem Fall werden nicht nur die elf Spieler auf dem Platz, sondern auch alle Zuschauer auf den Rängen gefragt sein, damit der FC St. Pauli gegen Eintracht Frankfurt etwas reißen kann. Weil der FCSP die letzten Jahre in der zweiten Liga verbracht hat, mag das bei vielen noch nicht so wirklich angekommen sein. Aber Eintracht Frankfurt hat sich zu einem der besten Teams der Bundesliga entwickelt, klopft seit Jahren oben an, konnte in dieser Zeit den Kader Stück für Stück verbessern und scheint nun ein ernsthafter Kandidat für die Champions League-Plätze zu sein. Zudem darf ein lautstarker Gästeblock erwartet werden. Etwas Zählbares zum Jahresauftakt holen – das geht also nur, wenn an diesem Samstag alle rund um den FC St. Pauli zu Höchstform auflaufen.
Forza!// Tim
Alle Beiträge beim MillernTon sind gratis. Wir freuen uns aber sehr, wenn Du uns unterstützt.
// Teile diesen Beitrag mit Deinem Social Media Account (Datenübertragung erfolgt erst nach Klick)
Live