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Nina Probst·16 novembre 2024
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Nina Probst·16 novembre 2024
Sie war gekommen, um Torschützin Ewa Pajor beim VfL Wolfsburg zu ersetzen und macht ihre Sache bislang ziemlich gut: Sechs Tore aus neun Liga-Spielen stehen auf Lineth Beerensteyns Konto.
Zuletzt traf die 28-Jährige zwar nicht – weder gegen Hoffenheim in der Liga noch beim Kantersieg gegen Galatasaray Istanbul in der Champions League. Doch die Niederländerin, die sowohl im Sturm als auch auf der Flügelposition eingesetzt werden kann, ist derzeit in der Bundesliga die beste Torschützin der Wölfinnen – vor Alex Popp. Und gegen ihren Ex-Klub Bayern München sorgte sie beim 2:0 für den Siegtreffer.
Insgesamt sechs Tore in neun Spielen stehen aktuell auf ihrem Konto – eine so gute Bilanz hatte die Stürmerin zuletzt nie. Für München traf sie in 129 Pflichtspielen 24 Mal, zuletzt kam sie bei Juventus Turin bei 64 Einsätzen auf 22 Tore. Doch nach ein paar Wochen im Team der Wolfsburgerinnen – mit ihrem Treffer im 3. Spiel gegen Köln – scheint sie einen Lauf zu haben.
Die in Den Haag geborene Beerensteyn kam über ihren zweieinhalb Jahre älteren Bruder zum Fußball. „Ich musste mich selbst immer pushen, um mithalten zu können. Wenn man mit Jungs spielt, ist das Spiel schneller, es ist physischer“, sagte sie in einem Interview. Und auch wenn ihre Mutter damals nicht so viel davon gehalten hatte, blieb Beerensteyn beim Fußball und träumte bald von einer Profikarriere.
„Meiner Mutter war damals nicht so klar, dass auch Frauen Fußball spielen können. Sie dachte, es sei eher ein Männersport.“ Von wegen. Ein männliches Vorbild hatte Beerensteyn aber schon: den brasilianischen Superstar Ronaldinho.
Hätte es mit der Profikarriere nicht geklappt, wollte die Niederländerin Polizist werden. Doch es klappte. Schon mit 16 Jahren spielte sie in der BeNe League, der damals obersten Spielklasse von Frauen aus den Niederlande und Belgien. Ihr Weg führte sie bereits 2017 nach Deutschland: Beerensteyn spielte bis 2022 bei Bayern München, wo sie in Sachen Tore jedoch nie sonderlich herausstach.
📸 Sebastian Widmann - 2022 Getty Images
Als sie danach zu Juventus Turin wechselte, musste sie zunächst einen Schicksalsschlag hinnehmen. Im Oktober 2022 reiste Beerensteyn aus einem Trainingslager mit der niederländischen Nationalmannschaft frühzeitig ab, weil ihre Mutter gestorben war.
„Meine allerliebste, klügste und stärkste Mutter hat uns viel zu früh verlassen. Mein Herz ist in tausend Stücke zerbrochen und wird nie ganz geheilt werden können, denn es wird immer ein Stück fehlen. Dieses Stück ist sie. Sie ist und wird immer alles für mich sein“, schrieb die Fußballerin danach auf Instagram.
Von dieser Tragödie ließ sich die Stürmerin aber nicht unterkriegen. Sie ging ihren Weg weiter, spielte EM und WM mit der Nationalmannschaft und blieb zwei Jahre in Turin. Für einen „absoluten Sommermenschen“, wie sie sich selbst bezeichnet, ein guter Standort, um Fußball zu spielen. Außerdem liebt sie Pasta und am Strand entspannen, ist genau das Richtige für die 28-Jährige. Und der ist ja in Italien meist nicht weit entfernt.
📸 Simone Arveda - 2024 Getty Images
Doch für die Stürmerin ist der VfL Wolfsburg die größere Nummer und daher war der Wechsel zurück nach Deutschland für sie der richtige Karriereschritt. „In der Bundesliga geht es physischer zur Sache als in Italien, das ist für mich der größte Unterschied. Und man merkt, dass Deutschland in der Entwicklung noch etwas voraus ist“, sagte sie dem VfL.
Nach ihrem Wechsel zur aktuellen Saison musste Beerensteyn etwas auf ihren ersten Treffer warten, doch schon nach wenigen Wochen erhielt sie von Cheftrainer Tommy Stroot ein dickes Lob. "Sie hat sich sehr positiv entwickelt, hat einen tollen Zug über außen, investiert viel und bringt sich ein."
"Sie kann in bestimmten Momenten den Unterschied ausmachen."
Im Team der Wolfsburgerinnen ist Beerensteyn mit mehr als 100 Einsätzen in der Nationalmannschaft und rund 40 in der UEFA Women’s Champions League eine der international erfahrensten Spielerinnen in dieser Saison. In den drei verbliebenen Ligaspielen in diesem Jahr – es warten Potsdam, Leverkusen und Bremen – kann sie ihre Qualitäten auf dem Platz zeigen.
Und dass sie das unbedingt will, hat sie mehrfach betont. Sie sei gekommen, um Titel zu holen – so ihre Worte.
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