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Justus Pludra·31 de agosto de 2025
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Justus Pludra·31 de agosto de 2025
Jobe Bellingham, Daniel Svensson und sonst? Nichts. Lange bestimmte ungeduldiges Warten den Transfersommer von Borussia Dortmund. Jetzt haben Sebastian Kehl & Co. gleich doppelt eingekauft. Carney Chukwuemeka hat seine BVB-Tauglichkeit schon unter Beweis gestellt. Mit Fábio Silva kommt dazu ein Mysterium in den Ruhrpott, das satte 25 Millionen Euro gekostet hat. Einen Platz in der ersten Elf gibt es nicht, dafür viel Kritik - und einen wirklich cleveren Plan.
Auf den ersten Blick ist die Skepsis vieler BVB-Anhänger sehr verständlich. Mickrige vier Törchen in 62 Spielen sind Silva in der Premier League gelungen. Zuvor hatten die Wolverhampton Wanderers die vereinsinterne Rekordsumme von 40 Millionen Euro in den Stürmer investiert. "Ich hatte keine Zeit und keinen Platz, um Fehler zu machen", beschrieb der Portugiese sein größtes Problem gegenüber 'The Athletic'.
Von beidem wird es in Dortmund aber ebenfalls wenig geben. Platzhirsch im Sturm ist Serhou Guirassy, den Trainer Niko Kovač, nach 34 Toren in 45 Spielen der Vorsaison, zurecht immer wieder als "Lebensversicherung" bezeichnet. Auf die wird er nicht freiwillig verzichten. Dazu betonte Sportdirektor Sebastian Kehl noch Anfang August bei 'Sky', dass die Möglichkeiten seines Klubs "wirtschaftlich auch ein Stück weit limitiert" seien. Und jetzt kommt ein Millionen-Mann für die Bank?
Genau das ist der Plan. "Wir brauchen einen großen Kader mit hoher Qualität", erklärte Kovač vor knapp zwei Wochen der 'Sport Bild'. Nur so könne der "Tanz auf drei Hochzeiten" gelingen. Ein erneuter Endspurt um die CL-Plätze soll tunlichst vermieden werden. Agieren statt reagieren ist das neue Gebot der Stunde im Westfalenstadion. Dazu passt nicht nur sprachlich das Investieren.
Denn auf den zweiten Blick bietet der Silva-Deal ein vielschichtiges Potenzial mit überschaubarem Risiko. Trotz seiner erst 23 Lenzen hat der Neu-Nationalspieler Portugals bereits sechs Jahre Profifußball auf dem Buckel und meint selber in dieser Zeit "gereift" zu sein. Den Erfolgsdruck aus der Wolves-Zeit hat er mit einem Mentaltrainer aufgearbeitet.
"In den letzten Jahren setze ich mich selbst nicht mehr so unter Druck", fasste er bei 'The Athletic' den Erfolg der Maßnahme zusammen. Zweifel sind einem ausgeprägten Selbstbewusstsein gewichen: "Der ganze Lärm um mich herum früher… Ich lese jetzt nichts mehr. Ich weiß, was ich meinem Team geben kann." Die Fakten unterstreichen das.
Bei seinem letzten Intermezzo auf Gran Canaria bei UD Las Palmas stimmte die Torquote. Zehn Tore in 24 Spielen für einen Absteiger sind ordentlich. Sinnbildliches Highlight für seinen Werdegang war das Duell gegen den FC Barcelona im letzten November. Trotz Anspiel auf Hüfthöhe verarbeitete Silva den Ball stark und traf eiskalt zum 2:1-Siegtreffer.
Mit seinem Tempo und - nach eigenen Angaben - der Vorliebe für Zweikämpfe kann Silva als Joker oder Starter jederzeit Impulse setzen. Mit seiner Art als "erfolgsgetriebener, arbeitender Stürmer", wie es Kehl in der Pressemitteilung zu seiner Verpflichtung beschrieb, erfüllt er zudem das so oft gewünschte Ruhrpott-Klischee des Malochers.
Selbst wenn Silva sein vielversprechendes Profil in Dortmund nie voll zur Entfaltung bringt, ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass es für den BVB ein schlechter Deal ist. Das wissen auch Lars Ricken und Sebastian Kehl. In besagter Mitteilung sprechen die Borussen-Bosse von "großem Potenzial" und davon, dass "dieser Transfer für uns sehr wertvoll ist." Der Neuzugang ist auch ein teures Spekulationsobjekt.
Die Idee dahinter ist dagegen ziemlich risikoarm. Schlägt Silva härter ein als der Essen-Stürmer auf dem Knie von Yan Cuoto, kann sich der BVB als ausgewiesener Premium-Ausbildungsverein vor Anfragen nicht retten. Spielt er wenig, weil es beim Team von Niko Kovač läuft, kommt das Geld anderweitig wieder rein. Passiert irgendwas dazwischen, zum Beispiel eine Quote wie bei Las Palmas, ist immer noch eine gute Chance gegeben, dass sich ein steinreicher PL-Klub in ihn verliebt und das Portmonee aber mal ganz weit aufmacht.
Ist Quatsch? Dann mal in Stuttgart nachfragen, was sich mit einem 23-jährigen, spielfreudigen Mittelstürmer verdienen lässt, der in der Vorsaison zwölf Tore in 28 Bundesligaspielen gemacht hat. Welcher BVB-Fan würde sich in dem Fall noch daran erinnern, wie spät im Transferfenster Silva verpflichtet wurde?
📸 Alex Caparros - 2024 Getty Images