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·25 de junho de 2025
4 Hot Takes zur Frauen-EM 2025 in der Schweiz

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·25 de junho de 2025
Vier Hot Takes zum Fußballsommer in der Schweiz: Welches Team gewinnt bei der Frauen-EM 2025 überraschend eine Medaille, wer kommt dagegen nicht über die Gruppenphase heraus? Wenige Tage vor Turnierbeginn ist nun der beste Zeitpunkt, noch einige Hot Takes rauszuhauen, und diese selbstverständlich, wie die allermeisten Hot Takes, schon nach wenigen Spielen wieder zu bereuen.
Die Stimmung ist wenige Tage vor EM-Start bestens im deutschen Team - zumindest, soweit man das von außen beurteilen kann. Die letzten Nations-League-Spiele wurden souverän gewonnen, Sänger Wolfgang Petry war im Trainingslager zu Besuch, was will man mehr! Auch in der Öffentlichkeit ist die Stimmung etwas umgeschwungen, von einer gewissen EM-Skepsis zu verhaltenem Optimismus. Der ist auch berechtigt, Deutschland gehört definitiv zu den Mitfavoritinnen.
Ein Gruppenaus wie bei der WM 2023 scheint sehr unwahrscheinlich - aber dass die DFB-Frauen auch tatsächlich Erste in ihrer Gruppe werden, ist noch lange nicht gesagt. Denn obwohl keine der Topfavoritinnen in der Gruppe C sind, kann es gegen Polen, Dänemark und Schweden knifflig werden. Dänemark ist mit Pernille Harder nie zu unterschätzen, Polen mit seinen vielen Bundesliga-Spielerinnen und einer gefährlichen Ewa Pajor könnte eines der Überraschungsteams der EM werden, und Schweden wird wohl die härteste Aufgabe.
Die Skandinavierinnen werden etwas unterschätzt: Gerne heißt es, ihre besten Zeiten seien vorbei, der Spielstil von anderen Teams durchschaut. Aber beim letzten Turnier mit Trainer Peter Gerhardsson ist ihnen ein Sieg gegen Deutschland durchaus zuzutrauen. Schweden hat viel Erfahrung dabei, ob Magdalena Eriksson von Bayern München oder Kapitänin Kosovare Asllani, aber auch zahlreiche Topspielerinnen im besten Alter: Nathalie Björn hat eine hervorragende Saison bei Chelsea hinter sich, Filippa Angeldahl ist eine clevere Strippenzieherin im Mittelfeld, Stina Blackstenius schoss jüngst das entscheidende Tor im Champions-League-Finale. Dazu kommen vielversprechende Talente wie Ellen Wangerheim.
Aber letztendlich ist es für Deutschland vielleicht gar kein Weltuntergang, Platz zwei in der eigenen Gruppe zu belegen. Im Viertelfinale wartet sowieso ein Team aus der Todesgruppe D mit England, Frankreich und den Niederlanden. England und Frankreich, die Favoritinnen auf die K.O.-Phase, sind beide ähnlich stark einzuschätzen und werden eine große Herausforderung - aber keine unlösbare.
Bei der EM 2025 könnte sich ein Minitrend fortsetzen, der bei den letzten Turnieren zu beobachten war: Die Mittelstürmerinnen, prädestiniert für den Titel als beste Torschützin, schossen nicht immer die meisten Tore. Stattdessen durfte 2022 bei der EM Flügelspielerin Beth Mead diesen Titel entgegennehmen, und bei der WM im darauffolgenden Jahr die Mittelfeldspielerin Hinata Miyazawa.
Auch 2025 ist dieses Szenario plausibel, denn die eine große Favoritin als Torschützenkönigin gibt es nicht. Einige Spielerinnen, ob Alessia Russo, Marie-Antoinette Katoto oder Lea Schüller, werden auf jeder Liste stehen und zeigten auch gute Leistungen, aber ihre Torquoten sind nicht so überragend, dass andere keine Chance hätten. Spaniens Mariona Caldentey, die zwischen Flügel und Mittelfeld spielt, wäre zum Beispiel eine Kandidatin - oder ihre Mitspielerinnen Aitana Bonmati und Alexia Putellas, die ebenfalls sehr gut wissen, wo das Tor steht.
Pia Sundhage und Mittelfeldspielerin Smilla Vallotto im Gespräch: Bei der Nati läuft nicht alles rund / Eurasia Sport Images/GettyImages
Die Möglichkeit, ein tolles Turnier zu spielen, wurde der Schweiz auf dem goldenen Teller angeboten, mit einer Heim-EM und einer leichten Gruppe. Und doch sieht es ganz so aus, als würden sie diese Möglichkeit ausschlagen. Nicht nur eine Red Flag gibt es bei den Gastgeberinnen vor Turnierbeginn: Nur fünf Verteidigerinnen nominierte Trainerin Pia Sundhage für das Turnier, die Schwedin wird außerdem für ihre Kommunikation kritisiert und hält starr an einer Dreierkette fest, in welche die Startelf gequetscht wird wie Elizabeth in ihr Korsett in der Anfangsszene von Fluch der Karibik.
Das führt zu abenteuerlichen Experimenten wie Iman Beney auf der Position der Rechtsverteidigerin. Und Kapitänin Lia Wälti, an der sämtliche defensive Stabilität der Elf hängt, bangt um ihre Fitness. Ohne sie wird es ganz schwierig, aber auch mit Wälti wird die Schweiz einen Kraftakt brauchen, um die erhoffte Euphorie zu entfachen. Eigentlich hat die Nati mit Beney, Sydney Schertenleib oder Smilla Vallotto viele spannende Spielerinnen - schade, wenn dieses Potenzial nicht genutzt werden könnte.
Der wahre Hot Take unter diesen Vorhersagen: Mit Italien als Medaillengewinnerinnen bei der EM 2025 rechnen wohl nur wenige. Und ja, es ist zugegebenermaßen ein "long shot", wie man im Englischen passend sagt, ein Distanzschuss also, der nur mit eher geringer Wahrscheinlichkeit seinen Weg ins Tor findet. Womit wir bereits bei Manuela Giugliano wären, der herausragenden Mittelfeldregisseurin von Italien, die mit Vorliebe genau diese "long shots" ausprobiert, die auch mit gar nicht so geringer Wahrscheinlichkeit ihren Weg ins Tor finden.
Giugliano von der AS Roma wird eine der wichtigsten Spielerinnen für Italien sein, ebenso wie Sofia Cantore, der bei Juventus diese Saison ihr Durchbruch gelang und die nach der EM die erste italienische Spielerin in der US-Liga NWSL werden wird. Auch Bayern-Spielerin Arianna Caruso dürfte eine große Rolle im Mittelfeld spielen. Die Qualifikation für die EM meisterte Italien mit Bravour, hat seit der WM 2023 mit dem neuen Trainer Andrea Soncin zu einem kohärenten Spielkonzept gefunden, das Mittelfeld ist im Pressing stark und im Sturm gibt es mit den erfahrenen Bonansea und Giacinti sowie einigen Talenten gute Optionen.
Aber der größte Trumpf von Italien ist wohl der Spielbaum: In der Gruppe B mit Spanien, Portugal und Belgien warten viele Stolperfallen und der Gruppensieg sollte schwierig werden, aber Platz 2 müsste bei soliden Leistungen drin sein - denn Portugal und Belgien haben beide gewisse Defensivprobleme. Im Halbfinale wartet dann ein Team aus der eher schwachen Gruppe A. Das Halbfinale könnte also durchaus drin sein - und wer weiß, was dann alles drin ist? Vielleicht können dann wenigstens die italienischsprachigen Schweizerinnen und Schweizer ein Fußballmärchen daheim feiern.
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