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·02 de dezembro de 2024
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Das zwölfte Wochenende der neuen Bundesliga-Saison liegt hinter uns und dem deutschen Oberhaus fehlt eine leidenschaftliche Hassbeziehung. In der Kolumne „Aufreger des Wochenendes“ blickt Julius Eid mit einem Augenzwinkern auf ein Thema der vergangenen Tage.
Das erste Adventswochenende dieser Bundesliga-Saison verlief auf den ersten Blick gar nicht mal so schlecht: Die ersten Heimtore in der Bundesliga seit 2011 für den FC St. Pauli, vier Tore beim Duell zwischen Bremen und Stuttgart und ein desolates RB Leipzig mit der „historisch“ höchsten Heimniederlage des Klubs. Das war das Aufwärmprogramm vor dem Topspiel zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern, welches mit einem 1:1-Unentschieden ebenfalls deutlich mehr Spannung bot, als man sich eigentlich vom BVB in diesen Duellen erwarten kann. Attraktive Spiele und eine Menge Harmonie also zum Start in die weihnachtliche Zeit. Je länger ich aber darüber nachdenke, warum mir trotzdem irgendwas gefehlt hat, desto schlechter klingt das Wort Harmonie für mich.
Und dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Mir fehlt eine glaubhafte Rivalität in dieser Liga. Ein Duell in dem man auch den Spielern mal mehr Gefühlsregungen anmerkt (Leroy Sané und sein unkontrollierbarer Ellbogen mal ausgenommen), ein Derby, Emotionen halt. Etwas was darüber hinausgeht oder dir zumindest das Gefühl gibt, dass hier nicht nur ein Job erledigt wird. Aber die Liga hat ihre Rivalitäten verloren. Kein Ruhrpott-Derby zwischen Schalke und Dortmund, kein Werder gegen den HSV, kein Gladbach gegen Köln. Die Paarungen, die ein ganzes Stadion zum Kochen bringen, sind mit den großen Traditionsklubs nach und nach in die zweite Liga entschwunden.
Gleichzeitig haben die letzten Jahre der Bayern-Dominanz auch klargemacht, dass es keine richtige sportliche Konkurrenz in dieser Liga gibt und damit auch in Verfolgerduellen nach und nach den Stecker gezogen. Warum sollte man sich beim „Klassiker“ noch so aufgeladen begegnen wie Neven Subotic, der Arjen Robben ins Gesicht brüllt, wenn es gar nicht mehr wirklich um einen Titel geht und einer der beiden Kontrahenten in 85% der Fälle den Sieg davonträgt? Es brodelt nicht mehr in der Bundesliga und das ist dann doch schade und konkretisiert noch einmal die Misere, in der die Liga, die ja eigentlich so erpicht darauf ist, endlich richtig vermarktet zu werden, steckt. Viele Spielansetzungen an den Wochenenden lesen sich fade, auch im Vergleich zur zweiten Liga.
Nur an der Liga und den Klubs liegt es aber auch nicht, dass ich seit Jahren auf eine glaubhafte Rudelbildung warten muss. Auch die Entwicklung des Fußballprofis zum gefühllosen Karriereroboter ist mittlerweile so weit fortgeschritten, dass es kaum noch vorstellbar scheint, dass sich regelmäßig Profis zu Auseinandersetzungen oder auch nur einem wutroten Kopf verleiten lassen würden. Wie auch soll ein junger Mensch eine gewachsene Rivalität ausleben, die er selber nicht kennt, zu der er selber keinen Bezug hat? Im Zweifel wechselt man in 1-2 Jahren sowieso wieder, da lohnt sich dann auch kein ruppiges Andeuten eines Kopfstoßes, nur weil das Stadion heute ein bisschen lauter ist als sonst.
Man, ich vermisse die Lautstärke.
Julius Eid
(Photo by Stuart Franklin/Getty Images)
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