Charakterkopf Carney Chukwuemeka: Die Ziele immer vor Augen | OneFootball

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·11 de novembro de 2025

Charakterkopf Carney Chukwuemeka: Die Ziele immer vor Augen

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Wenn Carney Chukwuemeka zum Smartphone greift, erinnert es ihn daran, was er sich für diese Saison bei Borussia Dortmund vorgenommen hat. Jedes Mal. Bei jedem ersten Blick auf den Bildschirm. Immer während der Saisonvorbereitung richtet er sein Handy neu ein: Der 22-jährige Engländer setzt sich im Sommer hin, verfasst eine Notiz mit einer Liste seiner ganz persönlichen Saisonziele und speichert einen Screenshot davon auf seinem Sperrbildschirm ab. „Für mich ist es einfach so, dass ich jeden Tag aufwache und das sehe, und dann denke ich: Okay, cool, das ist es, was ich schaffen muss. Das motiviert mich mehr, als wenn ich die Liste nur in meinen Notizen hätte. Immer, wenn ich mein Handy öffne, sehe ich meine Ziele. Und immer, wenn ich eines dieser Ziele erreicht habe, mache ich einen Haken dahinter“, sagt Carney im Interview.

Wir wissen nicht, ob „ein Tor in der Champions League schießen“ auf der persönlichen Liste steht. Der Punkt wäre jedenfalls seit dem 1. Oktober 2025 geschafft. Gegen Bilbao trifft Carney nach 50 Minuten mit links zum 2:0. Vor der Südtribüne. „Es war ein unglaubliches Gefühl. Allerdings habe ich es erst richtig realisiert, als ich nach Hause kam. Nachdem ich das Tor geschossen hatte, dachte ich nur: ‚Okay, cool, ich habe ein Tor geschossen.‘ Aber als ich nach Hause kam, war ich total überwältigt. Ich habe mein erstes Tor in der Champions League geschossen! Das war ein echter Boost für mich. Die Länderspielpause kam danach zum falschen Zeitpunkt“, sagt er schulterzuckend. Aber das Wissen, diesen Meilenstein geschafft zu haben, hat der Engländer als Motivation in die darauffolgenden Spiele mitgenommen.


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Der schlaksige und doch durchsetzungsstarke Mittelfeldmann ist in Dortmund angekommen. Nicht nur, weil er vor dieser Saison vom Leihspieler zum fest verpflichteten Bestandteil der Dortmunder Profi-Mannschaft wurde – ausgestattet mit einem Arbeitspapier bis Sommer 2030. Sondern auch menschlich. Er fühlt sich wohl beim BVB, vertraut seinen Mitspielern, dem Trainerteam und auch dem Klubfotografen Alexandre Simoes.

Als der Carney in seinem Fotostudio am Dortmunder Trainingsgelände begrüßt, stehen zwei bullige Gestalten vom Sicherheitsdienst bereit. Kopfüber wolle er den Mann mit der Nummer 17 für die BORUSSIA fotografieren, erläutert der Fotograf seinen gewagten Plan. Carney fragt nicht. Er lässt sich sofort drauf ein. Eine Minute später hängt er kopfüber vor der Kamera. „Oh my God“, entfährt es ihm noch, während die zwei Securitys ihn in der Luft baumeln lassen und an den Beinen halten. „Do you like it?“, fragt Alexandre Simoes den Fußballprofi und zeigt ihm das Ergebnis auf dem kleinen Bildschirm seiner Kamera, sobald dieser wieder festen Boden unter seinen Füßen hat. „Oh, wow“, strahlt der Coverboy dieser Ausgabe. Sein Vertrauen hat sich ausgezahlt. Der Stunt hat sich gelohnt.

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Gelohnt hat sich für ihn auch der Umzug ins Ausland, in ein neues Land, in eine neue Liga. Wie schaut er heute auf den Februar 2025 zurück? Auf den Moment, in dem er sich entschloss, sich von dem Verein, den er seit seiner Kindheit ins Herz geschlossen hatte, nach Dortmund ausleihen zu lassen? „Ich glaube, für mich ging es einfach darum, allem zu entfliehen und mich ganz auf mich selbst zu konzentrieren. Ich hatte keine Zweifel, ins Ausland zu gehen. Ich bin ohnehin ziemlich unabhängig und wollte mich einfach nur auf den Fußball konzentrieren und alles andere ausblenden.“

London bleibt sein Zuhause. Das stellt er klar. Aber in Dortmund lernt er gerade zu schätzen, dass der „Buzz“, wie die Briten sagen, längst nicht so sehr lärmt wie in der Zehn-Millionen-Metropole Englands. Sein Vater und seine Mutter besuchen ihn jetzt abwechselnd im Ruhrgebiet. Bei jedem Heimspiel sitzt einer der beiden auf der Tribüne im SIGNAL IDUNA PARK und drückt die Daumen. Das Verhältnis zu seinem Vater hat Carney vor Jahren mal so beschrieben: „Mein Vater sagt mir immer, ich könne mehr leisten, ich könne besser sein. Dass mir die Welt zu Füßen liege. Ich müsse einfach weitermachen, mich konzentrieren, auf dem Boden bleiben und mich nicht von meinen bisherigen Erfolgen ablenken lassen, sagt er.“

Wenn Carney dieses Zitat heute hört, nickt er zustimmend. „Ich glaube, man darf sich nie zu sehr ausruhen. Man darf sich nie mit dem zufriedengeben, was man gerade hat. Für mich, mit meiner Herkunft, ist es so, dass ich mich nie einfach damit zufriedengegeben habe, wo ich gerade war. Es ist immer so: Ich will mehr, ich will mehr, ich will mehr. Meine Familie ist genauso. Deshalb hat mich dieses Zitat bis heute geprägt.“

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Dennoch ist seine noch junge Karriere auch gezeichnet von Verletzungen, die ihn dazu gezwungen haben, immer wieder aufzustehen, immer wieder einen neuen Anlauf zu wagen. Als ihm im August 2023 in einem Ligaspiel gegen West Ham United sein erstes Tor für den FC Chelsea gelingt, verletzt sich Carney Chukwuemeka im selben Spiel am Knie, fällt danach lange aus. Pure Freude und absolute Verzweiflung – so nah beieinander. Was ihm in solchen Momenten geholfen hat? Sein Glaube. „Ich bin in einem christlichen Elternhaus aufgewachsen, und als ich in meine frühen Teenagerjahre kam, begann alles für mich mehr Sinn zu ergeben, und ich begann, Gott deutlicher zu spüren. Ja, es ist einfach etwas, das ich schon in jungen Jahren begonnen habe und das mit zunehmendem Alter immer mehr gewachsen ist.“

Dazu kommt das Elternhaus, das ihn ermahnt, nicht abzuheben. „Als ich mit 18 zu Chelsea kam, hat mich das alles ziemlich schnell überrollt. Und um ehrlich zu sein, habe ich mich ein bisschen mitreißen lassen. Aber ich würde sagen, in den vergangenen beiden Jahren bin ich in dieser Hinsicht gereift. Ich behaupte, ich bin auch als Person gewachsen.“

Im Moment, das betont Carney im Interview, hat er das Gefühl, der BVB und er selbst wachsen gleichzeitig. „Ich bin fit und fühle mich körperlich gut. Ich persönlich habe das Gefühl, dass ich gute Fortschritte mache und nun Woche für Woche mehr und mehr zeigen kann, was ich draufhabe“, sagt Carney und lobt den spürbaren Zusammenhalt: „Als Team sind wir uns meiner Meinung nach so nah wie nie zuvor, seit ich hier bin. Ich merke, dass der Zusammenhalt da ist. Die Ergebnisse sind gut. Es ist auf jeden Fall eine gute Zeit, um beim BVB zu spielen.“

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Mit Cheftrainer Niko Kovac ist er ständig im Austausch: „Wir verstehen uns gut.“ Thema ist dabei immer wieder die Defensivarbeit, verrät Carney. Denn: Bei aller Wertschätzung, die er vom Trainerteam erfährt – wachsen kann er beim BVB, indem er alle Aspekte des Spiels voll verinnerlicht. Das ist jedenfalls die Botschaft, die Carney selbst in den Gesprächen mit Kovac empfangen hat: „Als Offensivspieler möchte man sich natürlich manchmal einfach nur auf den Spielaufbau, das Toreschießen und solche Dinge konzentrieren. Aber es gibt diesen Aspekt, dass man auch verteidigen muss. Und dieses: ‚Für mich bist du als Angreifer der erste Verteidiger, weil du Druck ausübst.‘ Ich muss das einfach mehr in mein Spiel einbringen, mehr laufen und mich auch auf diesen Teil des Spiels konzentrieren. Denn der Trainer weiß ja, was ich mit dem Ball machen kann.“

Das wissen auch die BVB-Fans. Spätestens seit dem 5. April 2025. In Freiburg steht der Engländer zum ersten Mal in der BVB-Startelf – und trifft sofort. Sein Weg führt ihn direkt zum jubelnden Gästefanblock. Eine Lebensreise nach Dortmund, auf ziemlich verschnörkelter Route: Sie beginnt 2003 mit der Geburt im österreichischen Eisenstadt, führt dann nach England: Northampton, Birmingham, London. Und jetzt: Dortmund. Ungewöhnlich. Aber für Carney Chukwuemeka ist der Ruhrpott im Herbst 2025 ein Gefühl des Aufblühens und Ankommens zugleich.

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Einmal piept sein Smartphone kurz während des Interviews. „Sorry“, entschuldigt sich der 22-Jährige, „ich stell es sofort auf leise.“ Zeigen wollte er uns die Liste mit seinen Saisonzielen lieber nicht. Zu persönlich. Eines seiner Vorhaben verrät er zum Schluss aber doch noch: „Ich bin überzeugt, dass wir in dieser Saison einen Pokal gewinnen können. Und ich glaube, dass wir die Mannschaft dafür haben. Das ist jedenfalls meine Einstellung: Ich bin überzeugt, dass wir auf höchstem Niveau mithalten können. Wir müssen in jedes Spiel mit dem Gefühl und dem Wissen gehen, dass wir auf diesem Level sind. Also, ja: Ich möchte dieses Jahr eine Trophäe gewinnen.“

Ganz klar, dass dann auch die komplette Familie und alle Freunde aus London nach Dortmund kommen würden. Kann das Ruhrgebiet so etwas wie ein „home away from home“, also eine zweite Heimat, für ihn werden? „Ja, auf jeden Fall. Ich habe mich gut eingelebt. Ich komme mit jedem gut aus. Also, ja, die Wahrscheinlichkeit ist ziemlich hoch“, sagt er und fügt lachend dazu: „Das Wetter ist hier auch nicht anders als in England.“

Autor: Christoph Bökamp Fotograf: Alexandre Simoes

Der Text stammt aus dem Mitgliedermagazin BORUSSIA. BVB-Mitglieder erhalten die BORUSSIA in jedem Monat kostenlos. Hier geht es zum Mitgliedsantrag.

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