Treffpunkt Betze
·02 de fevereiro de 2025
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·02 de fevereiro de 2025
Es war alles angerichtet für ein tolles Fußballspiel, bei dem es viele Wiedersehen zu feiern gab: Florian Pick und Dominik Schad kehrten als aktive Spieler ebenso an ihre alte Wirkungsstätte zurück wie ihr Trainer Sascha Hildmann. Jean Zimmer feierte bei eiskaltem, aber sehr heiterem Februarwetter sein Comeback in der Startelf der Roten Teufel. Und die Preußen reisten erstmals seit fünf Jahren wieder in die Pfalz und komplettierten mit ihren gut 2.000 mitgereisten Anhängern die insgesamt 42.901 Zuschauer im Fritz-Walter-Stadion. Klingt alles feierlich und schreit förmlich nach einem würdigen Rahmen - doch der Blick auf den Rasen ließ nichts Gutes erahnen.
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Markus Anfang hat dem FCK eine DNA verpasst, die den Spielern die Angst vor dem Ballbesitz genommen hat. Einmal ins Spiel gekommen, zeigen die Mannen rund um die Schaltzentrale Ritter und Kaloc, was sie im direkten Passspiel mit dem Ball zu leisten im Stande sind. So haben sich die Spielanteile in der Anfangsphase deutlich zugunsten der Lautrer verschoben, da der Aufsteiger aus dem Münsterland kein gesteigertes Interesse am Ball zeigte. Dass daraus keine gefährlichen Szenen entstanden sind, lag auch an den schlechten Platzverhältnissen im weiten Rund des Stadions. Allen Akteuren fiel es sichtlich schwer, Bewegungen zu starten oder zu stoppen, was sich naturgemäß zum Nachteil der Mannschaft auswirkte, die versuchte, das Spiel aufzubauen.
Mit dem neuen Innenverteidiger, den die Roten Teufel aus Augsburg geliehen haben, kam mit Maxi Bauer der passende Mann für diesen Acker. Zusammen mit seinen neuen Kollegen Elvedi, Sirch und später dem Kid Rock-Lookalike Heuer machte er seine Sache ordentlich und ließ zu keinem Zeitpunkt Anpassungsprobleme erkennen. Erik Wekesser hingegen schien von einer Mischung aus mangelndem Selbstvertrauen und Angst vor Platzfehlern besonders beeindruckt. Dass er es eigentlich besser kann, zeigte er bei einer seiner wenigen Offensivaktionen zu Beginn der zweiten Halbzeit, als er den Münsteraner Rechtsverteidiger wie einen Schulbuben aussehen ließ, den Ball von halblinks in den Strafraum der Preußen flankte, woraus schließlich das 1:0 durch Kapitän Marlon Ritter (durch wen denn auch sonst) resultierte.
Der frühen Führung nach Wiederanpfiff ging eine erste Halbzeit voraus, in der sich die Betzebuben über einen Rückstand nicht hätten beschweren dürfen: Die eigenen Angriffsbemühungen verpufften zu schnell, während Münster in der 17. Minute ein Abseitstor erzielte. 15 Minuten später rettete Julian Krahl zweimal mit Weltklasse-Reflexen gegen den Heimkehrer Pick. Die Grafik, die den xGoals-Verlauf auf einem Zeitstrahl darstellt, dürfte nach diesen heiklen Szenen wie die Kurve auf dem EKG des geneigten FCK-Fans ausgesehen haben. Um diesen Eindruck noch in Halbzeit 1 umzukehren, half auch eine klassische “Kalli-Kaloc-Granate” kurz vor dem Pausentee nicht nachhaltig.
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Nach dem bereits erwähnten Führungstor wirkten die Hausherren deutlich sicherer: Der Ball lief sehenswert durch die Reihen der Pfälzer und vor allem das Trio Zimmer-Yokota-Ritter zeigte in einigen Szenen Fußball zum Zungenschnalzen. Preußen fand indes nur noch mit den “Einwurfgeschossen” ihrer Nummer 16 (Paetow) statt. Den Platzwarten auf dem Betzenberg sei die taktische Maßnahme nahegelegt, bei solchen Einwurfmonstern künftig die Werbebanden näher ans Spielfeld zu rücken und Lücken zu schließen, damit Spieler wie Paetow nicht gefühlt bis zum Stiftsplatz in der Lautrer Innenstadt laufen können, um dann Anlauf zu nehmen und den Ball über 30 Meter fast direkt ins Tor zu katapultieren.
Der zwischenzeitliche Ausgleich durch Kinsombi war - sinnbildlich für das gesamte Spiel - auf den furchtbaren Rasen (Krahls schlechter Abstoß) und auf den simplen Bilderbuch-Spielzug der Preußen zurückzuführen. Ein Konter der Lautrer in der Nachspielzeit, vollendet von Sirch nach Vorlage des eingewechselten Alidou, stellte den Spielstand auf ein durchaus gerechtes 2:1. Doch wer glaubte, dass sich die ekstatischen Gemüter der FCK-Fans nach dem Führungstor auf das Feiern der drei Punkte fokussieren würden, hatte die Rechnung ohne das Schiedsrichtergespann um Patrick Schwengers gemacht.
Marlon Ritter hat eine “Dreckspatzigkeit” an sich, die es jedem Gegner besonders schwer macht, gegen ihn zu spielen. Er sucht gerne den strafbaren Kontakt im Zweikampf, um aussichtsreiche Freistoßpositionen zu kreieren und die Abwehrspieler unter Druck zu setzen. Münsters Scherder hatte nach 14 Minuten genug davon und räumte die Nummer 7 der Roten Teufel rüde ab, was zurecht mit Gelb geahndet wurde. Dass er nach einer Viertelstunde und einem weiteren verwarnungswürdigen Foul nicht vorzeitig zum Duschen geschickt wurde, brachte die Gemüter der Lautrer Spieler und der Trainerbank zum Kochen. Auch die gelbe Karte wegen Meckerns für Thomas Hengen zehn Minuten vor der Pause konnte den Zorn der Pfälzer nicht lindern, da das Schiedsrichterteam dem Zeitspiel der Preußen kaum Einhalt gebot. Lediglich der Torhüter von Münster sah in der zweiten Hälfte die gelbe Karte.
Die Emotionen gipfelten in einem Eckstoß der Münsteraner in der 90+4. Minute, der ausgeführt und von der Abwehr der Roten Teufel verteidigt wurde. Schiedsrichter Schwengers wollte diesen Eckball jedoch mit einem Pfiff freigeben, weshalb er nicht, wie einige im Stadion fälschlicherweise interpretierten, in der Folge das Spiel beendete, sondern zur Wiederholung der Standardsituation pfiff. Ob er auch ein 2:2 der Preußen nach dem Eckball zurückgepfiffen hätte, weiß nur er selbst. So aber war die Partie kurz darauf beendet und bei Markus Anfang brachen alle Dämme: Er stürmte auf den Schiedsrichter zu und konnte auch von seinen Spielern um Kenny Redondo nicht davon abgehalten werden, den Offiziellen seine Sicht der Dinge mitzuteilen. In der Folge sah der Coach für sein “energisches” Anlaufen die Rote Karte und applaudierte anschließend den Lautrer Fans, die Schmähgesänge gegen den Unparteiischen anstimmten. Hier wird das Sportgericht bei der Strafzumessung genauer hinschauen.
Nächste Woche geht es nach Berlin, dann nach Hannover und schließlich zum anderen HSV an die Elbe. Die Punkteausbeute mit neun Zählern aus drei Spielen in 2025 ist optimal und sollte zusammen mit den torhungrigen Spielern in einer sehr geschlossen wirkenden Mannschaft wie Wind unter den Flügeln wirken, um auch gegen die Schwergewichte der Liga nicht leer auszugehen. Man darf gespannt sein, wie die Mannschaft auf die Abwesenheit des Trainers reagieren wird, der mindestens ein Spiel von der Tribüne aus verfolgen muss.