90min
·01 de dezembro de 2024
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·01 de dezembro de 2024
Das große Chaos um die TV-Rechte der ersten und zweiten Bundesliga nimmt seinen Lauf. Nachdem bereits durchgesickert war, dass Sky das Sender-Baby Bundesligakonferenz an DAZN verliert, dürfte nun die nächste Nachricht Fußballromantikern wie mir die Vorfreude auf die kommende Saison gründlich verderben. Sport1 verliert offenbar nach Informationen der DPA außerdem das Topspiel der 2. Bundesliga am Samstagabend an RTL. Mir wird bei diesen Gedanken und Entwicklungen ganz anders.
Zunächst einmal generell betrachtet: Als Fußballfan finde ich es nicht nur unglaublich anstrengend, dass man mittlerweile gefühlte zehn Sender und sieben Abos braucht, um Fußball überhaupt noch in der Breite und verschiedenen Ebenen verfolgen zu können. Die Freitagsspiele der Bundesliga laufen hier, ausgewählte Spiele der Champions League dort, die Sonntagsspiele dann wieder da und die dritte Liga sowieso ganz woanders. Nun wird die Live-Übertragung des Volkssports Fußball weiter zerfleischt wie eine Gazelle von einer Meute afrikanischer Wildhunde, und man verliert fast die Lust, an diesem Wahnsinn noch teilzunehmen. Ich habe jedenfalls keine Lust, mir ständig Gedanken machen zu müssen, wo ich wann was anschauen kann und ob ich dafür zusätzliche Kosten in Kauf nehmen muss und ich glaube, da bin ich am Ende auch nicht der einzige.
Ich habe noch leise im Hinterkopf, dass gerade im Zusammenhang mit der Popularität des Fußballs und den Problemen, die viele Amateurvereine im Jugendbereich haben, neue fußballbegeisterte Kinder zu gewinnen, gesagt wurde, man müsse wieder näher ans Volk heran und den Fußball für die breite Masse zugänglicher und attraktiver machen. Doch durch die immer undurchschaubarere Zerstückelung der TV-Rechte und die damit verbundenen finanziellen Aufwendungen, die man in die Hand nehmen muss, um seinen Lieblingsverein hier und da in vollem Umfang verfolgen zu können, entfernt man sich nur noch weiter von der Basis und einem begeisterungsfähigen Publikum. Hinzu kommt, dass unser Volkssport Nr. 1 immer mehr zum Unterhaltungsevent verkommt und ganz nebenbei gesagt viele Jugendliche Fußball nur noch über Social Media Clips erreichen. Nicht jede Familie kann sich ein kostenpflichtiges Abo leisten, um die Spiele zu Hause zu verfolgen. Als Fußballtrainer beklage ich oft, dass die Jugendlichen heute nicht mehr Tiki Taka, sondern Tik Tok spielen. Sie sehen kurze Clips mit coolen Tricks und tollen Toren und glauben, das sei Fußball. Im Verein angekommen, sind sie dann wie vor den Kopf gestoßen, wenn man ihnen den wahren Fußball näher bringen will. Das Rechte-Chaos könnte zudem auch dazu führen, dass die Sportschau unter die Räder kommt und die direkten Konkurrenten um die Rechte-Pakete großen Einfluss auf ein mögliches Aus der Sportschau in der ARD nehmen können. Dies wäre ein fataler Schritt, der den Fußball noch weiter aus dem Free-TV und somit aus der breiten Masse der deutschen Wohnzimmer verdrängen würde.Bei RTL wird sicherlich auch gute Arbeit geleistet, nur ist der Sender eben auch für seinen hohen Unterhaltungsfaktor bekannt - zumindest weit mehr als die sachlichere Betrachtung bei z.B. Sport1. Was die 2. Bundesliga seit Jahren so sexy macht, ist ja gerade der Faktor, dass sie auf die große Show drumherum verzichten kann und vom ehrlichen Fußball lebt. Jetzt habe ich ehrlich gesagt die Befürchtung, dass ein Topspiel am Samstagabend zum Abklatsch eines schlechten Spielfilms oder einer Game-Show verkommt, für die RTL eher bekannt ist als für große Fußballübertragungen. Bei diesem Satz kommt mir irgendwie sofort das große Tamtam beim Comeback von Stefan Raab in den Sinn. Fußball im TV mit zu viel Glanz und Glitter oder am Ende wieder mit einer Halbzeitshow wie im DFB-Pokalfinale mit Helene Fischer - egal bei welchem Sender - fremdelt mit den Wurzeln unseres Lieblingssports. Fairerweise muss man zu DAZN aber deutlich sagen, dass hier der Sport im Vordergrund steht und man sich auch als Sportsender versteht. Allerdings dürfte der Streamingdienst mit der neu gewonnenen Macht seine Preise wohl erneut anziehen und damit nicht wenige Fans abermals verärgern. Ich habe in meinem Umfeld schon von vielen gehört, dass sie sich DAZN nicht oder nicht mehr antun werden.Meine Meinung: Fußball darf nicht zu einem Show-Event verkommen, das von der großen Show drumherum lebt, sondern muss das ehrliche Erlebnis für jedermann bleiben, das ihn über Jahrzehnte so groß gemacht hat.
Die aktuelle Situation ist vielleicht noch nicht so dramatisch, wie ich sie vor mich hin zeichne, aber ich bin mir sicher, dass die TV-Rechte rund um den Fußball in Deutschland in Zukunft immer weiter ausgeschlachtet werden und der sportliche Aspekt für die Bevölkerung und der große Mehrwert der Bundesligen oder der internationalen Wettbewerbe immer mehr abnimmt und letztlich auch denen schadet, die nicht am Wochenende vor den Kameras kicken. Die Geldgier rund um den Fußball schadet am Ende auch einem höheren Zweck außerhalb der öffentlichen Wahrnehmung. Ich glaube das ist was mich daran am meisten stört.