Vertikalpass
·07 de novembro de 2024
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Agierte der VfB in den ersten drei Spielen der Champions League immer mindestens auf Augenhöhe mit dem Gegner, muss man sich in Cannstatt beim zweiten Heimspiel in der Königsklasse eingestehen: Atalanta Bergamo war besser, sowohl individuell als auch mannschaftstaktisch.
Dabei musste der Abend einfach nur gut werden: Vor dem Spiel prognostizierte Felix Magath als Aperitivo bei der Live-Aufnahme des Podcasts „Sprich Stuttgart“ zusammen mit dem Intendanten Burkhard C. Kosminski im Foyer des Stuttgarter Schauspielhauses einen 3:1-Sieg des VfB. Er erzählte mit großer Zuneigung nicht nur Anekdoten über Krassimir Balakov, Zvonimir Soldo und Alex Hleb, er sprach auch über seine Spielprinzipien: Struktur Disziplin Fitness
Ich denke, er würde sich mit Bergamos Trainer Gian Piero Gasperini hervorragend verstehen. Denn Magaths Prinzipien waren auch beim Gastspiel des Tabellendritten der Serie A in Cannstatt durchaus zu erkennen. (Defensiv) hervorragend organisiert, aggressive, nach vorne orientierte Manndeckung über den gesamten Platz. Jeder wusste, was er machen muss, alle extrem laufstark und konzentriert.
Dazu kommt, dass Bergamo typisch italienisch spielte: Abgezockt steht dafür im internationalen Fußballlexikon, unter „Atalanta“ findet man dort diesen Eintrag: “kaltschnäuzig, routiniert, nur schwer zu überlisten“. Damit hatte der VfB spürbar Probleme, fand kaum Räume und wenn sich einmal eine Lücke ergab, zogen die Bergamasken ein taktisches Foul, was der nicht immer souveräne Schiri Rade Obrenovic oft ungeahndet ließ. Immer fehlte ein kleines bisschen: ein bisschen Idee, ein bisschen Timing, ein bisschen Präzision. Weil aber auch Atalanta mit ihrer kompakten Spielweise Fehler provozierte.
Raoul Bellanova und Ademoola Lookman spielten teilweise Alio e Olio mit ihren Gegenspielern Chris Führich und Josha Vagnoman. Mario Pasalic zog die Bälle magisch an, während in der Sturmmitte das Nilpferd Mateo Retegui alleine schon mit seiner Präsenz furchterregend wirkte. „Aber wir haben lange Zeit alles ganz gut weg verteidigt“, war Maximilian Mittelstädt nicht unzufrieden.
Das ist der Unterscheid zwischen dem VfB und Atalanta: Bergamo blieb am vierten Spieltag der CL-Ligaphase zum vierten Mal ungeschlagen und zum vierten Mal ohne Gegentor. Die Italiener sind gottlos defensivstark und nutzten gnadenlos zwei ihrer vier Torchancen. Der VfB dagegen ließ seine guten Gelegenheiten von Anthony Rouault, Deniz Undav, Ermedin Demirovic und Jarzinho Malanga (Glückwunsch zur Profi-Premiere!) aus.
„Die Göttliche“ aus Bergamo sorgt dafür, dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen in Stuttgart. Der VfB machte kein wirklich schlechtes Spiel, aber auch kein so gutes, um gegen den amtierenden Europa League Sieger etwas Zählbares zu erzielen. Um zu punkten, musst Du Dein Prime zeigen, müssen Fehler minimiert werden – und wenn sie passieren, müssen sie gemeinsam verteidigt werden. Dies gelang beim 0:1 durch Lookman überhaupt nicht: Ein unsauberer Pass von Enzo Millot brachte Mittelstädt in die Bredouille. Dessen Zuspiel in den Druck auf Führich führte zum Ballverlust. Mit gedanklicher Schnelligkeit, Cleverness und einem Foul hätte sich dies verteidigen lassen. Am Ende muss Lookman den Pass von Charles de Ketelaere nur einschieben, obwohl Anrie Chase und Millot in seiner Nähe waren.
Das Tor auch die Folge des mutigen Spielaufbaus des VfB: trotz permanenter Manndeckung sich über das Spielfeld kombinieren zu wollen. “Ich muss Fehler machen wollen“, sagte Felix Magath im „Sprich Stuttgart“-Podcast. Und er meinte damit, dass die Spieler angstfrei auftreten sollen, weniger an Fehler, sondern an das Gelingen denken sollen. Ein anspruchsvolles Spiel für den VfB, dem die Mannschaft nicht in allen Phasen der Begegnung gewachsen war. Sie ist spielerisch nicht ganz auf der Höhe des Vorjahres, zugleich muss sie in der Champions League neue Herausforderungen bestehen.
Bevor es in die Länderspielpause geht, folgt am Sonntag mit der Begegnung gegen die formstarken Frankfurter und deren Wundersturm Omar Marmoush und Hug’o Ekitiké das nächste Highlight. Es wird interessant werden, in wieweit Sebastian Hoeneß rotieren lässt. Wobei für Felix Magath die Mehrfachbelastung der Spieler kein Thema ist: „Bei mir hat die Mannschaft sowieso lieber gespielt als trainiert“.
Zum Weiterlesen: Unser VertikalGIF sieht ein gutes Spiel des VfB, fragte sich aber: “Wie wollte der VfB zum Torerfolg kommen?“
Die Süddeutsche Zeitung spricht von “einer Lehrstunde”.
Bilder: Alex Grimm/Getty Images
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