Die Wiederauferstehung des Serge Gnabry | OneFootball

Vincent Kompany vollbringt beim FC Bayern gerade ein kleines Wunder. Er verwandelt abgeschriebene Spieler in unverzichtbare Leistungsträger. Serge Gnabry ist das jüngste Beispiel einer bemerkenswerten Metamorphose, die mehr über moderne Spielerführung verrät als über taktische Finessen.

Noch vor wenigen Monaten galt Gnabry als Verkaufskandidat. Max Eberl musste ihm persönlich versichern, dass der Verein nicht plane, ihn abzugeben. Heute, nach seinem Treffer zum 5:0 gegen Hamburg, spricht derselbe Eberl von einem „elementar wichtigen Spieler“. Diese Kehrtwende ist kein Zufall, sondern das Ergebnis einer neuen Führungskultur an der Säbener Straße.

„Ich bin gerade im Flow und habe Selbstvertrauen“, sagt Gnabry nach dem Hamburg-Spiel. Ein Satz, der vor einem Jahr undenkbar gewesen wäre. Damals kämpfte er mit Knieproblemen und seiner Rolle im Team. Die Verkaufsgerüchte taten ihr Übriges. Doch Kompany sah in ihm keinen Problemfall, sondern ungenutztes Potenzial.

Was der belgische Trainer anders macht? Er behandelt etablierte Spieler wie Neuzugänge. „Er hat ein unglaubliches Gespür für die Jungs, die lange da sind“, erklärt Eberl. „Sie waren, das meine ich nicht negativ, verbrannt. Er hat quasi aus diesen alten Spielern Neuzugänge gemacht.“ Bei Goretzka funktionierte das bereits, bei Sané und Coman in der Vorsaison ebenfalls. Nun profitiert Gnabry.

Diese Herangehensweise ist revolutionär für einen Verein, der seine Stars traditionell eher verschleißt als regeneriert. Kompany versteht, dass Spieler mit Geschichte beim Verein nicht nur sportliche, sondern auch emotionale Führung brauchen. Er gibt ihnen das Gefühl, wieder bei null anfangen zu können, ohne ihre Vergangenheit zu ignorieren.

Gnabrys Vertrag läuft noch bis 2026. Diese Zeit gibt beiden Seiten Spielraum. Der 30-Jährige muss sich nicht mehr beweisen, er kann einfach spielen. „Dass Serge ein außergewöhnlicher Spieler sein kann, das hat er jetzt nachhaltig bewiesen“, betont Eberl.

Die wahre Leistung Kompanys besteht darin, dass er nicht nur individuelle Karrieren wiederbelebt, sondern dabei die Mannschaftschemie verbessert. „Wir haben ein blindes Verständnis“, schwärmt Gnabry. Ein Kollektiv aus wiedererweckten Einzelkönnern – das ist Kompanys Meisterstück.

Der FC Bayern hat in der Vergangenheit viel Geld für Neuzugänge ausgegeben. Kompany zeigt: Die wertvollsten Transfers finden manchmal im eigenen Kader statt. Man muss die Spieler nur neu entdecken.