MillernTon
·02 de setembro de 2025
Durchatmen bitte!

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Die Form stimmt, daher kommt die Länderspielpause für den FC St. Pauli zur Unzeit – oder? (Titelfoto: Stefan Groenveld)
Ein Kommentar von Tim
Ich hasse Länderspielpausen. Eigentlich. Denn dieses Mal ist es anders. Länderspielpausen sind zwar immer noch scheiße und völlig unnötig. Aber diese kommt womöglich zum richtigen Zeitpunkt. Nicht, weil es aufgrund sportlicher Probleme eine Erlösung für den FC St. Pauli ist. Im Gegenteil, der FCSP ist richtig gut drauf – vielleicht ist aber genau deshalb die Pause richtig.
Es wäre untertrieben zu schreiben, dass dem FC St. Pauli der Saisonstart ganz gut gelungen ist. Gegen Norderstedt gewann der FC St. Pauli zwar erst im Elfmeterschießen, war aber drückend überlegen Auch wenn gegen den BVB „nur“ ein Remis heraussprang, so hätten die ersten beiden Bundesliga-Spieltage kaum besser laufen können. Das 3:3 gegen Dortmund war ein Punkt für die Moral, das überzeugende und dominante 2:0 gegen den HSV ein Ausdruck der eigenen Stärke und des Selbstbewusstseins.
So stehen nach drei Pflichtspielen die 2. Runde im Pokal und vier Punkte zu Buche. Der Saisonstart hätte also kaum besser laufen können. Die Gründe dafür sind vielfältig: Die Neuzugänge des FC St. Pauli können in der Bundesliga mithalten. Die Schwachstellen des Teams (Tempo, Sechser-Position) wurden im Transfersommer konsequent angegangen. Das Team hat durch den Tempo-Zuwachs in der Offensive nun variable Möglichkeiten gefährlich vor das gegnerische Tor zu kommen. Das Grundgerüst des Kaders stand bereits sehr früh, das Team konnte weite Teile der Vorbereitung gemeinsam bestreiten. Besonders der letzte Punkt ist einer der großen Unterschiede zur Vorsaison, als der FCSP einen Trainerwechsel verkraften und einen krassen Spielstilwechsel vollführen musste.
Wie schwer ein Wechsel des Spielstils ist?Das erklärte Alexander Blessin im Interview mit der 11Freunde (€): „Es war völlig klar: Als Aufsteiger mussten wir einen anderen Fußball spielen. (…) In der Bundesliga würden wir seltener den Ball haben, seltener das Spielgeschehen vorgeben. Wir mussten also eine andere Idee entwickeln, ohne aber ängstlich zu agieren.“Man kann diesbezüglich auch mal beim HSV nachfragen – wo nach dem Saisonstart nun ein gut gemeinter Rat vom Stadtnachbarn sicher ganz besonders „gerne“ genommen wird. Dabei wären die Ausführungen von Blessin im 11Freunde-Interview, wie der FCSP trotz eines miesen Saisonstarts 24/25 die Ziele doch erreichen konnte, sicher hilfreich: „Nach so einem Saisonstart kann sehr leicht Unruhe aufkommen. Jungs, die wenig spielen, sind unzufrieden mit ihrer Rolle. Sportdirektoren werden mürrisch. Die Präsidenten werden nervös. All das ist hier im Verein nie passiert, das zeichnet uns aus. Und das war ein wichtiger Grund, warum wir unser Ziel am Ende erreicht haben.“
Ruhe bewahren. Das war beim FC St. Pauli zu Beginn der letzten Saison angebracht – ist es jetzt aber mindestens genauso. Denn der Saisonstart kann auch deutlich negativer interpretiert werden: Gegen Norderstedt erst im Elfmeterschießen gewonnen, gegen den BVB drei Gegentreffer zugelassen und bei einem Aufsteiger gewonnen, der in einer Findungsphase steckt. Auch wenn es rund um den Volkspark sicher oftmals ein anderes Verständnis gibt, so schlug der FC St. Pauli am Freitag nur den HSV, keinen etablierten Bundesligisten.
Mit Fortschreiten der Bundesligasaison könnte sich auch der kleine Vorsprung, den der FC St. Pauli als Team genießt – weil bereits seit einigen Wochen gemeinsam trainiert wird, der Großteil des Kaders früh zusammen war – minimieren. Das Transferfenster ist nun endlich zu und einige Clubs, auch direkte Konkurrenten, haben in den letzten Tagen noch einmal ziemlich zugelegt. Auch wenn man sich dabei natürlich nie so wirklich sicher sein kann, so dürfte sich die Konkurrenz in den letzten Tagen verstärkt haben. Mit zunehmender Dauer könnte dieser Qualitätszuwachs beim und das Zusammenspiel von den Gegnern die Lücke zum FC St. Pauli schließen. Klar, auch beim FCSP wird es weiter Schritte nach vorne geben. Trotzdem dürfte sich über die Saison der große Vorteil eines bereits früh zusammengestellten Kaders nicht mehr ganz so stark als großes Plus erweisen, wie gerade jetzt zu Saisonbeginn.
Entsprechend tut der FC St. Pauli gut daran alles richtig einzuordnen. Blessin etwa erklärte kurz nach Abpfiff am Freitag in Bezug auf den guten Saisonstart: „Wenn jetzt irgendjemand ausflippt, bekommt er einen vor den Latz geknallt.“ – richtete den Blick dann aber trotzdem selbstbewusst nach vorne: „Wir wollen mehr!“
Ein zufriedenes Zurücklehnen aufgrund der errungenen Stadtmeisterschaft und/oder des gelungenen Saisonstarts ist also unbedingt zu vermeiden. Genauso wie das „Ausflippen“ in Form von der Korrektur der Saisonziele oder höheren Ansprüchen an das Team. Auch weil der FC St. Pauli letzte Saison gleich mehrfach erfahren musste, wie schnell sich das Blatt wenden kann: Sobald das Team auch nur um wenige Prozentpunkte nachgelassen hat, sei es aufgrund von Zufriedenheit oder aufkommender Euphorie, stimmten Leistung und Ergebnisse nicht mehr. Das wird diese Saison nicht anders sein.
Und genau an diesem Punkt wird aus meiner generellen Abneigung gegenüber Länderspielpausen ein „Vielleicht ganz gut, dass Pause ist“. Denn nach dem Saisonstart mit dem Top-Spiel gegen den BVB und der Stadtmeisterschaft kommt nun „nur“ der FC Augsburg ans Millerntor. ‚But can St. Pauli do it on a (rainy) sunday afternoon against Augsburg?‘ ist hier die völlig berechtigte Frage. Nach zwei Highlight-Spielen gilt es nun diesen guten Eindruck auch im Liga-Alltag zu bestätigen. Dabei könnte es sehr helfen, wenn es etwas Zeit zum Durchatmen gibt. Damit alle runterkommen, die drohen „auszuflippen“. Damit die Dinge richtig eingeordnet werden können. Klar, der Tabellenplatz gefällt und das soll er auch. Aber wenn ich lese, dass sich der FC St. Pauli diese Saison „eher nach oben, als nach unten orientieren kann“, dann bekomme ich die Krise. Übermäßige Euphorie fühlt sich gut an, ist aber ein großer Feind der Rationalität – und die braucht es beim FC St. Pauli überall, um weiter so gute Arbeit zu machen wie bisher.
Denn es wurden gerade einmal ein Zehntel der Punkte geholt, die für den Klassenerhalt notwendig sein werden. Nichts anderes als 40 Punkte zu holen kann und sollte das Ziel sein. Denn nichts wäre fataler, als nach einem guten Saisonstart die Erwartungen derart hochzufahren, dass das eigentliche Ziel aus den Augen verloren wird. Deshalb kommt die Länderspielpause zur rechten Zeit. Denn sie dürfte dabei helfen alles wieder soweit runterzukochen, dass der Klassenerhalt im Fokus bleibt und mit aller Kraft angegangen wird. Und sowieso sollte sich niemand Sorgen machen, denn: Auch nach der Länderspielpause sind wir Stadtmeister.
// Tim
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