
Rund um den Brustring
·06 de outubro de 2025
El Khannouss 1, Heidenheim 0

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·06 de outubro de 2025
Trotz einer überschaubaren Leistung bleibt der VfB auch im dritten Liga-Heimspiel in Folge ohne Punktverlust und Gegentor. Dass die Mannschaft auf Platz 4 in die Länderspielpause geht hat sie neben einer größtenteils konzentrierten Abwehrleistung vor allem einem Neuzugang zu verdanken.
Man kann die Kaderplanung in der Offensive in dieser Saison ja durchaus kritisch betrachten — gerade jetzt wo sich Deniz Undav und Ermedin Demirovic in der Rehawelt die Klinke in die Hand geben. Dass das passieren würde, war zwar möglich, aber nicht unbedingt absehbar, vor allem nicht beim eigentlich dauerfitten Demirovic. Dennoch hatte man am Ende der Transferperiode unterm Strich einen Offensivmann weniger, nachdem man sich bei Genks Oh verpokert hatte, als man dessen irgendwann mal gerissenes Kreuzband zum Drücken des Preises nutzen wollte. Genau der fehlt jetzt, um in den kommenden Wochen Deniz Undav offensiv zu unterstützen und ihn davon abzuhalten, zu viele Spiele zu absolvieren. An anderer Stelle hat Fabian Wohlgemuth aber voll ins Schwarze getroffen und zwar beim Ersatz für Enzo Millot.
Bilal El Khannouss hatte in den vergangenen Wochen großen Anteil an dem rein punktemäßig zweitbesten Start in eine Bundesliga-Saison in den letzten 20 Jahren. Direkt nach der Verpflichtung zur Nationalmannschaft abgereist, stand er nur zwei Tage nach seiner Rückkehr gegen Freiburg direkt in der Startelf. Auch wenn das Spiel für den ersten großen internen Knall beim VfB sorgte und El Khannouss seine Klasse wenn überhaupt nur andeuten konnte, so wurde er in den darauffolgenden Spielen zum entscheidenden Faktor: Gegen St. Pauli traf er nach Ablage von Demirovic von halblinks, gegen Celta de Vigo nach einem Doppelpass mit Angelo Stiller von halblinks und im strömenden Cannstatter Regen am vergangenen Sonntag — nunja, ebenfalls von halblinks. Drei entscheidende Tore eben und daneben führt er die VfB-Offensive mit seiner Ballsicherheit und seiner Übersicht an — Attribute, die seine Mitspieler mitunter vermissen lassen.
So auch gegen Heidenheim, als die Angriffsbemühungen des VfB lange nach dem gleichen Schema abliefen: Die Mannschaft eroberte den Ball von überforderten Heidenheimern, verpasste dann den Umschaltmoment und erlaubte es dem Gegner, sich wieder geordnet vor dem eigenen Tor zu postieren. In der Folge wurde der Ball hin- und hergeschoben, immer mit der Angst im Nacken, dass ein mutiger vertikaler Pass einen Konter einleiten konnte. Aus der Angst vor dem eigenen Ballbesitz resultieren dann Fehler, die erst recht in Ballverlusten mündete, die man aber wie schon gegen harmlose Galizier schnell ungeschehen machen konnte — nur um dann den Zyklus wieder von vorne zu beginnen. Immerhin hatte die Abwehr um den starken Jeff Chabot die Heidenheimer diesbezüglich gut im Griff.
Kam der VfB dann doch mal vors Tor, fehlte vor allem die Genauigkeit: Beim letzten Pass, der entweder als Flanke in den Armen von Diant Ramaj landete oder in der flachen Version an einem Abwehrbein hängen blieb. Oder beim Torschuss, der entweder in die Wolken oder ins Getümmel ging — aber zu selten gefährlich aufs Tor. Dass der VfB zu Torchancen kommt, wie etwa dem lächerlicherweise abgepfiffenen 2:0 von Demirovic, ist vor allem seiner Qualität zuzuschreiben und damit sind wir bis dato auch ganz gut gefahren, schließlich ist ein vierter Platz nach sechs Spielen keine schlechte Wegmarke. Aber auch Sebastian Hoeneß war offensichtlich mit dem Auftritt in der ersten Halbzeit so wenig einverstanden, dass er außergewöhnlich früh außergewöhnlich viele Spieler auf einmal auswechselte.
Für den nächsten Block zwischen den beiden Länderspielpausen, der Auswärtsspiele in Wolfsburg, bei Fenerbahce und in Leipzig bereithält, wird Qualität alleine nicht reichen, denn die haben diese Mannschaft größtenteils auch. Vielleicht werden dann leichtsinnige Ballverluste wie der von Atakan Karazor am Mittelkreis auch einfach mitleidslos bestraft und dann laufen wir wieder gegen eine stabile Abwehr an und trauen uns noch weniger, mutige Pässe zu spielen. Dass die Mannschaft die nötige Qualität hat, trotz der Verletzung von Demirovic mit einer guten Punkteausbeute durch den Rest des Jahres zu kommen, ist unbestritten und nach der Reaktion des Trainers auf das Freiburg-Spiel glaube ich auch weiterhin, dass allen bewusst ist, dass man sich zu keinem Zeitpunkt eines Spiel zurücklehnen kann. Die Ansprüche werden aber in den kommenden Wochen höher werden und dementsprechend muss sich auch die Mannschaft daran anpassen.
Zum Weiterlesen: Der Vertikalpass meint “Man muss das Spiel gegen den Tabellenletzten vom Ergebnis her denken” und: “Der VfB hat sich warm gespielt für die wichtigen Spiele gegen Bayern, Borussia Dortmund, Leipzig, Leverkusen und Eintracht Frankfurt.” Einer Saison wie der letzten, als man in den ersten drei Heimspielen kein Gegentor kassierte, steht also nichts im Wege. 😉
Titelbild: © Adam Pretty/Getty Images