FC Schalke 04
·15 de novembro de 2025
Frank Baumann: Ambitioniert, demütig und mit beiden Beinen auf dem Boden

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·15 de novembro de 2025

Frank Baumann, seit dem 1. Juni Vorstand Sport der Königsblauen, präsentierte im Rahmen der Mitgliederversammlung am Samstag (15.11.) erstmals seinen Bericht. Die wichtigsten Aussagen hat schalke04.de zusammengefasst.
Frank Baumann über …
… die Beweggründe, sich für Schalke 04 zu entscheiden: Es war klar, dass es nach den vergangenen Jahren auf Schalke sehr große Herausforderungen gibt: Sportlich, wirtschaftlich, das Umfeld wird hier und da als problematisch beschrieben, die fehlende Kontinuität im Sport, und die Fans hatten sich zumindest am Ende der vergangenen Saison von der Mannschaft abgewandt; der Frust und die Enttäuschung über die vergangenen Jahre war deutlich spürbar.
Diese großen Herausforderungen haben mich aber gereizt. Noch wichtiger war, dass kein x-beliebiger Verein Interesse angemeldet hatte, sondern Schalke 04. Dieser Verein kann einen sehr schnell in den Bann ziehen und hat auch mich vom ersten Moment gepackt.
… 04 weitere Gründe, einen langfristigen Vertrag auf Schalke zu unterschreiben: 1.) Ich habe einen sehr professionellen Suchprozess durchlaufen, mit einem klaren Stellenprofil und mit vielen vertraulichen Gesprächen.
2.) Ich hatte von Beginn an das Gefühl, dass Schalke in vielen Bereichen sehr gut aufgestellt ist. Und nach den ersten sieben Monaten kann ich mit voller Überzeugung sagen, dass wir im operativen Geschäft auch in der Führungsebene absolut top besetzt sind.
3.) Ich habe bei allen Beteiligten den festen Willen zur Veränderung gespürt. Jede Krise ist auch eine Chance. Der Wunsch, zukünftig eine höhere Kontinuität in der Strategie und auf den relevanten Positionen zu erreichen, war klar erkennbar.
04.) Für mich war aber auch wichtig zu sehen, dass ich nicht bei null anfangen musste, sondern bereits vor meiner Zeit begonnen wurde, ein stabiles Fundament zu schaffen. Im finanziellen Bereich insbesondere durch Christina und ihr Team, im Sport im vergangenen Jahr durch die Entwicklung einer klaren Spielidee und Positionsprofilen durch Matthias, Youri und weitere Mitarbeitende.
… die Spielidee: Ein destruktiver und passiver Fußball passt sicherlich nicht zu Schalke. Wir wollten eine Mannschaft sehen, die intensiv und aggressiv agiert, die mutigen Fußball spielt, die Teamgeist wirklich lebt, die mit einem klaren Plan auf den Platz geht und einfach jedes Spiel gewinnen will.
… die Entscheidung für Miron Muslic als Chef-Trainer: Es kam für uns nicht überraschend, dass der Name in der Öffentlichkeit für Verwunderung sorgte. Allerdings hatte ich Mirons Werdegang schon seit dreieinhalb Jahren intensiv verfolgt, und auch unser Daten-Team von Matthias sowie Youri und unser Chef-Analyst hatten ihn bereits im Blick. Die positiven Faktoren, die für Miron sprachen: Eine klare Handschrift, die super zu unserer Spielidee passt, konsequentes Einfordern, rhetorische Fähigkeiten, Spieler begeistern und besser machen sowie richtig Bock auf diese Herausforderung hier auf Schalke zu haben. Für uns stand fest, Miron würde mit seinem Trainerteam die eingeforderte Höchstleistungskultur etablieren und das Potenzial des Kaders ausschöpfen.
… Prioritäten bei der Kaderplanung im Sommer: Nach einer Flut von Gegentoren in den vergangenen Saisons mussten zuerst ein defensives Fundament gelegt und eine neue Achse etabliert werden. Neben Timo Becker als „Schalker Junge“ hat Miron mit Nikola Katic und Hasan Kuruçay zwei absolute Typen ebenso beinahe aus dem Stand integriert wie „Dauerrenner“ Soufiane El-Faouzi. Bei der Entscheidung für jeden einzelnen Spieler war für uns aber noch ein ganz anderer Faktor maßgeblich! Wie viel Bock haben die Spieler auf Schalke? Identifizieren sie sich auch mit der Spielweise und dem Verein? Egal ob aus Aachen, der Schweiz oder aus Kiel – jeder einzelne Spieler wäre auch mit dem Fahrrad nach Gelsenkirchen gekommen.
… den Saisonstart: Der Saisonstart ist gelungen, und was ganz wichtig ist: Die Identifikation der Mannschaft mit dem Verein und den Fans ist wieder gegeben – und umgekehrt genauso. Neun Siege aus den ersten zwölf Spielen haben unsere Erwartungen übertroffen. Vor allem, wenn man bedenkt, dass wir auch einige Hürden überwinden mussten. Das fing schon am ersten Trainingstag mit der schweren Verletzung unseres Kapitäns Kenan Karaman an, der dadurch die komplette Vorbereitung verpasste. Trotz zahlreicher Ausfälle hat das Team auch zuletzt gegen einige Top-Mannschaften der Liga eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass jeder einzelne Spieler in diesem Kader mit Herz und Seele brennt, für den anderen rennt und unbedingt die drei Punkte mitnehmen will.
… die Daten zur Spielidee und den bisherigen Spielen: Sehr hohe Laufbereitschaft, hohes und aktives Pressing in der gegnerischen Hälfte, zielstrebig Richtung Tor – das sind Merkmale, die uns auszeichnen. Ja, defensivorientiert, aber nicht passiv und vor allem auch nicht tiefstehend. Wir haben mit Abstand die höchste Verteidigungslinie der Liga. Wir halten den Gegner somit trotz zahlreicher früher Führungen weit weg vom eigenen Tor. Wir stehen zu Recht im oberen Drittel, aber wir können uns in vielen Bereichen weiter verbessern. Für die Art und Weise, wie auf Schalke wieder Fußball mit Leidenschaft gearbeitet wird, und für den erfreulichen Blick auf die Tabelle möchte ich an dieser Stelle einen riesigen Dank aussprechen – an Miron und das gesamte Team!
… die Arbeit von Youri Mulder: Ein Mann, der eine sehr wichtige Rolle innehat, kommt mir in den vergangenen Wochen leider etwas zu kurz in der positiven Berichterstattung. Er hat einen großen Anteil daran, dass wir im Verlauf dieses Jahres eine sehr positive Entwicklung genommen haben. Youri Mulder ist im Profileistungszentrum der erste Ansprechpartner für den Trainer, die Mannschaft, den Staff und die Medien. Er hat viele Prozesse schon im Januar angestoßen und leistet hier hervorragende Arbeit, genauso wie das gesamte Team im Profileistungszentrum.
… das Scouting: Dafür braucht es ein erfolgreiches Zusammenspiel aus Live-, Video- und Datenscouting auf Basis der entwickelten Schalke-DNA. Wir verfügen seit einigen Jahren über eine eigene Daten-App, mit der wir im Sommer noch intensiver gearbeitet und gute Ergebnisse erzielt haben. Die Datenbasis ist stark, im Dreiklang mit Live- und Videoeindrücken erhöhen wir die Trefferwahrscheinlichkeit bei unseren Transfers.
Für diese Aufgabe haben wir uns dazu entschlossen, einen neuen Verantwortlichen zu suchen. Und damit auch entschieden, die Zusammenarbeit mit Ben Manga als Direktor Kaderplanung, Scouting und Knappenschmiede zu beenden. Als Ben zum S04 kam, konnte er in einer schwierigen Phase Impulse setzen, dafür gebührt ihm unser Dank. Den Prozess der Neubesetzung sind wir ähnlich gewissenhaft angegangen wie die Trainersuche und werden dieses Jahr noch eine Entscheidung treffen. Das Profil wird fokussierter auf den Bereichen Scouting und Transferwesen liegen. Zudem beinhaltet diese Stelle auch die Verantwortung für unsere Leihspielerkonzeption sowie für unsere Partnervereine. In beiden Themen wollen wir noch gezielter und strukturierter vorgehen, um unseren jungen Spielern einen weiteren Ausbildungsweg zu ermöglichen, damit wir in Zukunft sportlich bzw. wirtschaftlich davon profitieren.
… das Scouting in der Knappenschmiede: Unser Scouting und Recruiting für die Profis beginnt bereits in der Knappenschmiede. Vitalie Becker, Mertcan Ayhan und Max Grüger sind aktuelle Erfolgsbeispiele, dazu natürlich Timo Becker, der ebenfalls auf Schalke „groß“ geworden ist.
… den erfolgreichen Saisonstart der U23 und die Arbeit von Jakob Fimpel: Die U23 mit Jakob Fimpel bestreitet eine außergewöhnlich gute Saison, die individuelle Entwicklung der Talente steht weiter im Vordergrund und ist letztlich wichtiger als ein guter Tabellenplatz. Jakob hat sich vergangene Saison zweimal in schwierigen Situationen bereit erklärt, die Profimannschaft interimsweise zu übernehmen. Auch hierfür gebührt ihm ein großes Dankeschön. Es freut mich zudem sehr, dass er jetzt endlich in den kommenden Lehrgang für die Pro-Lizenz aufgenommen wurde.
… die U19 und die Zukunft von Norbert Elgert: In der U19 formt Norbert Elgert wie schon seit Jahrzehnten auch diese Saison wieder Spieler, die in der Zukunft im Profibereich landen werden. Mit Mika Wallentowitz hat zuletzt sogar ein aktueller U19-Spieler seine ersten Einsätze und gegen Elversberg obendrein seinen ersten vielversprechenden Startelf-Einsatz absolviert. Wir sind uns mit Norbert einig, dass auch Mika noch sehr viel lernen muss, um dauerhaft für den Spitzenfußball vorbereitet zu sein. Dies einschätzen und immer wieder in die Tat umsetzen, kann kein anderer in ganz Europa wie unser Coach. Ich freue mich ungemein, dass Norbert Elgert uns auch in der kommenden Saison als U19-Trainer erhalten bleibt.
… die nächsten Schritte der Knappenschmiede: Wir dürfen uns in der Knappenschmiede nicht auf den Erfolgen ausruhen. Ich sehe Potenziale, die wir angehen müssen, um die Knappenschmiede auf einem hohen Ausbildungsniveau zu halten. Die Konkurrenz ist stark gewachsen, insbesondere in NRW. Allerdings ist die Chance auf Profieinsätze auf Schalke so groß wie an kaum einem anderen Standort.
… den Fußball der Frauen: Das Team um Boris Liebing leistet hervorragende Arbeit, hat gemeinsam mit Christina den Fußball der Frauen in wenigen Jahren sehr schnell entwickelt. Der Aufstieg in diesem Jahr ist das erklärte Ziel – und ein Sieg im Westfalenpokal-Derby gegen den BVB wäre umso schöner. Ich würde mir wünschen, dass möglichst viele Schalker am 21. November den Weg ins Parkstadion finden und unser Team unterstützen.
Mittel- und langfristig wird es darum gehen, die Sichtbarkeit des Fußballs der Frauen deutlich zu erhöhen, um dadurch auch die Abteilung weiter zu professionalisieren. Personell, aber auch mit Blick auf verfügbare Plätze und Kabinen. Das geht nicht von heute auf morgen, aber wir haben es fest im Blick.
… die kommenden Jahre: Wichtig ist, dass wir gerade in schwierigen Phasen zusammenstehen. Nur, wenn Schalke wirklich das Wichtigste ist, und persönliche Eitelkeiten im und um den Verein in den Hintergrund treten, können wir auf Dauer erfolgreich sein. Unser Motto der Saison lautet: Weniger quatschen, einfach machen und jeden Tag besser werden wollen. Perspektivisch bleibt der Aufstieg das große Ziel. Versprechen kann ich ihn nicht. Was ich euch aber versprechen kann: Wir werden die bestmöglichen Rahmenbedingungen schaffen, um nachhaltig erfolgreich zu sein. Wir bleiben ambitioniert, aber auch demütig und mit beiden Beinen auf dem Boden.









































