„Ich bin sehr froh, dass ich diese Geduld bewiesen habe“ | OneFootball

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SV Werder Bremen

·27 de janeiro de 2025

„Ich bin sehr froh, dass ich diese Geduld bewiesen habe“

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Michael Zetterer hielt in der Liga dieser Saison dreimal seinen Kasten sauber (Foto: W.DE).

Michael Zetterer feiert zehnjähriges Werder-Jubiläum

Auf den Tag genau vor zehn Jahren wechselte Michael Zetterer im Alter von 19 Jahren von der SpVgg Unterhaching zum SV Werder Bremen. Als talentierter Nachwuchskeeper geholt, musste der gebürtige Münchener auf dem Weg zur Nummer eins viele Hürden und Rückschläge überwinden. Verletzungspech, zwei Leihstationen, der Abstieg in die 2. Bundesliga, der Wiederaufstieg und schließlich im Sommer 2024 Stammtorwart im Werder-Kasten. Im WERDER.DE-Interview spricht „Zetti“ über seinen unkonventionellen Werdegang und ein „fast-Karriereende“.


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WERDER.DE: Moin, Zetti. Herzlichen Glückwunsch zu zehn Jahren Werder Bremen! Auf deinem Weg zur Nummer eins waren vor allem drei Dinge gefragt: Geduld, Beständigkeit und Mentalität. Würdest du da zustimmen?

Michael Zetterer: Vielen Dank. Geduld ist in meinem Fall fast schon selbsterklärend, wenn man seit zehn Jahren jetzt hier ist und seit etwas mehr als einem Jahr fest in der Kiste stehen darf. Vor zehn Jahren war genau das mein Traum. Ich bin sehr froh, dass ich diese Geduld bewiesen habe. Als Torhüter braucht man auch eine gewisse Beständigkeit auf dieser Position und die hat sich am Ende ausgezahlt. Bei der Mentalität ist es so, dass sich diese auch über die Zeit ein wenig ändert, bzw. wie man damit umgeht. Diese Mentalität als Torhüter hatte ich schon vor einigen Jahren, aber man entwickelt sich weiter und weiß besser, mit seinen Emotionen umzugehen.

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Seit 2015 ist Michael Zetterer in Diensten des SV Werder (Foto: nordphoto).

WERDER.DE: Stichwort Emotionen: Bis 2023 warst du der Torhüter, der zwei Gelbe Karten in seiner Profikarriere gesehen hatte, ohne ein einziges Spiel in der Bundesliga absolviert zu haben. War das eine Statistik, die dich damals beschäftigt hat?

Michael Zetterer: Das hat mich persönlich gar nicht beschäftigt. Ich wollte immer, egal in welcher Position, dem Verein helfen. Das war während meiner Zeit bei der U23 so, bei jedem Profi-Training oder auch als zweiter Keeper auf der Bank. Ich wollte gerne Einfluss nehmen auf das Spiel, so gut, wie das eben ging. Das hat auf der Bank nicht immer gut geklappt (lacht).

WERDER.DE: Eine Gelbe Karte hast du damals im Nordderby 2017 beim Hamburger SV (0:0) als Ersatzkeeper auf der Bank von Deniz Aytekin gesehen. Welche Meinungsverschiedenheit hattet ihr da?

Michael Zetterer: Ich glaube, es ging um eine Hand-Entscheidung. Ich dachte in der Szene, dass er das hätte sehen müssen. Ich glaube, so wie ich damals reagiert habe, würde ich heute nicht mehr reagieren (lacht). Ich habe aber einfach damals schon immer versucht, der Mannschaft und dem Verein in jeder Situation zu helfen und das wollte ich auf dem Platz, neben dem Platz, innerhalb der Mannschaft und auch außerhalb der Mannschaft zeigen. Bei meiner zweiten Gelben Karte in Frankfurt bin ich mir sicher, dass die eigentlich Bargi (Anm. d. Red. Philipp Bargfrede) kriegen sollte, aber das kann man wohl nicht mehr auflösen (lacht).

Verletzungspech & Leihstationen

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Michael Zetterer verletzte sich im Trainingslager 2016 an der linken Hand (Foto: nordphoto).

WERDER.DE: Springen wir in das Jahr 2016, in dem du vor allem mit großem Verletzungspech gebeutelt warst. Im Januar hat dich ein zweiter Kahnbeinbruch in der linken Hand für Monate aus dem Verkehr gesetzt, schließlich kam im Sommer-Trainingslager im Zillertal eine Kapselverletzung, ebenfalls an der linken Hand. Was nimmst du rückblickend aus dieser Zeit mit?

Michael Zetterer: Bis vor ein paar Jahren hätte ich noch gesagt, dass ich das Jahr ganz schnell aus meiner Erinnerung rausstreichen möchte. Mit ein wenig Abstand bin ich aber extrem dankbar für das Jahr, so komisch das auch klingt. Es hat mich viel gelehrt, hat mir viel Input neben dem Platz gegeben und das hat mich zu dem Menschen und zu dem Sportler gemacht, der ich heute bin. Natürlich ist jeder Zeitpunkt einer Verletzung blöd, bei mir hatte ich aber das Gefühl, dass es immer dann passiert ist, als ich mich in den Rhythmus gespielt habe.

WERDER.DE: Es war auch eine Zeit, wo du sogar kurz dachtest, den Traum vom Profi-Fußball an den Nagel zu hängen. Was hat dir zum Umdenken verholfen und neue Kraft gegeben?

Michael Zetterer: Ich hatte quasi schon einen Schritt aus der Tür, um meine Karriere zu beenden. Ich bin sehr froh, dass ich diese Schritte zurück gemacht und die Tür geschlossen habe. Es kommt darauf an, wie man an die Sachen rangeht und mit dem Privileg, Fußballprofi sein zu dürfen. Man wertschätzt das anders, als vielleicht andere Profis, die einen gradlinigeren Weg in ihrer Karriere hatten, wo ein Erfolg den Nächsten jagt. Ich darf das ganz anders wertschätzen und das mache ich auch. Ich habe sehr viel Demut gegenüber meiner Situation gerade und wie alles so gekommen ist.

WERDER.DE: Während deiner Laufbahn beim SV Werder gab es auch zwei Leihstationen mit Austria Klagenfurt (Zweite Liga in Österreich) und PEC Zwolle (Eredivisie). Welche Rollen spielen sie in deiner Entwicklung?

Michael Zetterer: Sportlich war es mit der Leihe nach Klagenfurt in die zweite österreichische Liga natürlich nicht das, wo ich ursprünglich mal hinwollte. Das musste ich auch erstmal verarbeiten. Dennoch möchte ich die Zeit nicht missen und es war wichtig, wieder Vertrauen in meine Hand zu bekommen nach den Verletzungen. In den Niederlanden in der Eredivisie war es dann ein anderes sportliches Niveau. Da war es für mich wichtig, dass ich sehe, dass ich auf diesem mithalten kann und ein guter Weg, um mein Ziel hier bei Werder zu verfolgen.

Mein Weg kann beispielhaft für junge Torhüter sein

Michael Zetterer

WERDER.DE: Am 1. Spieltag der Zweitligasaison 2021/22 hast du im Heimspiel gegen Hannover 96 (1:1) schließlich dein Profi-Debüt für Werder gegeben. Ein Gänsehautmoment nach all den Herausforderungen?

Michael Zetterer: Definitiv. Ich weiß noch, wie zerrüttet ich nach dem Spiel war. Auch, wenn ich schon ein paar Wochen vorher wusste, dass ich spielen werde, war der Moment was ganz Besonderes. Dass ich dann nach all den Jahren diesen Traum endlich verwirklichen konnte, war damals ganz besonders, aber auch das erste Bundesligaspiel und jetzt die Nummer eins zu sein genauso. Das wird auch immer besonders bleiben.

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Persönliches Highlight: Michael Zetterer hielt beim 1:0-Sieg in München 2024 den Kasten sauber (Foto: W.DE)

WERDER.DE: Angesprochen mit dem ersten Bundesligaspiel hast du dich während der Saison 2023/24 schließlich festgespielt im Werder-Tor. Ein absolutes Highlight dürfte der 1:0-Sieg bei Bayern München für dich als gebürtiger Münchener gewesen sein.

Michael Zetterer: Ich war damals als kleines Kind bei der Eröffnung der Allianz Arena im Stadion und damals war alles noch gar nicht so greifbar. Dass ich dann mein erstes Spiel in der Allianz Arena als gebürtiger Münchener auch noch zu Null gewinnen durfte, das ist etwas ganz Besonderes. Davon träumt man immer, wenn man zu solchen Spielen hinfährt. Und wir haben als Mannschaft eine überragende Leistung gezeigt, nur so funktionieren solche Auswärtssiege dann. Das wird immer in meiner Erinnerung bleiben.

WERDER.DE: Vor dieser Saison bist du erstmals als klare Nummer eins in eine Bundesliga-Spielzeit gegangen. Kann dein unkonventioneller Werdegang für andere Torhüter eine Art Vorbild sein?

Michael Zetterer: Für mich war immer im Kopf dieses eine Ziel, dass ich hier bei Werder Bremen die Nummer eins werden wollte. Und ich bin sehr stolz darauf, was ich erreicht habe. Mein Weg kann beispielhaft sein für junge Torhüter, die mal Verletzungen durchleben oder durch Leihen einen Umweg gehen müssen. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass durch die Konkurrenz das Fußballgeschäft sehr schnelllebig ist und mein Weg auch sehr untypisch war. Ich hoffe, dass es bei mir weiter so erfolgreich mit dieser fußballromantischen Geschichte weitergeht. Ich möchte hier Erfolg haben und mit Werder Bremen etwas erreichen, was dem Verein und den Fans gerecht wird.

WERDER.DE: Ein Wegbegleiter während deiner gesamten Laufbahn hier war und ist Torwart-Trainer Christian „Kiki“ Vander. Welche Rolle spielt er in deiner Karriere, auch mit Hinblick auf deine fußballerischen Fähigkeiten als Torhüter?

Michael Zetterer: Ich bin sehr dankbar, über das ehrliche Verhältnis was wir haben und wie er menschlich und als Torwart-Trainer zu mir ist. Er macht mich besser und ich denke, dass meine Entwicklung auch ihm Recht gibt. Dazu gehört auch mein Torwartspiel, für das ich stehen möchte und worüber ich mich definiere. Es hat mir sicherlich geholfen, dass ich lange Zeit Feldspieler war (lacht). Ich glaube, ich komme zu einer richtigen Zeit mit einem guten Gesamtpaket.

Vielen Dank, Zetti!

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