Treffpunkt Betze
·18 de setembro de 2024
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·18 de setembro de 2024
Jörg Dahlmann prägte über 40 Jahre lang die deutsche Sportkommentatoren-Szene. Seine Stimme ist jedem Fußballfan ein Begriff, ob durch zahlreiche Übertragungen oder die Fifa-Reihe, der er von 2000 bis 2002 gemeinsam mit Wolf-Dieter Poschmann seine Stimme verlieh. Mittlerweile hat sich der heute 65-Jährige aus dem aktiven Kommentatorengeschäft zurückgezogen, nachdem er immer wieder wegen Äußerungen in die Kritik geraten und 2021 bei Sky für die Formulierung „den letzten Treffer hat er im Land der Sushis geschossen“ entlassen worden war.
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Treffpunkt Betze: Hallo Jörg. Du hast vor mittlerweile über 40 Jahren mit der Sportberichterstattung angefangen, damals für das ZDF und bist eine echte Kommentatorenlegende. Im Laufe der Jahre folgten Stationen bei Sat.1, Premiere, DSF und Sky. Du hast die Leute seitdem vor allem mit deinem emotionalen Kommentatoren-Stil begeistert. Im Jahr 2021 endete deine Arbeit bei Sky dann mit einem äußerst umstrittenen Rauswurf, als dir ein rassistischer Kommentar unterstellt wurde. Wie hast du die Zeit damals erlebt und wie hat sich die Sportberichterstattung in den vergangenen Jahren verändert?
Jörg Dahlmann: Zunächst einmal danke für die Bezeichnung Legende. Na klar hat sich alles verändert. In den 1990iger Jahren beispielsweise bin ich als SAT.1-Nationalmannschaftsreporter einfach auf den Platz gelaufen und habe Lothar Matthäus oder Jürgen Klinsmann einfach interviewt. Ohne Zensur, ohne Absprache mit einem Pressesprecher. Wir hatten oft persönlichen Kontakt zu den Spielern und Trainern. Manchmal sind wir mit ihnen auch mal einen Trinken gegangen. Ich bin happy, diese schöne Zeit erlebt zu haben. Leider hatte meine Karriere ein unschönes Ende, weil ich bis heute der felsenfesten Überzeugung bin, dass der Rauswurf bei Sky wegen der Bezeichnung „Land der Sushis“ als Synonym für Japan ungerechtfertigt war. Die Sky-Bosse unterstellten mir Rassismus mit dieser Bezeichnung. Völlig absurd.
Treffpunkt Betze: Als Regionalchef Südwest bei Sat.1 hattest du über Jahre hinweg auch direkt mit dem FCK zu tun, später auch bei Premiere und im DSF. Gibt es eine besondere Anekdote aus deiner Zeit als Kommentator, die du mit dem FCK verbindest und hast du persönlich gerne auf dem Betze kommentiert?
Jörg Dahlmann: (Lacht) Da gibt es etliche Anekdoten. Ich habe ja sehr häufig den FCK kommentieren dürfen. Das schönste Erlebnis war die Meisterschaft mit dem FCK 1991. Da waren wir gerade mit Premiere (heute Sky) an den Start gegangen. Es war eine unglaublich tolle Mannschaft mit Ehrmann, Dooley, Lutz, Kuntz, Haber, Friedmann, Hoffmann, Labbadia, Schupp, Scherr und all den anderen bunten Vögeln. Auch die Meisterschaft 1998 durfte ich als SAT.1-Reporter hautnah miterleben. Auch eine Mega-Mannschaft. Der FCK war über alle Grenzen hinweg ein Aushängeschild für den deutschen Fußball.
Mit dem FCK verbinde ich auch eine Reportage, die meinem Team und mir den Deutschen Fernsehpreis eingebracht hat: Otto Rehhagels Wechselfehler gegen Bochum. Das ist bis heute ein Klassiker auf YouTube. Inklusive Harry Koch, deutscher geht es ja nimmer (lacht). Otto war so sauer wegen der Reportage, dass er zehn Jahre lang nicht mehr mit mir sprach. Dr. Wieschemann (damaliger Aufsichtsratsvorsitzender, Anm. d. Red.) erteilte mir sogar Stadionverbot.
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Es gibt so viele Geschichten. Eine noch ganz kurz: ich habe einmal Fritz Walter im Berner Wankdorfstadion interviewen würden. Ihm sind vor Rührung die Tränen rausgeschossen. Und ich als Interviewer musste ebenfalls heulen. Skurril: Zwei heulende Menschen standen sich gegenüber, weil sie über Erinnerungen ans WM-Finale 1954 sprachen. Fritz war ein unglaublich herzlicher Mensch. Aber das wisst ihr ja.
Treffpunkt Betze: Mittlerweile bist du auch in der Unterhaltungsbranche unterwegs, hast bei dem Format „Promi Big Brother“ mitgemacht und legst als DJ auf. Außerdem hast du im „Robinson Club Jandia Playa“ auf Fuerteventura unter anderem mit Wolfgang und Friedhelm Funkel die EM kommentiert, mit denen du auch befreundet bist. War auch der FCK ein Thema?
Jörg Dahlmann: Ja, vor allem Friedhelm ist ein guter Freund von mir. Er war unglaublich stolz, den FCK gerettet und ins Pokalfinale geführt zu haben. Es ist wunderbar, mit ihm über diese herrlichen Zeiten am Betze zu reden. Vor allem , wenn er seine Erinnerungen über das 5:0 im Europapokal über Real Madrid auspackt. Für mich eines der Jahrhundertspiele der deutschen Fußball-Geschichte. Friedhelm und auch Wolfgang sind Supertypen, haben - obwohl sie ja Rheinländer sind - super in die Pfalz gepasst. Als Rentner bin ich jetzt auch DJ. Vorzugsweise 80iger, 90iger aber auch Hits von heute und auch Schlager. Ich trete zum Beispiel auf, wenn kleine Clubs ihre Sportwoche feiern. Dann rücke ich mit meinem Mischpult und Laptop an und feiere geile und stimmungsvolle Partys. Wenn jemand Interesse hat, gerne melden unter joergdahlmann@web.de (lacht).
Ich bin aber ja noch fit und - wenn man mit manchem Staatspräsidenten vergleicht - auch noch jung. Aber ich habe Zweifel, ob in der heutigen Fernsehlandschaft freie Meinungsäußerung noch möglich ist. Ich mag zum Beispiel Pyro, darf das als TV-Mann aber nicht sagen.