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·06 de agosto de 2025
Mehr als ein Stück Stoff

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·06 de agosto de 2025
Nein, ein richtiger Trikotfetischist war ich nie – und trotzdem habe ich in meinem Schrank einige Raritäten aus der großen Geschichte der Münchner Löwen gebunkert: Das Löwenbräu-Trikot von Peter Nowak beispielsweise, das Aufstiegsdress von 1993 vom bereits verstorbenen Guido Erhard. Oder auch das gelbe Ausweichtrikot von Rodrigo Costa beim letzten Bundesliga-Auftritt auf Schalke aus der Saison 2003/2004, ebenso das letzte 1860-Leiberl von Europameister Gerald Vanenburg mit persönlicher Widmung.
In den letzten Jahren war das Löwen-Gwand meist spaßbefreit, unattraktiv und nicht selten von der Nike-Stange – doch in diesem Jahr ist alles anders bei 1860 München: Nicht nur die Mannschaft mit Namen wie Kevin Volland, Florian Niederlechner oder Thomas Dähne sorgen für Aufbruchstimmung, sondern auch in Sachen Style ist 1860 endlich wieder erstklassig unterwegs.
Erstmals seit einer gefühlten Ewigkeit bin ich so weit, dass ich mir alle drei Trikots zulegen werde. Zugegeben, anfangs war ich skeptisch, als herauskam, dass 1860 mit Joma eine Partnerschaft eingehen soll (db24 berichtete exklusiv) – mittlerweile feiere ich die Löwen für diese Zusammenarbeit, denn sie zeigt: Man muss in der Branche nicht den großen Namen haben, um mit Design, Wertigkeit und Coolness zu überzeugen. Das neue Löwen-Gwand – mehr als ein Stück Stoff.
Diese drei Trikots gehören zu den schönsten der letzten 20 Jahre – und deswegen verwundert es nicht, dass in der Merchandising-Abteilung alte Rekorde purzeln – und 1860 als Drittligist neue Bestmarken gelingt. In der Bundesliga-Saison 1999/2000 war`s, als die Löwen bis zum Saisonende 11.000 Trikots verkauften – schon jetzt haben die Giesinger diese Marke übertroffen. Hasan Ismaik wird diese Entwicklung bestimmt feiern. Kurzer Vergleich: Zweitliga-Aufsteiger Dynamo Dresden gab vor einigen Monaten bekannt, dass der Jahresumsatz für die eigene Fanartikel-Abteilung bei rund acht Millionen Euro lag. On top kommen 11,5 Millionen Euro aus der Vermarktung hinzu. Das sind keine Fabelzahlen, sondern Realität. Würde alle bei 1860 in eine Richtung marschieren, wären diese Zahlen auch für den Altmeister von 1966 möglich – vorausgesetzt man hätte die richtige Stadionlösung im Schreibtisch.
Der Giesinger Boom hat aber auch Nebenwirkungen: Am Dienstag gingen etliche Fans frustriert aus dem 1860-Shop an der Grünwalder Straße 114. Das Heimtrikot ist schon jetzt komplett vergriffen – und das ausgerechnet vor dem ersten Heimspiel gegen Osnabrück. Vor allem die jungen Fans kennen das Gefühl nicht, wenn der Löwe aufsteht und die Massen mobilisiert. Beim Liga-Start in Essen (1:1) waren 2.700 Fans dabei – und es wären vermutlichnoch mehr gewesen, wenn 1860 mehr Karten von RWE bekommen hätte. Beim ersten Heimauftritt der Saison limitieren sich die Löwen wieder selbst: Mehr als 15.000 Anhänger dürfen nicht rein ins marode Grünwalder Stadion.
Bei 1860 scheint sich derzeit alles zum Guten zu wenden. Das neue Präsidium um Gernot Mang wirkt nahbar, offen und zukunftsorientiert. Der gebürtige Vorarlberger, regelmäßig Zaungast beim Training, stellt sichtbar den Profifußball wieder in den Mittelpunkt. Er sucht auch den Kontakt zu ehemaligen Größen des Klubs – ein längst überfälliges Signal an die Basis. Das Motto: Wir reden nicht nur von Tradition, sondern wir binden die Helden von einst auch in unsere Gedanken mit ein.
Nicht alle scheinen jedoch mit dem neuen Tempo Schritt halten zu wollen. Beispiel Dienstagmittag: Rund 180 Fans besuchten das öffentliche Training – und einige wollten im einst legendären Löwenstüberl einkehren. Doch was sie vorfanden, war bezeichnend: Die Wirtschaft blieb zur besten Mittagszeit geschlossen. Zu Wildmosers Zeiten hätte der Präsident einen Urschrei losgelassen, denn der Kundenservice und Nähe zum Fan war ihm immer heilig- und genau dieser Gedanke muss wieder zurück zu 1860, denn der Fan ist König!