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·18 de dezembro de 2025
Neues Modell sagt Trainerentlassungen voraus: Du bist der Nächste!

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·18 de dezembro de 2025

Mit Erik ten Hag erlebte die Bundesliga eine der frühesten Trainerentlassungen überhaupt. Dem bei Bayer 04 Leverkusen gescheiterten Niederländer folgten im bisherigen Saisonverlauf noch einige Kollegen mehr. Auch Gerardo Seoane (Borussia Mönchengladbach), Paul Simonis (VfL Wolfsburg), Sandro Wagner (FC Augsburg) und Bo Henriksen (FSV Mainz 05) wurden bereits vor die Tür gesetzt.Auch in der 2. Bundesliga drehte sich das Trainerkarussell bereits und schüttelte so manchen Cheftrainer ab. So verloren beispielsweise Dieter Hecking beim VfL Bochum, Daniel Thioune bei Fortuna Düsseldorf, Marcus Fiedler beim 1. FC Magdeburg und Thomas Kleine bei der SpVgg Greuther Fürth ihren Job. Insgesamt wurden somit bereits neun Cheftrainer in den beiden höchsten deutschen Spielklassen entlassen – und das noch vor Weihnachten. Mal mehr, mal weniger überraschend. Dieses willkürliche Zeitempfinden hat nun aber offenbar ein Ende.
Wenn ein Verein sich von dem sportlich Verantwortlichen an der Spitze des Trainerstabs trennt, dann ist das meist aufgrund ausbleibender Erfolge mit zunehmender Intensität zu vermuten und erscheint in den meisten Fällen als logischer Schritt. Bei ten Hag in Leverkusen setzte dieser Schnitt aber auch anhand anderer interner Problem ein, noch ehe ein Fazit zum sportlichen Erfolg möglich war. Manchmal sind es aber auch die Stimmungsbilder aus dem Fanlager, die vermuten lassen, ob ein Trainer seinen Charme verwirkt hat und sich um seinen Job sorgen muss. Doch wie es in der hochmodernisierten Welt des Fußballs mittlerweile nun so ist, wird genau dieser Punkt jetzt offenbar vorhersehbar.

Verlor in der Vorsaison seinen Posten als Cheftrainer des BVB: Nuri Sahin / DeFodi Images/GettyImages
Ein Forschungsteam des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) hat ein System entwickelt, mit dem sich offenbar recht genau vorhersagen lässt, welcher Trainer als Nächstes seinen Job verliert. Das Forschungsteam des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) hat ein mathematisches Modell erstellt und dabei zunächst die Saison 2023/24 herangezogen, in der acht Trainer ihren Job verloren hatten. Dabei konnte das Team ganz offensichtlich ein gewisses Muster erkennen. Die Ergebnisse präsentierte das Forschungsteam im Fachblatt German Journal of Exercise and Sport Research.
Im Fokus steht das sogenannte Momentum, anhand dessen sich eine Trainerentlassung abzeichnet. Das Forschungsteam wollte dieses gewisse Bauchgefühl, das man in solchen Fällen hat, jedoch mathematisch berechenbar machen und den genauen Zeitpunkt ermitteln, an dem sich für einen Trainer auf einem Bundesligastuhl das Blatt wendet und der jeweilige Arbeitgeber sich für eine Trennung entscheidet. Der beteiligte Sportpsychologe Darko Jekauc ließ in diesem Rahmen einige interessante Erkenntnisse durchblicken. "Es sind nicht die Niederlagen an sich, sondern es sind die enttäuschten Erwartungen." Und diese soll anhand verschiedener Faktoren ablesbar seien. "Das, was wir jetzt entwickelt haben, sind objektive Indikatoren", so Jekauc.
Diese zu jedem Verein anders ausfallende und messbare Erwartungshaltung scheint klar aufzuzeigen und wird anhand des Marktwerts einer Mannschaft, der Tabellenplatzierungen vergangener Spielzeiten sowie der Wettquoten ermittelt. Damit konnte das Forschungsteam offenbar eine auf Fakten basierende Grundlage schaffen, die eine Trainerentlassung anhand sportlicher Krisen vorhersehbar macht und die abseits von subjektiven Wahrnehmungen ist. Dies erfolgte unter anderem auch mit dem Research-Lab des Bundesligisten TSG Hoffenheim, mit denen das KIT seit längerem schon zusammenarbeitet. Eine Erkenntnis ist, dass Ergebnisse nur eine Variable im System sind – wenngleich auch, wenig überraschend, eine wichtige und entscheidende.
"Wir haben die Daten der letzten 20 Jahre, der fünf größten Ligen in Europa, angeschaut."- Darko Jekauc, Sportpsychologe
In diesem Punkt gibt es allerdings eine bewusste oder unbewusste Staffelung von Bedeutungsindikatoren, die zu einer Trainerentlassung führen. So fließt das letzte Spiel am meisten in die Bewertung der Vereine ein, das vorletzte Spiel ungefähr nur noch zur Hälfte und das Spiel davor kaum noch. Heißt also offenbar: Offensichtlich reicht ein richtig schlechtes Spiel aus, um das Fallbeil über einem Trainer zum Auslösen zu bringen – egal, wie gut die Leistung einer Mannschaft vor der Trainerentlassung auch gewesen sein mag.
Ein Blick auf vergangene Trainerentlassungen zeigt: Seoane flog in Gladbach nach einer 0:4-Niederlage gegen Werder Bremen, Bo Henriksen nach einer 0:4-Niederlage gegen den SC Freiburg und Marcus Fiedler in Magdeburg nach einer 0:4-Niederlage gegen Elversberg. In der Vorsaison flog Marco Rose bei RB Leipzig nach einem schwachen Auftritt seiner Mannschaft gegen Borussia Mönchengladbach, nachdem man im Spiel zuvor noch 2:0 gegen den BVB gewinnen konnte. Doch unabhängig vom Ergebnis spielt eben scheinbar auch das Auftreten der Mannschaft zum Kipppunkt bei Trainerentlassungen eine Rolle. Es scheint, als würde eine Entlassung bereits in der Luft schweben, doch es braucht einen speziellen Auslöser, um sie loszutreten. Nicht erfüllte Erwartungen könnten damit große Entscheidungskraft tragen, wenn ein Trainer gehen muss. Womöglich werden deshalb manchmal auch Klubs, bei denen es selbst unrund läuft, wie zuletzt zum Beispiel öfter Werder Bremen, zu sogenannten finalen "Trainer-Killern".

Marco Rose verlor in der letzten Saison seinen Posten als Cheftraienr bei RB Leipzig / ANP/GettyImages
Nach ersten Erfolgen erweiterte das Forschungsteam den Umfang der Forschungen. "Wir haben die Daten der letzten 20 Jahre, der fünf größten Ligen in Europa, angeschaut", so Jekauc. Die noch nicht veröffentlichten Ergebnisse scheinen verblüffend.
Das von den Forschern erstellte Modell konnte für den anberaumten Zeitraum und den Umfang der fünf bedeutendsten Top-Ligen Europas nahezu jede Trainerentlassung exakt berechnen und entsprechend abbilden. Das bedeutet: Bleibt das Verhalten der Bundesligisten ähnlich wie in den letzten Jahren, scheint eine Art Frühwarnsystem möglich, das den nächsten Entlassungsknall bei einem Verein vorhersagen lässt.
Für viele Bundesligisten dient dieses mathematische Modell jedoch lediglich als Ergänzung, denn die meisten Klubs verfügen nach Angaben des KIT über eigene Gradmesser und Analyse-Tools, die mit weitaus mehr Daten gefüttert werden können, um den tatsächlichen Leistungsstand abzubilden. Die Forschungsergebnisse helfen jedoch dennoch dabei, eine Trainerentlassung berechenbar und messbar darzustellen. Das Interesse vonseiten der Klubs soll bereits bestehen, wie Jekauc durchblicken ließ: "Vor allem viele Spielanalysten sind an diesem Thema sehr interessiert", so der Sportpsychologe.
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