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·04 de novembro de 2025
Phasenweise #nurderVfB

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·04 de novembro de 2025

Alle fünf bis acht Jahre ungefähr durchlaufe ich eine Nina Hagen-Phase. Dann donnere ich mir diese aus dem Jahr 1978 stammende Musik dieser Frau mit ihrer sehr sehr geilen Band so laut wie möglich rein. Aufm Friedhof, Naturträne, Superboy, Am Bahnhof Zoo… Im Auto, wo es die durchaus ordentliche Anlage fast schon in Schwierigkeiten bringt – oder auf den Bose Overears in der teureren Trendfarbe Blau. Und dann verstehe ich, warum Nina Hagen sowas wie ein Weltstar war. Und ich verstehe nicht, warum ihre Band, später als Spliff unterwegs, nicht auch noch viel bekannter war. Aber, wie gesagt, sie überkommt mich phasenweise, die wilde Nina. Zwischendurch lässt sie mich dann auch wieder in Ruhe. Es war ja auch früher so, als sie noch aktiv war. Zehn Minuten Konzert war super – danach wurde es dann eher schwierig. Zu schrill oft, Überdosis schnell erreicht.
Auch beim Fußball im Allgemeinen und bei meinem VfB Stuttgart im Speziellen hab ich solche Phasen. Da gibt es Jahre, da renn ich so oft wie möglich ins Stadion, schaue jedes Spiel, verfolge den Lärm drumherum, nehme aktiv teil am Vereinsleben, mische mit. Und dann aber auch wieder mehr Ruhe und Gelassenheit. Wenn’s passt, geh ich hin, wenn nicht, dann auch okay. Ergebnisse werden natürlich gecheckt, Liveticker unterm Tisch usw. Aber keine Hektik. Ein Leben ohne #FussballistunserLeben und #nurderVfB ist möglich und gar nicht sinnlos. Vor allem die gekünstelte und doch sehr hobbylose Aufregung um jeden Furz, den ein Spieler oder Funktionär lässt, die fehlt überhaupt nicht. Sollen sie anderswo alles besser wissen und alles erklären und alles in den Status „kriegsentscheidend“ oder doch mindestens „systemrelevant“ erheben – ich brauch das nicht. Grad nicht. Oder vielleicht auch nicht mehr. Womöglich altersbedingt. Altersweisheitsbedingt? Also reg ich mich nicht auf darüber, dass wir bei Red Bull verloren haben. Zu dieser Zeit habe ich übrigens das Hans Thoma Museum zu Bernau im Hochschwarzwald besucht und vom Spiel fast gar nix mitbekommen. Das war toll.
Bin ohnehin der Meinung, dass wir weniger gut sind als viele glauben. Heimsiege gegen Heidenheim und Sankt Pauli haben wir relativ stabil drauf – aber viel mehr nicht, zumindest nicht oft. Aber das ist ja auch völlig okay, denn „wir dürfen nie vergessen, wo wir herkommen“. Bruno Labbadia hat mir da wohl sowas wie einen ewigen Ohrwurm verpasst mit seiner Aussage. Und natürlich reg ich mich trotzdem auf, wenn ich mit ansehen muss, wie wir beispielsweise beim FC Basel verlieren, unnötig wie ein Kropf.
Und jetzt stellt Trainer Hoeneß den jungen Spanier Chema nicht auf, soll ich mich dazu äußern, mit Schaum vor dem Mund, besserwissend? Weil ich heimlich neben Hoeneß tagtäglich auf dem Trainingsplatz stehe, Fußball quasi als abgeschlossenes Hochschulstudium von der Pike auf? Zugegeben: Schon früher, zum Beispiel beim jungen Lars Ricken, da hab ich mich gefragt, ob Hitzfeld den zu Tode schonen will. Gleichzeitig hatte „El joven Raul“ bei Real Madrid gefühlt fünf Spiele pro Woche gemacht, immer volle Distanz. Mit 16 oder so. Und jetzt Chema beim VfB allein deshalb schon Stammplatzgarantie, weil er die maßgeblichen Kriterien erfüllt, jung, Spanier, Kurzname? Quasi neuer Pedri und Rodri in einem? Messi Hilfsbegriff? Ich weiß es nicht, beobachte es entspannt aus der Ferne und wünsche meinem VfB viel Erfolg. Erstes Saisonspiel für mich: 30. November beim HSV. So siehts aus.
Anderswo, bei den alten Haudeginnen und Haudegen der Kontext:Wochenzeitung in Stuttgart, da erklärt der geschätzte Kollege Oettle, von Beruf eigentlich Satiriker, warum am Verbrenneraus nicht gerüttelt werden sollte. Und warum die Chefs vom Daimler und vom Porsche nichts von ihrem Handwerk verstehen. Oettle in Ehren, eine absolute Granate seines Fachs, super Schreibe, witzig und kurzweilig – aber dass der Niedergang der Marke Mercedes nicht mit dem Bekenntnis zur Luxusmarke sondern mit dem Auflegen der hässlichen und viel zu unmercedessigen A-Klasse begann, das kann er natürlich nicht wissen. Ist ja auch Satiriker und kein Automobilmanager.
Da bleib ich doch lieber bei meinen Leisten und lass den lieben Gott einen guten Mann sein. Unaufgeregt. Die ganze Aufregung geht ja ohnehin fürs Warten drauf. Da radikalisiere ich mich zusehends.
Ao vivo


Ao vivo







































