Treffpunkt Betze
·17 de novembro de 2024
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·17 de novembro de 2024
Der 1. FC Kaiserslautern blickt auf ereignisreiche Jahre zurück: Aufstieg aus der dritten Liga, zweimaliger Klassenerhalt und eine sensationelle Finalteilnahme im DFB-Pokal. Hinter dieser Erfolgsgeschichte steht mit Thomas Hengen ein Mann, der ruhig und besonnen die Geschäfte führt und bei Transfers oft ein goldenes Händchen bewies. Auch wenn zuletzt nicht alle Entscheidungen bei Fans auf hundertprozentige Zustimmung stießen, ist die positive Entwicklung der Roten Teufel eng mit seiner Person verbunden. Treffpunkt Betze hat mit dem Geschäftsführer in der Länderspielpause ein ausführliches Gespräch geführt. Im heutigen ersten Teil spricht Thomas Hengen unter anderem über die strategische Ausrichtung des Vereins, die Verwendung der Pokaleinnahmen und wichtige Einnahmequellen der Zukunft.
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Treffpunkt Betze: Hallo Herr Hengen. Die schwierigen Zeiten in der dritten Liga scheint der FCK hinter sich gelassen zu haben. Wo steht der 1. FC Kaiserslautern heute mit Blick auf seine Gesamtstrategie? Also sportlich, finanziell und infrastrukturell?
Thomas Hengen: Ich glaube, man kann sagen, dass wir auf einem sehr guten Weg sind. Man muss solche Dinge aber immer ganzheitlich betrachten und nicht nur den Spielbetrieb in der Zweiten Liga im Fokus haben. Auch in unserer Arbeit am NLZ und im finanziellen Bereich sind wir sehr gut unterwegs und die positiven Entwicklungen sind sichtbar. Natürlich hatten wir durch den DFB-Pokalwettbewerb und das Erreichen des Finales ein außergewöhnlich gutes Jahr, aber unabhängig davon ist es uns in der letzten und auch in dieser Saison erneut gelungen, die Zuschauerzahlen zu steigern, die aktuell noch besser sind als beispielsweise im Aufstiegsjahr. Der Zuspruch unserer Fans ist einfach Wahnsinn.
Das schlägt sich dann auch im Merchandising nieder, wo wir ebenfalls sehr, sehr gute Zahlen schreiben, aber dazu werden wir im Rahmen der Jahreshauptversammlung (Anm. .d. Red.: Die Veranstaltung findet am 27. November 2024 statt) mehr sagen. Das geht aber auch mit steigendem Aufwand und steigenden Kosten einher, und unsere Aufgabe ist es, das auszubalancieren. Wir haben die Verwaltung angepasst, mit der Weitsicht, die in einem vom sportlichen Erfolg abhängigen Unternehmen möglich ist. Gerade diese Bereiche waren nach dem Abstieg 2018 und nach der Planinsolvenz sehr knapp bemessen und hier gilt es, wieder gesunde Strukturen zu schaffen. Natürlich liegt unser Augenmerk auch auf dem sportlichen Bereich. Denn von einer erfolgreichen Mannschaft profitieren alle Abteilungen, sei es Merchandising, sei es Ticketing, sei es der Nachwuchs.
Treffpunkt Betze: Und an welchen Stellen trägt der FCK spürbare Altlasten - vielleicht sogar noch aus Drittligazeiten? Oder anders gefragt: Wo muss sich der Verein noch verbessern, um langfristig konkurrenzfähig zu bleiben?
Thomas Hengen: Altlasten wären für mich gleichbedeutend mit einer Belastung. Die haben wir in der Form nicht. Aber was in den letzten Jahren etwas gelitten hat und woran wir arbeiten, um einen Schritt nach vorne zu machen, ist unser Nachwuchs. Wir versuchen, uns in diesem Bereich sukzessive zu optimieren und der Erfolg gibt uns derzeit auch Recht. Die U17 und die U19 geben ein gutes Bild ab, unsere zweite Mannschaft ist in dieser Saison noch einmal auf einem anderen Niveau als im Vorjahr, all das stimmt uns optimistisch. Wir dürfen nur nicht den Fehler machen und nachlassen.
Treffpunkt Betze: Sie haben im Sommer gemeinsam mit dem Beirat auf eine genehmigte Kapitalerhöhung von bis zu 7,5 Millionen Euro verzichtet. Das heißt ja auch, die höheren Zuschauer- und Pokaleinnahmen reichten aus, um den laufenden Betrieb und seine Weiterentwicklung zu sichern. Wofür wurden diese Mehreinnahmen verwendet?
Thomas Hengen: Die Mehreinnahmen werden vollständig in den Konzern, der wir ja sind, investiert und nach Bedarf verteilt. Sei es im administrativen Bereich, im Jugendbereich oder im Profibereich. Dort haben wir zum Beispiel das Budget um eine Million erhöht, denn um in der Liga mithalten zu können, muss man immer mehr Geld in die Hand nehmen. Wenn man sieht, welche Vereine mit welchen Budgets zu unseren Konkurrenten gehören, ist das fast selbstverständlich. Aber das ist für uns auch gar nicht erstrebenswert, mit solchen Vereinen mithalten zu können. Man muss immer auf seine eigenen Möglichkeiten schauen und seine eigene Geschichte schreiben. Man darf nie vergessen, wo man herkommt. Es ist noch nicht lange her, da standen wir kurz vor der vierten Liga, das muss man sich immer wieder vor Augen führen. Wir müssen mit den Anforderungen wachsen, aber auch immer wieder auf die Bremse treten und schauen, welche Prioritäten gesetzt werden müssen. Was ist wirklich notwendig und was ist Luxus? Hier versuchen wir uns mit Weitblick so vernünftig wie möglich aufzustellen. Was muss, muss - und Luxus steht hinten an.
Treffpunkt Betze: Es ist bekannt, dass der FCK einen sehr hohen finanziellen Aufwand für das Fritz-Walter-Stadion betreibt. Man kann fast schon von einem direkten Wettbewerbsnachteil sprechen. Wie steht es hierbei um den neuen Pachtvertrag? Gibt es schon Erkenntnisse, wie der FCK davon profitieren kann?
Thomas Hengen: Es ist absolut so, dass wir in der Liga einen Wettbewerbsnachteil haben. Man startet jedes Jahr mit einem nicht unerheblichen Minus, das dann immer wieder aufgeholt werden muss. Wir sind derzeit in guten Gesprächen mit der Stadt über den neuen Pacht- und Betreibervertrag. An anderen Bundesligastandorten zahlen die Vereine nur für die Nutzung des Stadions an den Spieltagen, bei uns geht es um die Pacht für das ganze Jahr. Die Stadt Kaiserslautern und der FCK werden also zu einer Art Zweckgemeinschaft, für die im neuen Vertrag Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten festgelegt werden. Finanziell wird sich für uns nicht viel ändern. Das Stadion ist und bleibt ein enormer Kostenfaktor und zudem ein Sanierungsfall, da in den letzten Jahren nur in die Substanzerhaltung und nicht in die Renovierung investiert werden konnte.
Aber natürlich muss das Stadion auch immer wieder modernisiert und instandgesetzt werden, um mit der Zeit zu gehen. Die Westkurve ist zum Beispiel sichtlich in die Jahre gekommen, die Sitze sind veraltet, die Betonsicherheit muss gewährleistet sein, die Wasserleitungen sind veraltet und müssen erneuert werden, diese Aufzählung könnte ich noch weiter fortführen. Der neue Vertrag soll eine Sicherheit für beide Seiten bringen, von der wir, Stichwort Lizenzierungsverfahren, genauso profitieren wie die Stadt, für die das Stadion in jedem Haushalt auch eine enorme Belastung darstellt.
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Treffpunkt Betze: Lässt sich dieser Wettbewerbsnachteil überhaupt dauerhaft lösen?
Thomas Hengen: Die größte Einnahmequelle sind die Fernsehgelder. Im Moment stehen wir aber aufgrund der Fünfjahreswertung noch weit unten in der TV-Tabelle. Es wäre also schon schön, wenn wir sportlich eine gewisse Konstanz an den Tag legen könnten, um zumindest immer sicher in der zweiten Liga dabei zu sein. Vielleicht schaffen wir es auch mal, in der oberen Tabellenhälfte zu landen, dann sind wir auch im Ranking weiter oben. Wenn wir irgendwann in Richtung Bundesliga schauen wollen, wäre es für uns unheimlich wichtig, mehr Erlöse aus der Fünfjahreswertung zu bekommen. Wenn wir das schaffen, dann ist das Stadion zwar schon noch eine gewisse Belastung, fällt aber nicht mehr ganz so stark ins Gewicht.
Treffpunkt Betze: Im Sommer schlossen Sie einen Sponsoringvertrag mit Novoline ab. Können Sie die Kritik aus dem Umfeld nachvollziehen, dass die damit verbundene Werbung für Glücksspielautomaten und Online-Casinos zwar finanziell lukrativ, moralisch aber äußerst fragwürdig sei?
Thomas Hengen: Ich kann die Vorbehalte nachvollziehen. Ich habe mich auch selbst erst einmal einlesen müssen, als wir uns mit dieser Partnerschaft beschäftigt haben, und war überrascht, wie streng das Glücksspiel in Deutschland reguliert ist. Das war schon sehr beruhigend. Aber man muss auch ein bisschen die Kirche im Dorf lassen. Wir haben auch eine Partnerschaft mit einem Bierhersteller und da wird auch keine Präventionsarbeit gefordert. Es ist aber richtig, dass man auf die Gefahren gerade im Glücksspielbereich hinweisen muss, aber ab einem gewissen Alter ist jeder Konsument auch für sich selbst verantwortlich. Zuletzt durften wir drei Jahre mit Allgäuer Latschenkiefer auf dem Trikot werben, wofür wir sehr dankbar sind, aber auch eine solche Investition ist endlich. Und es ist heutzutage gar nicht mehr so einfach, einen Partner zu finden, der einerseits investieren will, andererseits den Weg mit dem Verein gehen will und trotzdem seriös ist. Durch die Corona-Pandemie haben die Firmen nicht mehr die finanziellen Mittel für Werbung, wie das vielleicht noch vor ein paar Jahren der Fall war. Ich glaube, davon können auch andere Vereine ein Lied singen.
Treffpunkt Betze: Dennoch ist ein solches Sponsoring auch vor dem Hintergrund gesetzlicher Bestimmungen nicht unsensibel. Welche Maßnahmen wurden beispielsweise zum Schutz von Kindern und Jugendlichen oder anderen betroffenen Gruppen ergriffen?
Thomas Hengen: Novoline macht das schon von sich aus, und auch wir haben unsere Richtlinien, an die wir uns schon lange halten. Schon in der Vergangenheit gab es auf den Ärmeln der Kindertrikots keine Werbung von Lotto, wohin wir übrigens entgegen allen Vermutungen nach wie vor ein sehr gutes Verhältnis pflegen. Auf den aktuellen Kindertrikots befindet sich nun auf der Brust der Schriftzug Lautre, was meiner Meinung nach sehr gut aussieht und nach unseren Erkenntnissen auch sehr gut angenommen wird.
Treffpunkt Betze: Ein Großteil der Fan-Kommunikation findet inzwischen in den sozialen Medien statt. Welche Digitalisierungspläne hat der FCK für die Zukunft? Zu nennen wäre beispielsweise ein Ausbau der App oder stärkere Aktivitäten auf Youtube, eine Weiterentwicklung der Webseite?
Thomas Hengen: Wir sind dabei, uns auch in diesem Bereich weiterzuentwickeln und eine Digitalisierungsstrategie zu entwickeln. Wir denken zum Beispiel darüber nach, wie wir das Stadionerlebnis für unsere Fans verbessern können. Dazu gehört auch die Frage, wie wir die App so modernisieren können, dass sie jedem Fan am Spieltag einen Nutzen bringt. An welchem Kiosk habe ich gerade die kürzesten Wartezeiten? Wo finde ich von meinem aktuellen Standort aus die nächste Toilette? Das wären unter anderem klassische Inhalte, die eine App liefern könnte. Generell setzen wir uns stetig kritisch mit unserem Content-Angebot, also auch unserem Youtube- und Webauftritt, auseinander und überlegen, wie wir unser bestehendes Angebot optimieren können.
All diese Maßnahmen sind aber auch mit finanziellem Aufwand verbunden. Es braucht Manpower, um diese Entwicklung abzudecken und die verschiedenen Angebote mit Leben zu füllen. Dabei stößt unser Stadion bei einigen Themen auch an seine Grenzen. Nehmen wir zum Beispiel die Videowände. Die werden nicht jünger und die Ersatzteilbeschaffung wird nicht einfacher. Hinzu kommt, dass wir, wenn wir etwas ändern wollen, zuerst mit der Stadt als Eigentümerin sprechen müssen. Was ich damit sagen will: Wir wollen durchaus versuchen, mit der Zeit zu gehen und vielleicht sogar so etwas wie ein digitales Stadion auf den Weg zu bringen, aber auch das braucht Zeit und muss mit Weitsicht Schritt für Schritt realisiert werden.
Treffpunkt Betze: Vor einigen Wochen haben Sie einen digitalen Zweitmarkt für Heimspiel-Tickets gestartet. Warum zunächst nur für ausgewählte Spiele? Und sehen Sie darin auch ein wirksames Instrument im Kampf gegen den Schwarzmarkt - oder steht hier der Fan-Service im Vordergrund aller Überlegungen?
Thomas Hengen: Hier steht ganz klar der Fanservice im Vordergrund. Aus unserer Sicht ist es elementar wichtig, dass möglichst viele Fans die Möglichkeit haben, die Spiele im Stadion zu verfolgen. Wenn nun ein Dauerkartenbesitzer nicht zum Spiel kommen kann, kann er sein Ticket freigeben und ein anderer hat die Chance, dabei zu sein. Solange es aber noch andere Karten gibt, das Spiel also nicht ausverkauft ist, macht die Öffnung des Zweitmarktes keinen Sinn. Insgesamt haben wir die Erfahrung gemacht, dass diese Neuerung großen Anklang findet und sehr gut angenommen wird.
Am Montag um 18 Uhr erscheint der zweite Teil unseres ausführlichen Interviews mit Thomas Hengen. Darin spricht der Geschäftsführer über die sportliche Entwicklung der Mannschaft, warum er eine Stagnation unter Dirk Schuster feststellte und gibt Auskunft über die Vertragsgestaltung bei der Ausleihe von Daisuke Yokota.