Miasanrot
·27 de dezembro de 2024
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Tom Bischof ist einer der gefragtesten deutschen Fußballer im kommenden Transfersommer – auch der FC Bayern München gilt als Interessiert. Stärken, Schwächen und Profil: Der 19-Jährige im Scouting-Report.
Tom Bischof ist erst 19 Jahre jung, hat sich bei der TSG Hoffenheim aber nicht nur durchsetzen können, sondern ist einer der wenigen stabilen Eckpfeiler, die den Club nach dem Chaossommer halbwegs auf Spur halten.
Auch für Julian Nagelsmann könnte der U20-Nationalspieler sehr bald interessant werden. Doch bevor die Nationalmannschaft ein großes Thema wird, muss der flexibel einsetzbare Mittelfeldspieler seine Zukunft klären.
Im kommenden Sommer läuft sein Vertrag aus. Der FC Bayern gilt als interessiert – so wie zahlreiche andere Clubs, die in den internationalen Wettbewerben zu Hause sind. Eine Verlängerung gilt im Moment als unwahrscheinlich.
Doch wie gut ist Tom Bischof eigentlich? Wo liegen seine Stärken? Welche Schwächen hat er? Und würde er ins System von Vincent Kompany passen? Ein Deep Dive.
Dass die Bayern Interesse an Bischof haben, ist nicht neu. Nach Informationen von Miasanrot stand sein Transfer zum Rekordmeister sogar schon fast fest – vor ungefähr drei Jahren. Damals war Bischof noch 16 Jahre jung und galt als einer der talentiertesten Spieler seiner Altersklasse.
Die Bayern lockten ihn damit, dass er bei einem Wechsel sofort am Profitraining teilnehmen dürfe – was für Verärgerung am Campus sorgte. Dort hatte man mit Paul Wanner, Arijon Ibrahimovic und Kenan Yildiz drei Top-Talente für die Position im Offensiven Mittelfeld. Und alle drei warteten darauf, dass ihnen eine klare Perspektive aufgezeigt wird. Profitraining war zu diesem Zeitpunkt im Jahr 2021 noch kein Thema.
Bischof selbst hatte sich sogar schon für den FCB entschieden. Während Wanner (damals 15) und sein Umfeld darüber nachdenken mussten, ob sie München verlassen. Ein Transfer von Bischof hätte eine Entscheidung gegen Bayern womöglich befeuern können. Doch es kam anders.
Während sich in Hoffenheim vor allem Dietmar Hopp sehr darum bemühte, Bischof eine sportliche und finanzielle Perspektive bei der TSG zu bieten, merkten die Bayern, dass sie bei Wanner aktiv werden müssen, um ihn nicht zu verlieren. Denn sein Jugendspielervertrag wäre 2022 ausgelaufen.
Im Dezember und Januar ging es bei beiden Spielern in die entscheidende Phase. Wanner debütierte für den FC Bayern, nachdem auch medial über seine Situation berichtet wurde und es erste Gerüchte über andere Interessenten gab. Man nutzte eine Coronawelle, die den Kader stark dezimierte, um ihm eine Zukunft in München schmackhaft zu machen. Im Hintergrund liefen zwar späte, aber erfolgreiche Gespräche. Wanner blieb.
Nur wenige Wochen später verlängerte Bischof in Hoffenheim. Ob die Wanner-Entscheidung dazu beitrug, ist Spekulation. Klar ist aber, dass beide zum damaligen Zeitpunkt Konkurrenten gewesen wären.
Das lässt sich im Jahr 2024 nicht mehr behaupten. Bischof hat bisher 50 Partien für Hoffenheim absolviert, 16 davon im zentralen oder gar im defensiven Mittelfeld. Gerade zu Beginn wurde er noch auf seiner ursprünglichen Stammposition eingesetzt, was sich in dieser Saison aber geändert hat.
Pellegrino Matarazzo sah großen Bedarf in der Zentrale vor seiner Dreierkette und verhalf dem Linksfuß womöglich zu einer für seine Karriere sehr wichtigen Wandlung. Denn in diesem Jahr scheint ihm der Durchbruch gelungen zu sein.
In einem schwierigen Umfeld gelingt es ihm, konstant auf hohem Niveau Leistungen zu zeigen und sich so für höhere Aufgaben zu empfehlen.
Bischof ist richtig gut am Ball. Er hebt sich mit seinen technischen Qualitäten schon jetzt sehr deutlich vom Bundesliga-Durchschnitt ab, weil er Bälle auch unter Druck sauber verarbeiten kann. Besonders beeindruckend ist seine Furchtlosigkeit. Der 19-Jährige fordert Bälle in nahezu jeder Zeit, sucht unermüdlich nach freien Zwischenräumen und hat zu jedem Zeitpunkt einen guten Überblick.
Der Hoffenheimer kann Situationen zuverlässig lesen und entsprechend antizipieren. Das verschafft ihm vor allem dann einen Vorteil, wenn Gegner hoch und aggressiv pressen. In solchen Situationen zeigt der U-Nationalspieler des DFB, warum er bereits in jungen Jahren als begnadeter Zehner gesehen wurde. Fast nie lässt er sich den Ball abnehmen, häufig findet er sogar noch eine Lösung mit Raumgewinn.
Das macht ihn besonders wertvoll im Spielaufbau, wo die TSG zwar als Mannschaft Probleme hat, sich aber stets darauf verlassen kann, dass der Ball bei Bischof gut aufgehoben ist. Er hat einen sehr tiefen Körperschwerpunkt, ist entsprechend wendig und verfügt über eine enge, aber schnelle Ballführung. Auch körperlich lässt er sich nur selten aus der Balance bringen. Mit 1,83 Meter und einer insgesamt guten Physis scheint er prädestiniert für das zentrale Mittelfeld zu sein.
Bischof spielt kluge Pässe und überstürzt nichts. Dennoch findet er regelmäßig gute Lösungen im Ballvortrag, um das Spiel schnell zu machen. Dahingehend erinnert er an Joshua Kimmich, der ebenfalls sehr überlegt, aber effizient in der Spielgestaltung ist. Beide sind zudem sehr gut darin, sich offensiv ins Spiel einzubinden. Bischof mit kurzen Dribblings, Abschlüssen und Steckpässen, Kimmich eher mit Chipbällen.
Beeindruckend ist zudem, wie er mit dem Rücken zum Gegenspieler fast immer in die richtige Richtung aufdreht. Das unterstreicht seine hervorragende Antizipation, aber auch seine Fähigkeit, mit Schulterblicken alles im Blick zu behalten.
Interessant ist bei Bischof zudem, dass er gegen den Ball mindestens solide ist. Auch hier profitiert er vor allem von seinem hervorragenden Spielverständnis, kann immer wieder seinen Fuß dazwischen halten, wenn Gegner ins Zentrum vorstoßen und sich mit seiner Positionierung Vorteile verschaffen.
Nach der Balleroberung kommt ihm seine Handlungsschnelligkeit entgegen, um Konter einzuleiten. Bischof ist mit seiner Körpergröße nicht gerade eine Erscheinung, vor der sich Angreifer fürchten müssen. Aber er verteidigt clever und das macht ihn zu einem grundsoliden Verteidiger.
Als Abräumer oder – um den Modebegriff zu verwenden – „Holding Six“ taugt er nicht, aber dafür sollte ihn auch niemand verpflichten. Auf einer Doppelsechs kann er sich aber zweifellos auch bei den Defensivaufgaben mehr als sinnvoll einbringen.
Von echten Schwächen kann man bei Bischof kaum schreiben. Im Gegenteil: Der 19-Jährige ist für sein Alter schon extrem reif in seinem Spiel und bringt in seinem Profil für alle Mittelfeldpositionen fast alles mit.
Interessant wird bei ihm eigentlich nur die Frage, ob er diese Leistungen auch bei einem Topclub auf allerhöchstem Niveau bringen kann. Gerade weil er so abgeklärt und ruhig am Ball ist und ihn kaum etwas aus der Ruhe bringt, hat er gute Voraussetzungen dafür.
Verbessern kann er noch das Spiel mit seinem schwachen rechten Fuß. Sonst wird es einfach nur darum gehen, sich in allen Bereichen kontinuierlich Jahr für Jahr zu verbessern. Dann hat er das Potenzial für eine große Karriere.
Schaut man sich das Statistik-Profil auf FBref an, dann fällt auf, dass Bischof schon jetzt in sehr vielen Bereichen zum erweiterten Kreis der Elite zählt. In nahezu allen Bereichen ist er in den vorderen 20 Prozent, in vielen sogar in den vorderen 15 Prozent aller Mittelfeldspieler zu finden.
Das ist schon deshalb bemerkenswert, weil er bei einem Mittelklasseclub spielt, der schon lange keinen wirklich strukturierten und guten Fußball mehr bietet. Ein positiver Ausreißer sind seine Aktionen, die zu Schüssen führen. Mit 5,33 pro 90 Minuten steht er hier im 98. Perzentil. Die Passquote von 79,6 Prozent fällt hingegen negativ auf, hat jedoch auch mit seiner Mannschaft zu tun.
Dennoch zeigt sich hier ein weiteres Verbesserungspotenzial. Manchmal will Bischof es ein bisschen zu sehr erzwingen. Als tieferer Taktgeber muss er dahingehend noch dazulernen. Interessant ist auch der Blick auf die ähnlichen Spieler, wenngleich diese natürlich das Resultat eines rein zahlenbasierten Algorithmus sind.
Mit Alexis Mac Allister, Bruno Guimarães, Enzo Fernández, Pedri und einigen anderen taucht hier eine spannende Mischung aus guten Zweikämpfern und starken Passspielern oder Dribblern auf. So wenig bedeutsam das für die Bewertung von Bischof ist, so sehr zeigt es aber seine Vielseitigkeit.
Für den FC Bayern wäre er eine Art „Perfect Fit“. Joshua Kimmich ist bereits 29 Jahre alt. Zwar hat er damit noch einige Jahre auf höchstem Niveau vor sich, doch einen Spieler wie Bischof im Kader zu haben, der ihn in absehbarer Zeit entweder ersetzen oder ergänzen kann, ist nicht verkehrt.
Natürlich gibt es da auch noch Aleksandar Pavlović, der ebenfalls ein genialer Spielgestalter ist. Aber genau hier liegt auch eine große Schwäche des Bayern-Kaders: Fällt einer der beiden Taktgeber aus, wird es dünn für den FCB. Im System von Vincent Kompany braucht es Spieler, die Situationen schnell erfassen und klug reagieren können. Bischof ist genau das.
Mit 19 beziehungsweise dann 20 Jahren wird er auch nicht den Anspruch stellen, beim FC Bayern sofort Stammspieler zu sein. Gleichwohl müssten die Münchner ihm aber eine gute Perspektive aufzeigen. Regelmäßige Rotation mit Pavlović oder auch Kimmich mal gegen seinen Willen zu einer Pause zwingen könnten gute Mittel sein. Auch ein 4-3-3 mit drei spielstarken Mittelfeldspielern könnte reizvoll sein – ebenso wie ein System mit Raute, das neben den drei genannten Spielern auch Jamal Musiala zentral integrieren würde.
Bischof ist wegen seiner Flexibilität ein Spieler, der dem Trainer unglaublich viele Optionen gibt. Er kann auf der Zehn, im Halbraum, auf der Acht oder eben auch auf der Sechs eingesetzt werden. Dazu wäre er ablösefrei. Ein echter Steal.
Das wissen andere Clubs aber auch. Und der BVB, Eintracht Frankfurt oder vergleichbare Vereine haben einen großen Vorteil: Sie haben weniger Qualität im Kader, sie haben etwas weniger Druck als die Bayern und können jungen Spielern damit eine bessere Perspektive auf Spielzeit versprechen.
In München muss man deshalb ein gutes Gesamtpaket schnüren, um Bischof von sich zu überzeugen. Jüngst berichtete Sky davon, dass eine sofortige Leihe zum Thema werden könnte. Auch wenn der Hoffenheimer schon jetzt in der Lage wäre, beim FCB eine gute Rolle einzunehmen, wäre das eine Option – zumindest wenn sich der Spieler sonst nicht für einen Transfer entscheiden würde, weil er eine Backup-Rolle nicht annimmt.
Hoffen können die Bayern zudem darauf, dass sie vor einigen Jahren schon mal gute Gespräche mit ihm und seinem Umfeld hatten. Vielleicht hilft das auch im Jahr 2024 beziehungsweise 2025.
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