FC Bayern München
·10. Dezember 2025
1. FSV Mainz 05: Neustart nach Negativlauf

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Um das Dilemma des 1. FSV Mainz 05 in der laufenden Saison zu verdeutlichen, bedarf es eigentlich nur dieser einen Szene aus dem letzten Heimspiel gegen Mönchengladbach. Gäste-Angreifer Haris Tabaković hätte mit seinem Kopfball wohl eher für einen Einwurf gesorgt als für einen Torjubel bei den Borussen. Doch sein Versuch nach einer knappen Stunde landete ausgerechnet auf dem (verlängerten) Rücken des Mainzers Danny da Costa, der den Ball dann unglücklich ins eigene Tor bugsierte. Statt eines hart erkämpften Punkts war die 0:1-Heimpleite des Tabellenletzten am vergangenen Spieltag besiegelt – getreu dem Motto: Wenn man kein Glück hat, kommt auch noch Pech dazu.
Damit reist der kommende Bayern-Gegner aus Mainz mit einer Negativserie von neun Bundesliga-Partien ohne Sieg nach München. Gerade mal zwei Zähler haben die Nullfünfer seit dem 4:1-Erfolg gegen den FC Augsburg Mitte September (4. Spieltag) geholt, die nur sechs Punkte und bereits neun Niederlagen nach 13 Spieltagen sind gleichbedeutend mit dem Negativrekord der vereinseigenen Bundesliga-Historie.
Schon vor der 0:1-Niederlage gegen Mönchengladbach zuletzt hatten die Verantwortlichen des FSV daher die Reißleine gezogen und Trainer Bo Henriksen beurlaubt. Der Däne hatte den Klub vor knapp zwei Jahren selbst in einer ähnlich prekären Situation übernommen, vor dem Abstieg gerettet und in der vergangenen Saison bis in die UEFA Conference League geführt. Doch nach dem Höhenflug ging es auf der wilden Mainzer Achterbahnfahrt wieder nach unten, und der Schweizer Urs Fischer wird nach dem Interimseinsatz von U23-Trainer Benjamin Hoffmann zuletzt nun in München erstmals als neuer Chefcoach an der Seitenlinie Platz nehmen.
Trotz schon fünf Zählern Rückstand auf den Relegationsplatz ist die Hoffnung da, dass mit Fischer der Klassenverbleib gelingen wird. „Es sind noch 21 Spiele und viele Punkte zu verteilen. In Mainz kennt man diese Situation und hat sie schon überstanden“, erklärte der neue Cheftrainer bei seiner Vorstellung. Diese Gelassenheit nimmt man dem 59-Jährigen für die schwere Rettungsmission ab. „Ein Vulkan bin ich nicht, das liegt mir nicht“, sagt Urs Fischer über sich selbst. Zumal die Erfolge bei seiner vorangegangenen Station beim 1. FC Union Berlin für sich sprechen: Vom mittelmäßigen Zweitliga-Team formte er den Hauptstadt-Club einst zu einem etablierten Bundesligisten und sogar zum Champions-League-Teilnehmer.
Ähnlich wie unkontrollierte Gefühlsausbrüche an der Seitenlinie sind bei Urs Fischer zunächst auch radikale Änderungen am Mainzer Spielsystem nicht zu erwarten. Er wolle nicht zu viel umstellen, bestätigte Fischer: „Die Jungs brauchen etwas, an dem sie sich festhalten können.“ Schließlich habe die Mannschaft die Qualität, die Klasse zu halten: „Der Großteil des Kaders wurde in der letzten Saison Sechster und war lange im Kampf um die Champions-League-Plätze dabei. Sie können ja nicht das Fußballspielen verlernt haben“, so Fischer.
Die Spielweise des Schweizers beruhte in der Vergangenheit auf einer stabilen Defensive. Es ist also zu erwarten, dass das Hauptaugenmerk beim Neustart auf der Beseitigung der defensiven Misere liegen wird. Seit Februar bzw. 24 Partien hat Mainz 05 in der Liga nicht mehr zu null gespielt. Das ist nicht nur Ligahöchstwert, sondern auch laufender Vereinsnegativrekord. Daniel Batz, eigentlich der dritte Mainzer Torwart, war am vergangenen Wochenende schon nah dran an der „Weißen Weste“ und wird nach seinen starken Paraden gegen Gladbach wohl den verletzten Stammkeeper Robin Zentner auch in der Allianz Arena vertreten.
Insgesamt sind die 24 Mainzer Gegentore in dieser Saison zwar kein guter Wert, aber auch nicht so deutlich über dem Liga-Durchschnitt von 21. Die erfahrene Verteidigung um Stefan Bell (34 Jahre), Danny da Costa (31), Andreas Hanche-Olsen (28), Maxim Leitsch (27) oder den rotgesperrten Dominik Kohr (31) hat sich schon im Abstiegskampf bewährt. Zudem findet Urs Fischer in Mainz Prinzipien vor, die sich schon während seiner Zeit bei Union bewährt haben – dazu gehöre „eklig zu sein und unermüdlich“, erklärte der Fußballlehrer. Es sind Eigenschaften, mit denen man auch gegen die derzeit historisch beste Bundesliga-Offensive (FC Bayern mit 49 Toren nach 13 Spielen) bestehen kann.
Das größere Problem bei Mainz ist in dieser Saison die Offensive. In den vergangenen vier Bundesliga-Partien gelang den Rheinhessen nur ein Tor, als Abwehrspieler Danny da Costa in Hoffenheim noch ins richtige Gehäuse traf. Die aktuell nur elf Tore nach 13 Spielen unterbot Mainz nur vor 19 Jahren in der Abstiegssaison 2006/07 (zehn). Noch eklatanter ist, dass der FSV in drei der vergangenen vier Partien komplett ohne Torschuss vor der Pause blieb und mit durchschnittlich weniger als elf Torschüssen (Platz 17 ligaweit) viel zu wenig Torgefahr ausstrahlt. Hinzu kommen Disziplinlosigkeiten: Mainz sah ligaweit die meisten Platzverweise und musste allein an den jüngsten drei Spieltagen zweimal die Partie zu zehnt beenden.
Es gibt also einige Schrauben, an denen beim Neuanfang des 1. FSV Mainz 05 gedreht werden kann. Jetzt als Tabellenletzter ausgerechnet beim unangefochtenen Spitzenreiter antreten zu müssen, ist aber wohl die denkbar schwerste Aufgabe, die Urs Fischer bei seiner Premiere auf der Bank erwarten kann. Eigentlich haben die Gäste nichts zu verlieren – und genau deshalb dürfen die Bayern sie am Sonntag nicht unterschätzen.
So könnt Ihr das Spiel gegen Mainz verfolgen:









































