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·17. September 2025
"Absolute Frechheit": Großer Elfmeter-Ärger bei Erzgebirge Aue

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·17. September 2025
Jetzt lässt sie sich nicht mehr wegdiskutieren, die Krise bei Erzgebirge Aue. Zumindest, was die Ergebnisse angeht. Beim 1:2 in Cottbus kassierten die Veilchen am Mittwochabend die dritte Pleite in Folge und sind nun Drittletzter. Dass der Siegtreffer der Lausitzer aus einem umstrittenen Elfmeter resultierte, sorgte bei den Sachsen für großen Ärger.
Marvin Stefaniak war mächtig geladen, als er direkt nach Spielende zum Interview mit "MagentaSport" kam: "Ich brauche die Szene auch gar nicht zu sehen", sagte der 30-Jährige direkt. Gemeint war der Elfmeter für Energie Cottbus in Minute 67, nachdem Cigerci im Duell mit Stefaniak zu Fall gegangen war. "Das ist kein Elfmeter für mich", schimpfte Stefaniak und bezeichnete es als "absolute Frechheit", in so einer Situation auf den Punkt zu zeigen. "Und dann auch noch von einem erfahrenen Schiedsrichter." Als er die Szene dann doch sah, musste er ironisch lachen und meinte: "Also wirklich." Der Ärger des Offensivspielers war durchaus nachvollziehbar. Zwar gab es einen Halten des Auers, dieses fand allerdings eindeutig außerhalb des Strafraums statt. Cigerci lief anschließend noch ein bisschen weiter und ging erst im Strafraum zu Fall, nachdem es zu einem weiteren, aber leichteren Halten von Stefaniak gekommen war.
"Das ist wirklich schwierig für mich, ich kann damit nicht leben", rang Stefaniak um Worte – und übte Kritik an Cigerci, mit dem er nach Spielende direkt das Gespräch gesucht hatte. "Er ist so ein geiler Fußballer, ich mag ihm zuzuschauen. Dann sowas zu machen … das ist einfach deprimierend. Ich halte ihn klar draußen und gehe mit meinem Körper dann weg, nehme auch meine Hände weg." Auch Cigerci selbst räumte ein, dass der Zweikampf hauptsächlich außerhalb des Strafraums stattfand. Dennoch habe ihn Stefaniak "noch leicht im Sechzehner" getroffen. "Ich falle dann im Strafraum, es ist ein knappes Ding. Glücklich, dass er ihn pfeift."
Während auch Energie-Coach Claus Dieter Wollitz den Ärger als "verständlich" bezeichnete und meinte: "Ich würde mich auf der anderen Seite genauso ärgern", fand Aues Trainer Jens Härtel klare Worte zur Entscheidung von Burda: "Das ist beim besten Willen kein Elfmeter. Dadurch gerätst du dann auf die Verliererstraße. Das ist ein Bundesliga-Schiedsrichter. Da erwarte ich, dass er hier in so einem Stadion ein bisschen souveräner ist. Es ist ein Derby. Wenn ich mir nicht sicher bin, pfeife ich da nicht Elfmeter. Er bringt das Spiel in eine Richtung, wo ich sage, boah, das tut schon weh." Denn nach der Pause war Aue drauf und dran, die Partie nach dem frühen Rückstand (2.) komplett zu drehen, nachdem Guttau in Minute 15 bereits zum Ausgleich getroffen hatte.
"Wir haben ein überragendes Spiel gemacht, hatten Chancen und Standards ohne Ende", meinte Stefaniak und ärgerte sich vor allem über die zahlreichen Kontersituationen, "in denen wir das Spiel killen können. Wenn wir da das 2:1 machen, will ich erstmal sehen, was die dann machen". Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Cottbus ebenfalls mehrere Gelegenheiten ausließ. Am Ende mit leeren Händen dazustehen, "tut mir im Herzen weh. Die Fans, die Jungs, alle hätten es verdient". Stefaniak zeigte sich untröstlich: "Es war meine Schuld, ich verschulde dieses Drecksding. Da nehme ich die Jungs in Schutz. Ich weiß nicht, was ich für eine Mission von Gott bekomme. Aber ich werde sie auf jeden Fall meistern."
Einen Vorwurf machte Härtel seiner Mannschaft indes nicht, höchstens habe "der letzte Mut" gefehlt. Der 56-Jährige sprach von einem "guten Auswärtsspiel" und einem "ordentlichen Auftritt", der "deutlich besser" gewesen sei als zuletzt gegen Viktoria Köln. Dennoch stand am Ende die dritte Niederlage in Folge zu Buche. Auswärts war es gar die elfte Pleite aus den letzten 13 Partien. Sorgen um seinen Job muss sich Härtel aber wohl nicht machen, hatte ihm Sportchef Matthias Heidrich vor der Partie doch eine Job-Garantie ausgesprochen. Oder kommt es nach der vierten Pleite im sechsten Spiel nun zu einem Umdenken?
Härtel könnte das nicht nachvollzeihen: "Wenn man nach so einem Spiel jetzt sagt, man muss den Trainer rausschmeißen, das sehe ich natürlich nicht so, weil es eine gute Leistung war." Gleichwohl ist dem 56-Jährigen bewusst, "dass es nicht meine Entscheidung ist". Härtel versicherte aber: "Ich gebe Vollgas für diesen Verein. Ich brenne für diese Aufgabe, mache mir jetzt Gedanken zu Osnabrück und nicht, was ringsherum passiert. Das kann ich nicht beeinflussen." Beim VfL sollte am Samstag nun aber unbedingt ein Sieg her – ansonsten könnte die Luft für Härtel dünner werden. "Wir müssen jetzt dringend punkten", weiß der erfahrene Coach, was die Stunde geschlagen hat.