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·4. September 2025
Antony: Die zweite Chance bei Betis Sevilla

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·4. September 2025
Ein Spätsommertag in Sevilla: Wer schon mal die andalusische Metropole besucht hat, weiß: Im September braucht man weder lange Hose noch Pullover. Auch an diesem 2. September strahlt die Sonne. Konkurrenz macht ihr nur das Lachen von Antony Matheus dos Santos – kurz Antony. Doch als der 25-jährige Brasilianer bei seiner Vorstellung das Wort ergreift, verschwindet das Grinsen. Seine Worte stocken und schließlich rollen die Tränen. Es dauert, bis der Neuzugang von Betis seine Rede fortsetzen kann. Sein emotionaler Ausbruch zeigt, wie schwer die letzten Jahre für ihn waren. Bei den Verdiblancos soll die Karriere nun wieder Fahrt aufnehmen.
„Was passiert ist, wird mein Leben prägen. Es war sehr emotional und ich habe so etwas noch nie erlebt“, sagte Antony, nachdem sein 20-Millionen-Euro-Transfer von Manchester United zu Betis nach zähen Verhandlungen am Deadline Day doch noch klappt hatte. Nachdem er bereits auf Leihbasis die Rückrunde 24/25 beim Europa-League-Teilnehmer verbracht hatte, war klar, dass der 16-fache Nationalspieler unbedingt zurückwollte. Daran konnte auch ein Last-Minute-Angebot des verzweifelten FC Bayern nichts mehr ändern. Dass es in Manchester keine Zukunft mehr für Antony gab, war nach vielen Eskapaden und wenig guten Leistungen sowieso klar.
Doch was ist mit dem Spieler passiert, für den die Red Devils 2022 knapp 100 Millionen Euro zahlten und der in Amsterdam mit seinen Dribblings und Schlenzern begeisterte? Bei Ajax hatte Antony vor allem in der Champions League mit sechs Scorern in sieben Spielen auf sich aufmerksam gemacht. Nur Mats Hummels war nach einer provozierten roten Karte nicht begeistert: „Er ist ein super Fußballer, jetzt muss er nur noch lernen, Sportler zu werden“, so der damalige Dortmunder am DAZN-Mikro. Eine Aussage, für die das Sprichwort „den Nagel auf den Kopf treffen“ erfunden wurde.
Nach einer ordentlichen Premierensaison bei United wurde Antony im Herbst 2023 von seiner ehemaligen Partnerin der häuslichen Gewalt beschuldigt. Es folgte der Ausschluss vom Trainingsbetrieb und auch nach seiner Begnadigung fand er nie zu alter Form zurück. Im Gegenteil: Durch alberne Jubel, misslungene Tricks, Provokationen der Gegenspieler und regelmäßige Auseinandersetzungen mit dem damaligen Trainer Erik ten Hag verspielte der Brasilianer die verbliebenen Sympathien bei den Verantwortlichen und Fans. Der zweitteuerste Transfer der ruhmreichen ManU-Historie war zur Witzfigur geworden. So blieb schlussendlich zu Beginn des Jahres 2025 nur die Flucht nach Andalusien.
Angekommen im sonnigen Sevilla waren die Probleme aus dem grauen Manchester wie weggeblasen. 14 Scorer in 26 Liga- und Conference-League-Spielen (inklusive Finalteilnahme) sorgten dafür, dass die Fans der Verdiblancos trotz allem Antony ins Herz schlossen und ihm – mit einem Augenzwinkern – den Spitznamen GOAT (Greatest of all Time) verpassten. Nur logisch also, dass der 25-Jährige bei seiner Rückkehr von hunderten frenetischen Fans am Flughafen empfangen wurde. Dass er jemals ein 100-Millionen-Spieler wird, ist zwar weiterhin unwahrscheinlich, man darf ob der fantastischen Rückrunde jedoch vorsichtig optimistisch sein, dass der Antony, der 2021/22 ganz Europa begeisterte, wieder öfter zum Vorschein kommt. Ist das der Fall, werden er, die Betis-Fans und die andalusische Sonne einmal mehr um die Wette strahlen.