Bellingham in alt? Ein Ansage-Flop wird zum Schlüsselspieler | OneFootball

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Maximilian von Stuckrad-Barre·27. April 2024

Bellingham in alt? Ein Ansage-Flop wird zum Schlüsselspieler

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Der vor zwei Tagen noch erkältete Marcel Sabitzer wird heute Abend gegen RB Leipzig spielen können. Dass das eine für Dortmunder Fans sehr wichtige Information ist, macht eigentlich überhaupt keinen Sinn. Denn: In einer normalen BVB-Welt müsste Marcel Sabitzer ein Riesenflop sein, dessen Verfügbarkeit den Anhängern nicht mehr als ein müdes Schulterzucken abringt.

Zu sehr passt der Österreicher nämlich in eine Reihe von Spielern, die der BVB in den letzten Jahren gern verpflichtete und als wichtige Transfers vorstellte, die aber alle nicht so richtig weiterhalfen: Thorgan Hazard, Thomas Delaney, Mo Dahoud, Niklas Süle und zuletzt Ramy Bensebaini. Alle ungefähr Mitte oder Ende 20, bundesligaerfahren und auch auf gutem Bundesliga-Niveau, aber eben nicht Weltklasse oder ein großes Versprechen für die Zukunft.


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Bei all diesen Spielern (keine abschließende Aufzählung) bilden einerseits inkonstante Leistungen und häufige Verletzungen den roten Faden ihrer Zeit in schwarz-gelb. Vor allem aber konnte keiner von ihnen dem Dortmunder Spiel etwas geben, das ihn in der ersten Elf unverzichtbar gemacht hätte oder im Fall von Süle und Bensebaini aktuell unverzichtbar machen würde. Was ist bei Sabitzer, von dem aktuell so viel abzuhängen scheint, anders als bei den typischen BVB-Einkäufen, die alle mehr oder weniger floppten?

Um die Wichtigkeit Sabitzers zu verdeutlichen, eignet sich eine Pressestimme zum CL-Viertelfinalsieg gegen Atlético Madrid ganz hervorragend. Nachdem der BVB Simones Rojiblancos fast ein bisschen überraschend mit 4:2 geschlagen hatte, titelte der englische ‘Guardian’: „Borussia Dortmunds Sabitzer besiegt Atlético Madrid in einem spannenden Spiel”.

Und ziemlich genauso dürfte es sich für einen Großteil der Zuschauer angefühlt haben. Wenngleich zwar die gesamte Dortmunder Mannschaft ein gutes Spiel gemacht hatte, war es am Ende doch zuallererst Sabitzer, der dieses für den BVB gewonnen hatte. Das wussten auch Julian Brandt und Mats Hummels, die den an Brandt vergebenen Man-of-the-Match-Award nach dem Spiel an ihren Teamkollegen weiterreichen wollten.

Argumente dafür gab Sabitzer den beiden unter anderem, indem er an drei der vier Treffer direkt beteiligt war, doch dass Brandt und Hummels ihren Kollegen so klar als Mann des Abends sahen, hat mehr Gründe als die drei, die nach dem Sieg gegen Atlético auf dem Papier standen.

Es sind die Gründe, die seinen Trainer nach dem Spiel zunächst etwas unpräzise werden ließen: „Was soll man dazu sagen? Es war unglaublich, wie er heute gespielt hat”, schwärmte Edin Terzić und wusste dann doch noch ganz genau, was man zu Sabitzers Leistung gegen Atlético sagen sollte: “Nicht nur die Schlüsselmomente mit dem Tor und dem Assist, sondern auch wie viele tiefe Läufe er gemacht hat, wie oft er den Gegner angelaufen ist, wie oft er den Ball in der gegnerischen Hälfte gelassen hat, weil er so fleißig war.“

Mit dem was Terzić da beschreibt, tackelt Sabitzer gerade eins der größten BVB-Probleme und dabei ist “tackeln” genau das richtige Stichwort. Denn in der individuellen Balance zwischen Defensive und Offensive lag in der Vergangenheit häufig eine ganz wesentliche Schwierigkeit bei Dortmunder Neuzugängen.

Das Spiel der bundesligaerfahrenen Profis, die man holte, war zwar in der Regel auf einem hohen Niveau einzustufen, was in den meisten Fällen aber entweder nur für den Bereich der Offensive (Hazard, Dahoud) oder nur für den der Defensive (z.B. Thomas Delaney) galt.

Sabitzer, der sowohl gegen Atlético als auch zuletzt beim überraschenden Beinahe-Sieg gegen Meister Leverkusen in beiden Bereichen glänzte, könnte sich durch seine Vielseitigkeit als einer der wichtigsten BVB-Transfers der letzten Jahre entpuppen. Denn dass ein offensiv brillierender Dortmunder auch in der Defensive ein Monster ist, kommt einem irgendwie - nun ja - englisch vor. In Dortmund können sie in dieser Hinsicht von Glück reden, dass der Österreicher Marcel Sabitzer schon ein bisschen zu alt ist, um noch für 100 Millionen Euro zu Real Madrid zu wechseln.