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·27. November 2025
Beste Abwehr seit 91 Jahren: Karius‘ Crashkurs in Schalker Geschichte

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Loris Karius ist noch kein Jahr auf Schalke, und doch hat er schon königsblaue Vereinsgeschichte geschrieben. Weil er im Tor hinter der statistisch besten Abwehr von Schalke 04 in Profizeiten steht – mit nur sieben Gegentoren in den ersten 13 Ligaspielen.
„Wir verteidigen von der Nummer neun vorne bis zur Nummer eins hinten als Einheit“, erklärt der Keeper, der schon siebenmal zu Null spielte. Das sei „ein bisschen risikobehaftet“, jeder müsse „seinen Job voll kennen“ – aber: „Bis jetzt ist es immer gutgegangen.“ So gut, dass Karius und seine Vorderleute im Spitzenspiel am Freitag (18.30 Uhr/Sky) gegen den SC Paderborn nach der Tabellenführung in der 2. Fußball-Bundesliga greifen.
Und obendrein besser als bei jeder anderen Schalker Mannschaft in den 63 Spielzeiten seit der Bundesliga-Gründung. Selbst die legendäre Vizemeistermannschaft von 1972, in der Norbert Nigbur hinter Libero Klaus Fichtel im Tor stand und vorne Reinhard Libuda, Klaus Fischer und Erwin Kremers wirbelten und die vor Kurzem noch mit fünf Gegentreffern in den ersten elf Partien als Benchmark galt, hat das aktuelle Team hinter sich gelassen – weil es damals im zwölften Spiel eine 0:7-Klatsche auf dem Mönchengladbacher Bökelberg setzte.
Am nächsten dran an Karius und Co. waren vor 20 Jahren Frank Rost und die Innenverteidiger Marcelo Bordon und Mladen Krstajic, die im gleichen Zeitraum neun Tore zuließen. Und am Ende der Saison mit 31 Gegentreffern den Schalker Bundesligarekord aufstellten. Wer noch bessere Torverhinderer in der Vereinshistorie sucht, landet im Jahr 1934 – als der „Schalker Kreisel“ mit den Klublegenden Ernst Kuzorra und Fritz Szepan in der Gauliga Westfalen Gegnern wie dem SV Höntrop oder der SpVgg Herten lediglich fünf Treffer in den ersten 13 Partien erlaubte. Torhüter Hermann Mellage war übrigens Stahlarbeiter.
Mehr als 90 Jahre später hätte sich sein Nachfolger beinahe auch einen Job außerhalb des Profifußballs gesucht. Denn Karius dachte ans Aufhören, ehe der Zweitligist beim ehemaligen Champions-League-Keeper anklopfte. „Hätte Schalke nicht angefragt, hätte ich wahrscheinlich sogar meine Karriere beendet“, gab der 32-Jährige im Interview mit der Sport Bild zu. Immerhin hatte er schon, während er auf eine neue Chance wartete, anderes versucht. „Ich bin als DJ aufgetreten, bin für Hugo Boss bei der Fashion Week in Mailand über den Laufsteg gelaufen“, erzählte er.
Doch auf Schalke bekam Karius als Torhüter wieder ein Bein auf den Boden – was ihm nach jenem folgenreichen Champions-League-Endspiel 2018 mit dem FC Liverpool gegen Real Madrid mit zwei dicken Patzern (1:3) bei Besiktas Istanbul, Union Berlin und Newcastle United nicht gelungen war. Bei den Königsblauen, die vor allem dank ihrer Abwehrstärke zum Aufstiegskandidaten geworden sind, ist er nicht nur die unumstrittene Nummer eins, sondern auch außerhalb des Spielfeldes ein Anführer. Einer, der vor dem Duell um die Tabellenführung den Druck vom Kessel nimmt und fragt: „Was haben wir zu verlieren?“ Vielleicht einen Rekord für die Ewigkeit.









































