Bitte was?! Nationalspieler bekommt drei Gelbe Karten in einem Spiel | OneFootball

Bitte was?! Nationalspieler bekommt drei Gelbe Karten in einem Spiel | OneFootball

In partnership with

Yahoo sports
Icon: OneFootball

OneFootball

Jule Stolpe·2. Mai 2025

Bitte was?! Nationalspieler bekommt drei Gelbe Karten in einem Spiel

Artikelbild:Bitte was?! Nationalspieler bekommt drei Gelbe Karten in einem Spiel

Wer beim Fußballgucken manchmal genauer auf die Schiedsrichter achtet, dürfte sich schon so manches Mal beeindruckt gezeigt haben von der Übersicht, schnellen Entscheidungsfindung und Konzentration, die dieser Job fordert. Gerade bei Gelben und Roten Karten muss es oft zackig gehen.

Und woher wissen die Schiris eigentlich auch in hektischen Spielen immer oft sofort aus dem Kopf, welche Spieler schon verwarnt und bei der nächsten Gelben Karte dementsprechend in die Kabine geschickt werden müssen? Meistens gelingt das sehr gut, manchmal aber auch nicht. Das wohl prekäreste Negativbeispiel ereignete sich im Sommer 2006 bei der Weltmeisterschaft in Deutschland.


OneFootball Videos


Beim Vorrundenspiel der Gruppe F zwischen Australien und Kroatien in Stuttgart hätten die Kroaten einen Sieg gebraucht, um ins Achtelfinale einzuziehen. Lange sah es auch ganz danach aus, als würde das gelingen. Als der Kroate Josip Simunic, der damals beim Bundesligisten Hertha BSC unter Vertrag stand, in der 62. Spielminute seine erste Gelbe Karte sah, führte seine Mannschaft noch mit 2:1.

In der 90. Minute - mittlerweile hatte Australien bereits den 2:2 Ausgleichstreffer geschossen - verwarnte der englische Unparteiische Graham Poll Simunic erneut. Die zweite Gelbe Karte, also Gelb-Rot und Platzverweis? Falsch gedacht. Der Schiri hatte offenbar vergessen, dass der Kroate bereits verwarnt war und Simunic durfte weiterspielen. Auch seinen Assistenten fiel der Fauxpas nicht auf.

Artikelbild:Bitte was?! Nationalspieler bekommt drei Gelbe Karten in einem Spiel

📸 TORSTEN BLACKWOOD - 2006 AFP

Aber Moment! Gibt es nicht für genau solche Fälle den kleinen Notizblock, auf dem die Schiedsrichter sich Verwarnungen & Co notieren, um sich eben nicht nur auf Erinnerungsvermögen und Assistenz verlassen zu müssen? Eigentlich schon, in dem Fall halfen aber auch die Notizen nicht. Poll erklärte nach Abpfiff, er habe die Verwarnung durchaus aufgeschrieben, allerdings in der falschen Spalte, also in die der Australier. Der Grund: Josip Simunic ist als Kind bosnischer Kroaten in Canberra geboren und hat deshalb einen australischen Akzent.

Soweit so gut, zwei Gelbe Karten ohne vom Platz zu fliegen also - da hat Simunic selbst ja wahrscheinlich dem lieben Gott gedankt, noch mal davongekommen zu sein und bis zum Abpfiff die Füße stillgehalten, um nicht doch noch einen Platzverweis zu riskieren, oder? Keineswegs. In der dritten Minute der Nachspielzeit fing er sich die insgesamt dritte Gelbe Karte wegen Meckerns und musste doch ein bisschen früher als seine Kollegen duschen gehen.

Es gab übrigens einen, dem der Fehler sofort auffiel: Australiens Stürmer Mark Viduka. Er habe den Schiedsrichter gefragt, wie viele Karten Simunic bekommen hat, und bekam die Antwort: „Nur eine". Nach dem Spiel sagte der Australier: „Es sah so aus, als hätte er sich vertan. Jeder macht Fehler. Poll ist ein Top-Schiedsrichter. Ich werde nichts gegen ihn sagen".

Die Reaktion der FIFA fiel ein bisschen drastischer aus, auch wenn der Schiri-Fail sportlich keine Konsequenzen nach sich zog. Australien rettete das Unentschieden über die Zeit und zog ins Achtelfinale ein, Kroatien schied aus.

Artikelbild:Bitte was?! Nationalspieler bekommt drei Gelbe Karten in einem Spiel

📸 MICHAEL URBAN - 2006 AFP

Der damalige FIFA-Präsident Sepp Blatter konnte für das Versagen des Schiedsrichterteams keinerlei Verständnis aufbringen. Für Schiri Poll, der in diesem Gruppenspiel außerdem noch zwei klare Elfmeter nicht pfiff, sollte die WM 2006 dann auch der unrühmliche Abgang von der internationalen Fußballbühne sein. Eine Woche später verkündete er seinen Rücktritt von internationalen Einsätzen.

Und trotzdem: Ein (unfreiwilliger) Teil der Fußballgeschichte wird er wohl immer bleiben: Als der Schiedsrichter, der dem damaligen Bundesligaprofi Josip Simunic drei Gelbe Karten in nur einem Spiel zeigte. In Zeiten des Videobeweises wird es so etwas wohl erst mal nicht wieder geben...


📸 MICHAEL URBAN - 2006 AFP