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·16. Oktober 2024

Borussia Dortmund: Verein und Fanszene

Artikelbild:Borussia Dortmund: Verein und Fanszene

Am Freitag ist es so weit, seit 2011 geht es für den FC St. Pauli erstmals wieder in das Westfalenstadion zu Borussia Dortmund. Während sich Tim im nächsten Artikel um das Sportliche kümmert, schauen wir hier auf Verein und Fanszene.Titelbild by Christof Koepsel/Getty Images via OneFootball

Zurück ins Westfalenstadion

Vielleicht haben es ein paar von euch in Erinnerung, das letzte Spiel in Dortmund fand 2011 nach dem legendären 0:1-Derbysieg im Volkspark statt. Aber trotz der mit Sicherheit mitgereisten Euphorie des Derbysieges, musste man sich in Dortmund mit einem 2:0 geschlagen geben. Jetzt kehren wir am Freitag zurück ins Westfalenstadion. Mit einer Kapazität von 81.365 ist es das größte Stadion Deutschlands. 2005 verkaufte der BVB die Namensrechte an Signal Iduna. Offiziell heißt das Stadion also Signal Iduna Park. Aber weil ich den Verkauf von Namensrechten immer schade finde, werde ich weiter von Westfalenstadion sprechen.


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Einen weiteren Rekord hat das Westfalenstadion noch zu bieten: mit 24.454 Stehplätzen ist die Südtribüne die größte Stehplatztribüne Europas. Dort ist auch die berühmt berüchtigte „Gelbe Wand“ anzufinden, das Zuhause der Ultras von Borussia Dortmund. Dazu aber später mehr, beginnen möchte ich mit einem kurzen Abriss der Vereinsgeschichte des BVB.

Geschichte und Erfolge des BVB

Gründungsjahre

Am 19.12.1909 setzte sich eine Jugendgruppe der katholischen Dreifaltigkeitsgemeinde zusammen und beschloss, entgegen der Meinung des Kaplans Dewald, aus Liebe zum Fußballsport den „Ballspiel-Verein Borussia“ zu gründen. Die Vereinsfarben waren zu Beginn der Vereinsgeschichte, ihr werdet es kaum glauben, blau-weiß. Heute kaum vorstellbar, diese Farben waren aber die der Dreifaltigkeitskirche. Dazu trugen sie noch eine rote Schärpe. Die Farben schwarz-gelb, wie wir sie heute kennen, wurden erst 1913 zu den offiziellen Vereinsfarben. Durch den Beitritt der Klubs „Britannia“, „Rhenania“ und „Deutsche Flagge“ in den BVB und der somit steigenden Mitgliederzahl, verlor der Verein immer mehr den Bezug zur katholischen Kirche. So beschloss man in der Jahreshauptversammlung 1913 die Farben in schwarz-gelb zu ändern, ursprüngliche Farben des Klubs „Britannia“.

Zwangsumzug und NS-Zeit

Lange Zeit war die „Weiße Wiese“ Spielstätte der Borussen, 1924 wurde sie unter dem neuen Namen „Borussia-Sportplatz“ mit Platz für 18.000 Besucher*innen ausgebaut. 1937 kam es zu einem Zwangsumzug durch das NS-Regime von der „Weißen Wiese“ zur „Kampfbahn Rote Erde“. Über die NS-Vergangenheit des BVBs ist in der Vereinshistorie der offiziellen Webseite nicht viel zu lesen, nur, dass im Verein ein gewisser „Burgfrieden“ geherrscht habe und der Vorstand antifaschistisch geprägt gewesen sei. Über die SA-Vergangenheit des Spielers und ersten Nationalspielers beim BVB, August Lenz, fällt kein Wort. Die NS-Vergangenheit scheint aber größer als aus der offiziellen Webseite des BVB herauszulesen. Im Fanzine schwatzgelb.de ist eine Aufarbeitung mit dem BVB in der NS-Zeit zu finden, lesenswert. Hierbei muss man aber dazu sagen, dass auf der Webseite des FC St. Pauli, auch keine Aufarbeitung der NS-Zeit zu finden ist. Das Museum hingegen bietet eine Online-Ausstellung und arbeitet seit 2023 an einer Aufarbeitung jüdischer Geschichte beim FC St. Pauli (Deutschlandfunk).

Nationale und internationale Erfolge

Ab den 50er Jahren verzeichnete der BVB erste große Erfolge. In der Saison 1955/56 wurde der BVB erstmals deutscher Meister nach seinem 4:2-Sieg gegen den Karlsruher SC. Auch 1956/57 holten sie erneut die Meisterschaft. In den 60ern kamen internationale Erfolge dazu. 1966 wurde die Borussia als erste deutsche Mannschaft Europapokalsieger, durch ein 2:1 nach Verlängerung in Glasgow gegen Liverpool.

Die 70er waren geprägt von sportlicher Zweitklassigkeit sowie wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Das prägendste Ereignis in dieser Zeit wird wohl der Bau des Westfalenstadions 1974 gewesen sein, was auch wieder mehr Zuschauer anlockte. 1976 schaffte der BVB die Rückkehr zur Erstklassigkeit. Der nächste Titel war der DFB-Pokalsieg 1989. In den 90er Jahren holte der BVB zwei deutsche Meisterschaften (1995,1996) und feierte 1997 den Sieg der UEFA-Champions-League, ausgerechnet in München. 2002 gelang die erneute deutsche Meisterschaft, ebenso 2011. 2012 schaffte der BVB das Double mit Meisterschaft und DFB-Pokalsieg.

Heute zählt der achtfache Meister mit über 200.000 Mitgliedern zu einem der größten Sportvereine der Welt.

Fans und Fanszene

Publikumsmagnet und internationale Reichweite

Borussia Dortmund ist der größte Publikumsmagnet der Bundesliga. Mit durchschnittlich 81.305 Zuschauer*innen in der Saison 23/24, ist das der höchste Schnitt in der Bundesliga jemals. Der Heimbereich war in allen Spielen letzte Saison ausverkauft. Auch Fanclubs hat der BVB so einige. In der Zahl sind es 1070 Fanclubs, in denen über 70.000 Fans organisiert sind, über 200 davon international. Borussia Dortmund hat also weltweite Beliebtheit vorzuweisen.

Südtribüne Dortmund

Eine Besonderheit im Westfalenstadion hatte ich ja schon genannt: die größte Stehplatztribüne Europas, die Südtribüne. Dort anzufinden ist die aktive Dortmunder Fanszene aus Fanclubs, Ultragruppierungen und Einzelpersonen, die sich seit 2014 als Bündnis „Südtribüne Dortmund“ zusammentun. Zu den bekanntesten und größten Ultragruppierungen in der Fanszene gehören die Gruppen „The Unity“ und „Desperados Dortmund“. Das Anliegen der Südtribüne Dortmund ist es, die Stimmung bei den Spielen zu verbessern. Außerdem wollen sie in fanpolitischen Belangen der Kurve eine Stimme bieten. Bekannt ist die Südtribüne für ihre kreativen und sehenswerten Choreografien, gerne auch untermalt mit Pyrotechnik. Zum 50-jährigen Jubiläum des Westfalenstadions gab es unter anderem eine Ganzstadionchoreo (und eine nette Pyroaktion).

Zuletzt äußerte sich die Südtribüne Dortmund beim Spiel gegen Celtic FC erneut gegen die Champions-League Reform, mit einer „UEFA-MAFIA“-Choreo und einem Spruchband am Zaun: „YOU DON’T CARE ABOUT THE SPORT – ALL YOU CARE ABOUT IS MONEY!“. Dabei wiesen sie auf eine gemeinsame Stellungnahme mehrerer Ultragruppierungen hin. In dieser kritisieren sie unter anderem die ungleich verteilten Einnahmen, die durch diese Reform entstehen werden, und die damit die Kluft zwischen großen und kleineren Klubs in den nationalen Ligen immer mehr vergrößert.

Artikelbild:Borussia Dortmund: Verein und Fanszene

Protest der Fans von Borussia Dortmund gegen die Reform der Champions League. // (c) Stuart Franklin/Getty Images via OneFootball

Gegen ihren eigenen Klub äußerten sie sich kürzlich aufgrund des Sponsoring Deals mit der Rüstungsfirma Rheinmetall. Dabei kritisieren sie vor allem die schlechte Kommunikation seitens des Vereins sowie den Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Deals. Am ersten Heimspiel der Dortmunder gegen Eintracht Frankfurt war auf der Südtribüne eine große Tapetenaktion gegen den Rheinmetall-Deal zu sehen (Faszination Fankurve).

Rechtsextreme bei Borussia Dortmund?

Die Ultras um The Unity und Desperados betiteln sich selbst als unpolitisch. Während ich das The Unity noch abkaufe (mindestens Antirassismus würde ich ihnen auch noch zuschreiben), fällt es mir bei Desperados etwas schwerer, da sie auch schon durch homofeindliche und diskriminierende Banner auffielen und es auch Überschneidungen mit der Neonaziszene in Dortmund gegeben haben soll.

Insbesondere die Hooligan-Szene Borussia Dortmunds machte sich aber immer wieder mit ihrer Nähe zur rechten Szene bemerkbar.

Das bekannteste Beispiel ist wohl die „Borussenfront“ rund um den bereits verstorbenen Neonazi Siegfried Borchardt, die insbesondere in der 80ern ihr Unwesen in der Fanszene Dortmunds trieben. Durch viel Arbeit des Dortmunder Fanprojektes konnte die Borussenfront weitestgehend aus dem Stadion zurückgedrängt werden. Auch Gruppen wie „0231 Riot“ die zwischen 2015 und 2017 immer wieder durch rechte Provokationen auffielen, versuchten sich auf der Südtribüne auszubreiten. Die Gruppe löste sich 2017 nach Razzien der Polizei auf (Schwatzgelb.de).

Freundschaften und Feindschaften

Gut verstehen tut sich die Fanszene des BVB unter anderem mit dem 1. FC Köln und Brøndby IF. Die größte Feindschaft besteht, ist ja klar, zum Nachbarn in Gelsenkirchen, Schalke 04. Das Revierderby ist wohl eins der legendärsten Derbys in Deutschland. Bereits 160 Spiele fanden zwischen dem BVB und dem Schalke 04 statt, Schalke liegt mit 60 Siegen vorne. Aber bis zum nächsten Revierderby kann es noch etwas dauern, sollte Schalke weiter in der 2. Bundesliga feststecken. Aber vielleicht kommt ja mal wieder ein spannendes DFB-Pokal Los.

Schlussworte

Ich hoffe euch hiermit einen kleinen Einblick rund um Borussia Dortmund gegeben zu haben und vielleicht habt ihr ja, so wie ich, ein paar neue Sachen zum BVB gelernt.

Wir sind mit 23 Begegnungen gegen Dortmund noch nicht wirklich oft auf diesen Gegner gestoßen, umso spannender und aufregender wird das Spiel am Freitag. Zumindest steigt meine Aufregung, denn Dortmund ist schon eine große Nummer, nicht nur spielerisch. Mit der großen Anzahl an Fans bin ich sehr gespannt auf die Atmosphäre im Westfalenstadion. Mit der Euphorie eines Derbysieges werden wir am Freitag zwar nicht anreisen, aber mit Sicherheit mit großer Freude und Aufregung für dieses Spiel. Diese müssen wir dann nur noch lautstark im Gästeblock präsentieren. Ich freu mich drauf.

Immer weiter vor.// Nina

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